Re: Wiederhören im Forum…

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sparch
MaggotBrain

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Black Sabbath – Forbidden (1995)

Nein, man muss gewiss nicht immer dahin wo es wehtut. Schon gar nicht, wenn es genügend Alternativen gibt und im konkreten Fall seit neuestem sogar eine mehr. Man muss sich Forbidden auch nicht anhören, um die Klasse von 13 zu erkennen und die Erleichterung darüber zu verstehen. Vielleicht ist es die Hoffnung, nach all den Jahren doch noch irgend etwas Hörenswertes zu entdecken, dass ich es immer wieder mal auflege. Aber nein, das Album ist so schlecht wie eh und je, zeigt eine Band, die nicht am Abgrund steht sondern schon einen Schritt weiter ist. Ein musikalischer Offenbarungseid und dabei standen die Aussichten ursprünglich gar nicht so schlecht, denn nach dem Ende der Cross Purposes Tour sollte sich neben Geezer Butler auch noch Bill Ward zur Band gesellen. Da man sich aber nicht einig wurde und am Ende sogar Butler absprang, reaktivierte Tony Iommi kurzerhand die Besetzung von Tyr. Keine gute Idee, denn bis dato war eben jenes Tyr das schwächste aller Sabbath Alben. Hinzu kam, dass sowohl Cozy Powell als auch Neil Murray noch anderweitig verpflichtet waren und sich die Band somit nie gemeinsam im Studio traf. Des Weiterem muss man sich noch fragen, warum Iommi die Produktion ausgerechnet Ernie C überließ, der letztlich auf ganzer Linie versagte, was man an dem sehr flach und undynamisch klingende Ergebnis sehr gut feststellen kann. Kein Black Sabbath Album klingt noch weniger nach Black Sabbath als Forbidden. Aber auch das Songwriting ist bestenfalls durchschnittlich, was wohl vor allem am stärkeren Einfluss von Sänger Tony Martin liegen dürfte: eine Mischung aus zahnlosen Rockern und sülzigen Balladen. Es fehlt schlicht und ergreifend das ausgleichende Korrektiv in Form eines Geezer Butler, das dem Vorgänger Cross Purposes einige erinnerungswürdige Momente bescherte. So aber brachte Ernie C seinen Bodycount Kumpel Ice-T mit, der auf Illusion Of Power ein paar Raps beisteuern durfte. Nun ist Rap so ziemlich das letzte, das man auf einem Black Sabbath Album erwarten würde, bei dieser Parodie eines Sabbath Songs konnte das aber auch nicht mehr viel ruinieren. Das war im Grunde das einzig erwähnenswerte an diesem Album und spricht es nicht Bände, wenn es über ein Album nicht viel mehr zu erwähnen gibt, als dass ein an sich schon schwacher Song mit einem sinnlosen Rap ausgestattet wurde?
Die Band selbst war mit dem Ergebnis auch nicht zufrieden, so bemerkte Sänger Tony Martin später in einem Interview, dass das Album wohl nur veröffentlicht wurde, um den Vertrag mit I.R.S. zu erfüllen und die Reunion mit Ozzy Osbourne schon längst geplante Sache war. Man ist geneigt, Tony Martin hier zuzustimmen, allerdings hatte Tony Iommi wohl vor ein paar Jahren mal geplant, einen Remix von dem Album anzufertigen bzw. anfertigen zu lassen und es dann als Deluxe Edition neu zu veröffentlichen. Vermutlich haben die Arbeiten am neuen Album dafür gesorgt, dass diese Pläne erst einmal auf Eis gelegt wurden und da dürfen sie für meinen Geschmack auch gerne bleiben. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man an diesem Album groß noch etwas retten kann, auch dann nicht, wenn es plötzlich gut klingen würde. Abgerundet wird dieses Album dann noch durch sein scheußliches Artwork, dass die Band beim Aufklappen brennend im Fegefeuer zeigt. Unwürdig in jeder Hinsicht.

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?