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catch-23
friedrich
Jemand, dem Unknown Pleasures etwas bedeutet, würde ja niemals das Covermotiv auf einem Umhängebeutel tragen, oder?das kann man doch nun beliebig drehen und wenden, bis man selber im besten Licht dasteht. ;)
@ catch-23: Zum Glück hatte ich meine ursprüngliche Aussage mit einem Fragezeichen versehen und nicht behauptet, das ich selbst sowas natürlich niemals tun würde.
Menschen reagieren auf Symbole, auf ein Image oder (Ab)Zeichen, und nicht nur die Werbung macht sich dies geschickt zunutze. Ob nun der Sylt Aufkleber auf dem Auto, oder ein AKW Nee Jutebeutel. Es geht nicht um (Fach)Wissen, es geht dabei um Emotionen.
Carl Gustav Jung hat dazu interessantes geschrieben: „das Symbol: Nach Jung stellt ein Symbol nicht etwas aus dem persönlichen Kontext Erworbenes dar, sondern ist eine emotionsgefärbte Botschaft aus dem kollektivem Unbewußten….liefern eine wortlose Botschaft an das Unbewußte. Sie versetzen uns in eine Stimmung, die wir bisweilen nicht erklären können. Sie sprechen eine tiefe Ebene der Psyche an, die Ebene der Archetypen.“
Gewisse Bilder, Symbole, Namen, Covermotive usw. sind vollgesogen mit Botschaft, und mittlerweile Teil der kollektiven generationsübergreifenden Pop-Kultur. Bands wie The Ramones oder auch JD eignen sich hervorragend für die Identifikation mit einem Mythos, LebensGEFÜHL oder Ideal, und so etwas brauchen wir, womöglich grad als junger Mensch. Man möchte Farbe bekennen, Flagge zeigen, dazu gehören, oder sich abgrenzen.
Ja, identitäts- und gemeinschaftsstiftende Symbole, Images und Codes – darum geht es im Pop. Mich erstaunt halt, wie sehr solche Images offenbar einem Bedeutungswandel unterworfen sind. Das Nirvana-Shirt bei H&M: Eigentlich hätte ich das wissen sollen, denn ich habe vor einer Weile ein Plakat mit Werbung für ein Shopping-Center gesehen, auf dem ein Teenie mit Nirvana-Shirt abgebildet war. Eigentlich ja ein eklatanter Widerspruch: Hier die Band, die für Verweigerung des Mainstreams und des Konsumismus‘ stand, dort das Shopping-Center, das Mainstream und Konsumismus verkörpert. Offenbar kann man aber mit dem Image der Verweigerung den Mainstream sehr gut verkaufen. Rebellion ist sexy und sex sells!
Aber wir zweckentfremden den Elvis-Thread durch solche Diskussionen eine wenig. Wobei: Wenn einer verstanden hat, dass das Image der Rebellion sich gut verkauft, dann Elvis‘ Manager Colonel Tom Parker! Das kann man in der sehr guten Doku, die @ onkelllou hier dankenswerter Weise gepostet hatte, sehr gut sehen.
Elvis ist für mich auch deswegen faszinierend, weil er so eine in sich widersprüchliche Figur war: Glanz und Elend, Rebellion und Konformität, Mensch und Image sind da kaum mehr voneinander zu unterscheiden. Da muss man sich schon sehr genau überlegen, ob man ein Elvis-T-Shirt tragen will oder nicht – und wenn ja, aus welcher Phase?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)