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19.9.1966
im juli war pharoah sanders mit dem ehepaar coltrane, jimmy garrison und rashied ali in japan, und nach ein paar weiteren konzerten in den usa wird er von don cherry zu dessen aufnahmen für blue note eingeladen – als klangfarbe neben dem festen tenoristen gato barbieri. mit diesem und henry grimes und ed blackwell hatte cherry schon den vorgänger COMPLETE COMMUNION eingespielt. neben sanders sind nun auch ein zweiter bassist (j.f. jenny-clarke) und karl berger (vib, p) dabei. die beiden teile der suite gehen deutlich von coltrane (stand ungefähr MEDITATION) aus, finden über etwas konfuse kollektivimprovisationen zu schönen momenten, die von berger und sanders (spielt im ersten teil ausschließlich piccoloflöte, und das nicht unbedingt auf präzision hin) ins schillern gebracht werden. der zweite teil legt an intensität und auch an hipness zu. sanders bekommt jetzt auch als tenorist soloraum und der wird ordentlich gefüllt. nach dem vergnüglichen blendwerk von barbieri (der darüber hinaus auch noch überdeutlich coltrane kopiert) ist es ganz wohltuend, wenn sanders erscheint und erstmal alles in grund und boden bläst.
11.11.1966
angeblich am tag des temple-university-konzerts mit coltrane nahm sanders auch noch das letzte blue-note-album von cherry auf. diesmal hat er barbieri in der band mit grimes und blackwell komplett ersetzt. das material ist ausgesprochen ornette-infiziert und sanders tut sein bestes, um die tonalen melodiefragmente hin und her zu schieben und sich mit cherry einen permanenten schlagabtausch zu liefern. er ist erstaunlich vertraut mit diesem umfeld und sorgt für ordentlich aufladung (grimes macht da sehr gut mit). unter den kurzen stücken ist „there is the bomb“ der höhepunkt, eine komposition, die mehr cherry als coleman ist und zu dem sanders ein ziemlich erdiges tenor hinzufügt (da treffen sich beide in der sentimentalen wertschätzung schöner melodien). auf dem langen „unite“ bringt er seine coltrane-band-erfahrung ein, in den ruhigen passagen greift er wieder zur piccoloflöte. das problem ist allerdings, dass cherry hier wenig emanzipiert scheint vom coleman-konzept. beide, cherry wie sanders, werden schon bald danach weltmusikaspekte in ihre musik integrieren.
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