Antwort auf: Die wunderbare Welt der Oper

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Opernhaus Zürich – 02.03.2018

Idomeneo

Dramma per musica in drei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Libretto von Giambattista Varesco

Musikalische Leitung Giovanni Antonini
Inszenierung Jetske Mijnssen
Bühne Gideon Davey
Kostüme Dieuweke van Reij
Lichtgestaltung Franck Evin
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Dramaturgie Kathrin Brunner

Idomeneo Joseph Kaiser
Idamante Anna Stéphany
Ilia Hanna-Elisabeth Müller
Elettra Guanqun Yu
Arbace Airam Hernández
La Voce Ildo Song
Due Cretesi Anna Soranno, Martha Villegas
Due Troiani Mamuka Tepnadze, Tae-Jin Park

Orchestra La Scintilla
Continuo Claudius Herrmann, Dariusz Mizera
Chor der Oper Zürich
Statistenverein am Opernhaus Zürich

Als Musiktheaterabend fand ich das gestern nicht überzeugend … manchmal fast etwas einschläfernd, da half auf das kristallklare Spiel von La Scintilla unter der kundigen Leitung Giovanni Antoninis nicht immer. Grossartige Musik aber, in ihrem ständig unterbrochenen Flow, die Chromatik, die rhythmischen Akzentverschiebungen, die kleinen Nuancen im Tempo immer wieder … Antonini hatte das bestens im Griff, ich hoffe auf eine Aufnahme (wobei CD mir lieber wäre als DVD) – Mikrophone hingen jedenfalls herum, aber ich weiss nicht, ob das nicht sowieso stets der Fall ist (fiel mir bisher allerdings nie auf, also wohl eher nicht).

Grossartig fand ich auch das Trio Kaiser, Stéphany und Müller. Ersterer war in den Rezitativen manchmal etwas dünn, aber wann immer er ordentlich was zu singen hatte sehr überzeugend, die beiden Damen waren durchs Band umwerfend. Den grössten Applaus kriegte Yu, die Elettra, die ihre Auftritte sehr effektvoll gestaltete – fast schon durchbrachen sie die spröde Regie von Mijnssen, auch ihr Kostüm, ein schwarz-gländender … wie nennt man das, Jumpsuit? … war fast schon ein Bruch in all den Grautönen, die sonst die Bühne beherschten. Diese war in der Regel ein leerer Raum, mit ein paar verschmierten Farbakzenten gestaltet, die vom Licht ein wenig variiert wurden, mal – das Meer – ins Blaue, dann ins Graue oder Grünliche (Dorf/Burg, Land) gingen. Die Personenführung auf der Bühne war sehr okay, aber mehr als das war das inszenatorisch nicht. Ausgezeichnet sang und agierte der Chor, der in seinen unterschiedlichen Rollen von allen Seiten auf die Bühne drängte, um sie herumschlich, sie flutete wie das Meer den flachen Strand.

Nach der Pause, im dritten Akt, war ich dann endgültig gefesselt, einfach weil die Musik in ihrer alles mit sich reissenden Traurigkeit so unglaublich toll war. Hatte den Drang, gleich gestern noch eine Einspielung davon anzuhören – ich habe Gardiner, Davis, Harnoncourt sowie die alte von Fricsay da und noch keine gehört, das war eine Premiere gestern.

Doch zum Hören kam und komme ich noch nicht, denn heute geht es in den „Parsifal“ und der geht früh los …

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