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Ijoma Mangold – Hausboot, Ludwigshafen/Rhein, 11.2.2018
Bislang kannte man Ijoma Mangold überwiegend als Literaturkritiker, für die Feuilletons der Süddeutschen Zeitung und Die Zeit, sowie als Moderator der im Dezember 2010 eingestellten Literatursendung „Die Vorleser“ im ZDF. Nun wechselt Ijoma Mangold die Seiten – und veröffentlichte im vergangenen Spätsommer im Rowohlt-Verlag seine Autobiographie „Das deutsche Krokodil“. Im neuen Café Hausboot, das vor einem Jahr rechts neben dem Kulturzentrum „Das Haus“ in Ludwigshafen am Rhein eröffnet hat, las der humorbegabte 47-Jährige (in lachsfarbenen Dandy-Hosen) vor ausverkaufter Kulisse aus seinem Erstling einige Kapitel vor und stellte sich gut gelaunt den Fragen einer Moderatorin und aus dem Publikum. Da ich keinen Stuhl ergattern konnte, musste ich ganz hinten mit einer breiten Fensterbank als Sitzfläche vorliebnehmen. Somit konnte ich den Sprechenden zwar hören, aber nicht sehen.
Gastredner Ijoma Mangold stammt hier aus der Ecke, aus der Kurpfalz, als gebürtiger Heidelberger. In erster Linie habe sich Ijoma als Debüt für eine Autobiographie entschieden, um mehr über sich selbst nachzudenken und zu erfahren. „Das Spannendste ist ja, was wir nicht wissen. Was ich nicht über mich weiß. Täuschungen und Illusionen, denen ich mich hingab“, eröffnete der Schriftsteller. Deshalb habe sich seine Bio zu einem „Epochenportrait“ entwickelt. Aus der Sicht eines südländisch aussehenden Menschen, der Kindheit und Jugend in der BRD der 1970er und 1980er Jahre verbrachte. Bei der alleinerziehenden Mutter, eine Kinderpsychologin, in Dossenheim zwischen Mannheim und Heidelberg. In jüngeren Jahren sagten seine Mitmenschen oft zu ihm, Ähnlichkeit mit Diego Maradona und Obama zu haben. Ich dagegen finde – Mangold ähnelt dem toten Graffitikünstler Jean-Michel Basquiat (vor allem mit seiner neuen Frise).
Im Laufe seines Lebens konnte Mangold folgende Beobachtung machen: Je höher man in der sozialen Schicht steigt, umso unbedeutender wird die ethnische Herkunft. Mit dem Begriff „Afrodeutscher“ konnte Mangold nichts anfangen. „Ich kannte keinen anderen, der so aussah wie ich“, erklärte der Autor. Obgleich er sich nicht als Ausländer definierte, sondern sich schon immer dem Deutschsein näher fühlte. Bis Ijoma in seiner Jugend den Heidelberger Szene-Musiker Kofi „Linguist“ Yakpo kennenlernte, ein Urmitglied von Advanced Chemistry, die legendäre deutschsprachige HipHop-Band, und mit ihm Freundschaft schloss. „Ich habe mich nie fremd in Deutschland gefühlt“, bekannte Mangold in Bezug auf den Song „Fremd im eigenen Land“ von AC, ein Hit aus dem Jahre 1992. Als seine weiteren Kumpels anfingen, Rock- und Popbands der Dekade zu hören, entdeckte Ijoma Mangold für sich Thomas Mann und Richard Wagner. „Der bekannteste Schwarze war für mich in den 1980er Jahren Eddie Murphy“, erzählte der literarische Besucher. Womit der junge Mangold einst ein kleines Problem hatte: „Jetzt denken alle, schwarze Menschen sind immer so alberne Leute“, habe Mangold befürchtet. Der übrigens, auf Nachfrage eines Besuchers, heute ganz gerne die Barenboim Staatskapelle hört.
Ijoma Mangold während seiner Lesung in Ludwigshafen am Rhein
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!