Re: Wiederhören im Forum…

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thomlahn

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Pink Floyd – Animals

Ein Album das bei mir momentan (wieder mal) auf heavy rotation läuft, ein Grund auch mal in die Tasten zu hauen:

Im Grunde ist diese Platte ein Fehlschlag. Zwischen den Hit-Alben Wish you where here und The Wall dürfte es auch kommerziell enttäuscht haben, schliesslich ist nicht ein einziger Track für den Radioeinsatz geeignet oder sonst irgendwie tauglich den Ruhm von ‚Echoes‘ oder ‚Shine on..‘ zu ernten. Basis waren zwei ältere Live-Nummern, die von Waters nochmal überarbeitet wurden. Waters lässt sich von Orwells ‚Animal Farm‘ inspirieren und packt seine Gesellschaftskritik in drei lange und einigermassen sperrige Songs (Dogs – skrupellose Geschäftsleute, Pigs – Politiker und Demagogen, Sheep – die träge Masse) und bettet diese zwischen zwei kurze und liebliche Perlen ‚Pigs on the wing I & II‘. Der Keyboarder Wright bezeichnet dieses Album als der Beginn des Water’schen Ego-Trips. War er doch in das Songwriting gar nicht mehr eingebunden, Gilmour steuerte vermutlich nur die Gitarrensoli bei und erhält Co-writer Credits für ‚Dogs‘. Die Tracks sind angefüllt mit jede Menge Einspielungen und Effekten von Schafen und grunzenden Schweinen, am Ende wird gar der Psalm 23 verhohnepipelt – für viele sicherlich der Grund genug Pink Floyd inzwischen für eine komplett hohle Veranstaltung zu halten. Dazu passend auch die Anektdote zu den herrlich missglückten Arbeiten am Coverfoto.

Trotz all diesen ungünstigen Voraussetzungen ist diese Platte mein meistgehörtes PF-Album, nach WYWH. Gilmour spielt voll auf der Höhe, ja auch die Passage in ‚Pigs‘ mit dem Frampton-Trötendings (Talkbox) passt immerhin zum Thema. Die Produktion ist rockig, aber erlesen – besonders was Gitarren und Keyboards angeht – Effektvoll aber ohne Bombast und recht erdig. Waters verleiht dem Ganzen eine ernsthafte Schärfe und Härte und vergiesst den Spott eimerweise, insbesondere denen gewidmet die zu der Zeit versuchten PF zu zensieren („Mary, you’re nearly a treat, but you’re really a cry“). Am Ende dreht sich ein wirklich geschlossenes rockiges Album, keineswegs so langatmig wie es die gestoppte Länge befürchten lässt. Sicher nicht jedermanns Sache – aber ich lege immer gerne auf, auch wenn (oder gerade weil) die Hits fehlen.

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