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Chuck Prophet · Homemade Blood
Cooking Vinyl (1997)
Nach der Trennung von „Green on Red“ 1992, ging es für Chuck Prophet fünf Jahre später ans Heimgemachte. „Homemade Blood“ ist eine Monstrosität an Musik und seine bisher beste Veröffentlichung. Zwölf Songs: roh, erdig, live im Studio eingespielt ohne Overdubs. Deutliche Wurzeln liegen in den sechziger und siebziger Jahren. So klangen Pettys Heartbreakers bevor sie ELOisiert wurden. Sicherlich: Ein Meister der Innovation ist auch Prophet nicht, dafür kann er Songs schreiben, die soviel Charakter besitzen, dass sie nicht wie Abziehbilder von seinen Vorbildern wirken; Vorbilder, die seit Jahren Selbstzitat bleiben. Prophet ist jemand der ein gutes Lied schreibt und die Gitarre zu einem aufregenden Instrument macht. „Credit“, der Opener, rumpelt und riffed richardsmäßiger, als jeder Stonessong der Achtziger und Neunziger. Eine Frischzellenkur. Zu seinen Texten („Just last week a little card come in the mail, it was gold and thin as Kate Moss“) passt die Musik, hergestellt mit Stimme, Schlagzeug, Bass und viel Gitarre. Das youngsche Gitarrensolo beim Titeltrack oder seine Hendrixreferenz im countrybluesigen „Ooh Wee“, immer wird durch das Gitarrenspiel der Rock'n'Roll seiner Songs weitergetragen; die Gitarre immer im Dienste seiner Kompositionen, niemals als Hauptdarsteller. „You been gone“ atmet eine Novemberstimmung und ist eine Schönheit: „You been gone, you been gone, clouds make rain and days make years“. „Kmart Family Portrait“ ist hypnotisch und magisch wie eine Twin-Peaks-Folge. Und neben dem gleichnamigen Song von U2, enthält dieses Album den einzig weiteren legitimen Neujahrssong. Wenn die Kirchturmuhr zwölf Uhr schlägt, das Feuerwerk verpufft ist und die Stille und Klarheit den Januarmorgen einfängt, ist dieser „New Year's Day“ der erste Song, der das neue Jahr mit Wärme erfüllt, wenn sich Stephanie Finchs Harmonien über die Pedal Steel Gitarre legen. Noch ein weiter Song wird durch die Pedal Steel verfeinert: „Inside Track“. Es liegt an der Authentizität dieser Platte, dass sie rührt und manchmal auch amüsiert. Alle Songs bewegen ein Gefühl herbei. Sie wirken nicht nur einheitlich, sie nehmen eine eigene Qualität an. Die Energie nimmt immer noch zu. Bei jedem Hören. Sie werden mehr. So steht es hier: Grün auf Rot.
(Ein Satz, der sich nicht mehr in das Geschriebene fügen wollte: „Green On Red“ Keyboarder Chris Cacavas hat sich gerade etwas Neues selbst getraut).
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