Re: Wiederhören im Forum…

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sparch
MaggotBrain

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Anthrax – Among the living (1987)

Dieses mal wieder ein Album aus der Kategorie „früher gemocht, lange nicht mehr gehört, fast vergessen und jetzt wiederentdeckt‘. Wie viele andere Metalalben habe ich auch diese Scheibe leider irgendwann verkauft und überraschenderweise kam es mir beim „Wiederhören“ so vor, als würde ich die Platte zum ersten mal hören. Allenfalls das Titelstück und ‚Indians‘ hatte ich noch entfernt im Ohr, was vielleicht auch daran lag, daß die Band während meiner Metalphase Mitte der 80er wohl nicht unbedingt in mein bevorzugtes „Metalschema“ paßte. Heute dafür umso besser, denn was dieses Album an Energie freisetzt ist schon bemerkenswert und hat mit klassichem Metal so wie ich ihn mir vorstelle eher wenig zu tun, vielmehr kombinierte die Band ihren Thrashmetalstil mit Punk- und Hardcoreelementen. Rassiermesserscharfe Riffs, ein pumpender Baß und Schlagzeugrhythmen, die bisweilen an Maschinengewehrsalven erinnern, vor allem wenn Trommler Benante die Double Bass Drums bearbeitet, prägen den Sound auf diesem Album, das trotz all seiner Härte und manchmal extremer Geschwindigkeit nie auf melodische Einwürfe verzichtet, wofür hauptsächlich Sänger Joe Belladonna verantwortlich ist. Aprupte Tempowechsel runden das Ganze schließlich ab. Die Texte haben manchmal sozialkritischen Character verzichten jedoch nie auf eine gewisse Art von Humor wie z.B. im Stück ‚Efilnikufesin‘ (‚Nice fuckin‘ live‘), das die ’no future‘ Thematik aufgreift. ‚Indians‘ wiederum thematisiert den Umgang mit den amerikanischen Ureinwohnern und prangert deren Vertreibung bzw. Ausbeutung an. Das Titelstück basiert auf dem Roman ‚The stand‘ von Stephen King (zu deutsch ‚Das letzte Gefecht‘), den ich damals auch gelesen habe mich aber kaum noch daran erinnern kann. Das alles wird verpackt in Songs, die einem kaum Zeit zum durchatmen lassen, so ist der einzige ruhige Moment auf diesem Album das Akustikgitarrenintro zu ‚A.D.I./Horror of it all‘, ansonsten befindet sich die Musik permanent am Anschlag und klingt auch heute noch erfreulich zeitlos.
Neben dem Debütalbum ‚Fistful of metal‘, das weit mehr Heavy Metal Elemente aufweist, ist ‚Among the living‘ leider das einzige Anthrax Album, das ich bis heute kenne. Was mir die Lust an der Band damals endgültig vermieste war die darauffolgend veröffentlichte EP ‚I’m the man‘, bei der sie plötzlich auch noch Hiphop Elemente integrierten, außerdem mochte ich ihre ‚Sabbath bloody sabbath‘ Version nicht. Mit einiger Verspätung wurde die Lust auf mehr bei mir dann aber doch noch geweckt. In diesem Sinne: ‚Among the living, follow me or die‘

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?