Re: Wiederhören im Forum…

#1023717  | PERMALINK

sparch
MaggotBrain

Registriert seit: 10.07.2002

Beiträge: 36,855

Duran Duran – Notorious (1986)

In den 80er Jahren war Duran Duran für mich eine typische Radioband, d.h. ich habe mir damals zwar fast alle Singles in diversen Radiosendungen aufgenommen, für ein ganzes Album hat es aber dann doch nie gereicht. Auch Notorious habe ich erst gegen Ende des Jahrzehnts irgendwo auf dem Wühltisch für kleines Geld erstanden. Wobei die Welt im Herbst 1986, 2 Jahre nach dem letzten großen Hit Wild boys, diversen Nebenprojekten wie Arcadia oder The Power Station und schließlich dem Ausscheiden aus der Band von Andy und Roger Taylor während den Aufnahmesessions auch nicht unbedingt auf dieses Album gewartet zu haben schien. Zumindest aber konnten weder das Album noch die drei Singles an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen. Das könnte natürlich auch daran gelegen haben, dass die Band einen Schritt nach vorne machte. Die New Romantic Wurzeln wurden zwar nicht vollständig gekappt, aber es ist vermutlich vor allem Produzent Nile Rodgers zu verdanken, dass das Album stellenweise mit einer gehörigen Portion Funk ausgestattet ist, was man schon sehr gut bei der ersten Singleauskopplung, dem Titelstück, nachhören konnte. Noch besser gelang allerdings die zweite Single Skin trade, ein superbes Stück Popmusik und neben Save a prayer mein Lieblingssong von Duran Duran. Die dritte und letzte Single „Meet El Presidente“ ging zwar in Ordnung, konnte qualitativ aber nicht mit ihren beiden Vorgängern mithalten. Bleiben noch die Songs dazwischen, und die sind zum Teil alles anderes als bloßes Füllwerk. Vertigo: Do the demolition basiert einmal mehr auf einem stampfende Funkrhythmus während das nach vorne preschende Hold me zwar rockige Ansätze hat, aber bei weitem nicht so breitbeinig wie 1984 Wild boys daherkommt. Dann gibt es noch das seltsam verhuschte American science, das wie schon der Titelsong mit markanten Bläsern aufwartet und die wunderbare Ballade A matter of feeling, die vermutlich noch am meisten zum Frühwerk der Band passte.
Notorious ist ein Mitt-80er Hochglanzprodukt, an dem der Zahn der Zeit jedoch weit weniger genagt hat, als an manch zeitgleich erschienenem Album, was natürlich auch hautptsächlich an Nile Rodgers liegen dürfte, der dafür gesorgt hat, dass das Album nicht allzu zeitgeistig klingt. Einige gute Songs, die sich vor New moon on monday und Co nicht verstecken müssen, runden das Ganz schließlich ab. Ein Meisterwerk ist Notorious zwar nicht, dafür aber ein kurzweiliges Album, das ich mir auch über 20 Jahre später noch gerne anhöre.

--

Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?