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sparch
MaggotBrain

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The Kinks – Phobia (1993)

Ich gestehe, dass ich in Sachen Kinks alles andere als ein Experte bin. Während ich diesen Text schreibe, kenne ich von ihnen nur ein weiteres Album: ‚Lola vs. powerman and the money-go-round‘. Dieses Album kaufte ich mir damals im Anschluss an ‚Phobia‘, doch es hat mir nicht besonders gefallen, womit das Kapitel Kinks erst einmal beendet war. Soweit ich mich erinnern kann, bekam ‚Phobia‘ damals recht gute Kritiken, was wohl auch der Grund gewesen sein muss, warum ich mir das Album gekauft habe. Ein Fehler sollte das nicht gewesen sein, denn es entwickelte sich neben ein paar anderen Alben zum Soundtrack des Sommers 1993. Aus heutiger Sicht gibt es eigentlich nur einen einzigen Kritikpunkt: das Album ist mit 76 Minuten schlicht und ergreifen zu lang, wenngleich es mit ‚Over the edge’nur einen einzigen Totalausfall gibt. Hier nervt vor allem der fanfarenartige und billige Keyboardsound, der dieses Stück beinahe unanhörbar macht. Ansonsten gibt es aber auch einige wirklich herausragende Stücke wie z.B. das mächtig rockende Eröffnungststück ‚Wall of fire‘ inklusive tollem Riff. ‚Drift away‘ setzt dem Ganzen mit seinem vorantreibenden Rhythmus noch einen drauf und bei ‚Still searching‘ gibt es eine erste Verschnaufspause, in der Ray Davies den Rastlosen gibt, angelegt als wunderbare Ballade, was hier ausnahmsweise mal kein Schimpfwort sein soll. Das Titelstück mit seinem beinahe metallischen Riff dagegen ist wieder ein heftiger Rocker, Hammondorgel inklusive. Was wäre das für ein Album geworden, wenn es jetzt einfach so weiter gehen würde, aber leider schleichen sich nun doch einige Füller ein und weniger wäre hier mit Sicherheit mehr gewesen. Zu den Höhepunkten zählen auf jeden Fall noch ‚Surviving‘ und ‚Hatred‘.In letzterem werfen sich die Gebrüder Davies gegenseitig Hasstiraden an den Kopf, wodurch auf ironische Art und Weise der ewige Bruderzwist aufgearbeitet wird. Am Ende gibt es noch das schöne, zurückhaltende ‚Scattered‘ und als Bonus noch die Single ‚Did ya‘, welche damals nicht offiziell auf dem Album vertreten war. Hier zitiert Davies gekonnt seinen alten Hit ‚Sunny afternonn‘ und das Stück ist besser, als so mancher Albumtrack.
Vermutlich spielt ‚Phobia‘ im Gesamtenoeuvre der Kinks keine allzu große Rolle, trotzdem ist es meiner Meinung nach dank einiger wirklich herausragenden Songs ein durchaus hörenswertes Album.

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?