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Originally posted by Dominick Birdsey@10 Oct 2004, 14:56
Björk ∙ Debut
Elektra 1993„Debut“ erinnert mich an „Malina“, und Björk erinnert mich an eine Freundin, die mir das Buch von Ingeborg Bachmann zu der Zeit schenkte, als das erste Soloalbum der Sugarcubessängerin bis in die Auslaufrille rotierte. Die Freundin widmete mir das Buch mit den Worten: „Hoffentlich gefällt dir das Buch so gut wie
Dumir.“ Und wenn „Human Behaviour“ mit seinen High-Tech Jammertönen einsetzt, habe ich fest und ankerhaft ihr Bild vor Augen.
Björks Kunst ist die Impulsivität – mit gewissen kessen Beiklängen – ihrer Stimme. Die Musik ist nur Dekoration, ihre Stimme bedeutet Veränderung: „Ihre Stimme sprengt nicht nur jeden Hundeschädel im Umkreis von zehn Meilen, sondern schießt auch flüssiges Rückenmark direkt ins zentrale Nervensystem.“ (NME)
Ob Jazzanklänge, House-Grooves oder Geräusche, die wie das Jaulen einfliegender Ufos bei Videospielen klingen, man hat das Gefühl in dieses Album gesogen zu werden, bedeutenden Kräften ausgeliefert zu sein, denen man sich fügen muss. „There’s no one here and people everywhere“ heißt es im zweiten Song „Crying“: nichts anderes als eine abendliche Sommermorgendämmerung. „Like Someone In Love“ beginnt mit elektrischem Rauschen und entpuppt sich als künstliche Herrlichkeit. „Big Time Sensuality“ hat eine betörende (tanzbare) Melodie und beschreibt das Kennenlernen und den ungewissen Fortgang eines möglichen Beziehungsalgorithmus: „I don’t know my future after this weekend and I don’t want to.“ Die Beats auf „One Day“ erinnern stark an Soul-II-Soul (na klar!), wozu man von Björks Stimme wie von zauberhaften unsichtbaren Händen sacht gestreichelt wird. „Violently Happy“ fügt sich in das allumfassende Muster eines Albums, das vom „Anchor Song“* mit gespenstischem Glanz beendet wird.
„Debut“ ist Musik in allerlebendigsten Geschwindigkeiten. Unlangweilig und eine monumentale Unausweichlichkeit mit katalytischer Wirkung: Es tat nichts und es änderte für mich alles – wie die Widmung in dem Roman von Ingeborg Bachmann.* Später wurde „Play Dead“ an das Ende des Albums gefrachet, und mich beschleicht noch immer das unausrottbare Gefühl, das damit etwas Wesentliches zerstört wurde.
Nun hab ich Gänsehaut…..genau das ist mir damit passiert, aber es war ein anderes Buch von Bachmann*Anrufung des grossen Bären* glaube ich…
Ich bin fassungslos,ehrlich….
und mal direskt die alte Björk raussuche..
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