Antwort auf: Eure Gedanken zum Tod geschätzter Musiker und Musikerinnen

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Meine erste Single von David Bowie war The Jean Genie, danach legte ich mir alle anderen Platten bis hin zur letzten zu. Ich habe keine einzige versäumt wie noch bei einigen anderen. Ich bewunderte seine Wandlungsfähigkeit bis hin zur Unberechenbarkeit, seinen musikalischen Mut und überbordende Fantasie. Als Mensch muss er nicht ganz unproblematisch gewesen sein wie ich einmal kurz erfahren durfte. 1997 weilte er in Münster anlässlich seiner Teilnahme bei Wetten Dass. Während ein Freund und ich uns mit den vollkommen unproblematischen und gesprächigen Bee Gees und deren Mutter(!) die Zeit mit Kaffee und Kuchen vertrieben, lief Bowie durch den Hotelraum. Ich bat höflich um ein Autogramm auf meinen Stapel LPs und CDs. Er würdigte mich keines Blickes und ging weiter. Bevor er den Raum verließ, kam er ganz plötzlich zurück zu mir, deutete auf meinen Stapel und signierte in höchster Geschwindigkeit alles, was ich dabei hatte. Sein Gesicht hellte sich ein wenig auf, er lächelte und schaute mich kurz an. Die unterschiedlichen Augen schienen zumindest etwas Sympathie zu zeigen, auf jeden Fall Verständnis für mein Anliegen. Er wirkte nervös und sehr gestresst, aber auch faszinierend und rätselhaft. Ich mochte ihn sehr, weil er für einen kurzen Augenblick Verletzlichkeit zeigte wie mir schien. Als er im vergangenen Jahr starb, erwischte mich die Nachricht bei meiner Praxistätigkeit. Ich ging in mein Büro, schloss es ab und blieb  für ein paar Minuten allein. Doc f ging es genauso, was er hier auch geschrieben hat. Bis heute fällt es mir schwer, seine letzte Platte durchgehend zu hören ohne eine Träne zu verdrücken.

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