Antwort auf: Der "Tatort"

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der-hofacker

Registriert seit: 07.04.2005

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Mick, kein Mensch bestreitet, dass es damals auch eine Menge junge Leute gab, die die RAF und ihre Aktionen beschissen fanden. Und ebenso behauptet hier kein Mensch eine Deutungshoheit wg. Zeitzeugentums bzw. will jemand Jüngere für dumm verkaufen. Allerdings behaupte ich, dass man es sich als Nachgeborener etwas zu leicht macht und nicht wirklich weiß, wovon man spricht, wenn man die damalige Stimmungslage als jugendliche Verblendung dummlinker Fantasten abtut. Daran ändert auch polemische Zuspitzung nichts („was wir nicht lernen mussten, war, dass der Mord an Unschuldigen…“). Im übrigen: Ich zB hatte als Geschichtslehrer einen superreaktionären Hardliner.

Du kannst mir glauben: Die Auseinandersetzung mit dem Thema Sympathisantentum funktioniert bei der Generation 60+ in den seltensten Fällen als Reinwaschungsaktion nach dem Motto „ich war dabei, weiß Bescheid, und die Jüngeren haben keine Ahnung“. Stattdessen geht es um die Frage, wie  und warum diese „klammheimliche Freude“ bzw. Bewunderung, die viele von uns persönlich empfunden haben, zustande kam. Da sind die Antworten deutlich komplexer als man sie heute in der Bildzeitung und bei Stefan Aust nachlesen kann. Das hat mehr mit der eigenen Biografie, dem damaligen gesellschaftlichen Klima und der emotionalen Gemengelage zu tun, die Politik in diesen Jahren erzeugt hat. Das wiederum kann nur jeder für sich beurteilen, der’s erlebt hat. Dazu brauch ich jedenfalls keine moralischen Beistand von Leuten, die in den entscheidenden Jahren noch mit der Trompete um den Weihnachtsbaum gerannt sind.

 

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