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Morrissey – „Viva Hate“ (1988)

„Education In Reverse“ war der ursprüngliche Titel dieses Albums, der in letzter Minute in ein klares Statement geändert wurde: „Viva Hate“ – Moz ist sauer! Schließlich war Johnny Marr für das (durch voreilige Presseberichte begünstigte) Ende der famosen Vier verantwortlich und hatte etwas vollbracht, was vorher noch niemand gewagt hatte „You just don´t walk away from Morrissey!“ Der verletzte und gekränkte Morrissey, schon immer für eine eher „unkonventionelle Personalpolitik“ bekannt, klammerte sich zunächst trotzig and die verbliebenen Smiths (die er Jahre später als „austauschbar wie die Teile eines Rasenmähers“ bezeichnete) und plante die Zukunft der Band ohne Johnny Marr. Bold venture! Heute wissen wir – The Smiths is dead.

Viva Hate erschien bereits im März 1988 und schoss, begleitet von den superben Singles „Suedehead“ und „Everyday Is Like Sunday“, an die Spitze der UK-Charts. „Everyday Is Like Sunday“ wurde u.a. von den Pretenders & 10.000 Maniacs gecovert, wobei die Gerüchte, dass sich Morrissey mit der Interpretation von Natalie Merchant nicht anfreunden konnte und sie später in dem Song „Have a go merchant“ mit eben dieser Tatsache sehr versteckt konfrontierte, bis heute nicht verstummen wollen… Herausragende Stücke sind neben den bereits erwähnten Singles der schräge und textlich ungewöhnliche Opener „Alsatian Cousin“ (mit der wunderbaren Textzeile „Leather elbows on a tweed coat – is that the best you can do ?“) und der göttliche, autobiographische Monolog „Late Night, Maudlin Street“. „Ordinary Boys“ dagegen is verzichtbar und „Margaret On The Guillotine“ bestenfalls unglücklich, brachten ihm die Textzeilen gegen die ungeliebete Premierministerin doch glatt eine Hausdurchsuchung ein, die später in „He Knows I´d love to see him“ thematisiert wurde. („Oh, my name still conjures up deadly deeds / And a bad taste in the mouth / And the police – they actually know me / They said: „You're just another person in the world / You're just another fool with radical views“) Der Song „Bengali In Platforms“ brachte erstmals die „Is Morrissey a racist?“ Diskussion auf, die ihren Höhepunkt mit dem Erscheinen des Albums „Your Arsenal“ und dem Song „The National Front Disco“ erreichen sollte. „Viva Hate“ gehört, trotz einiger Schwächen und ungewohnten Keyboard-Sounds, noch immer zu Morrisseys besten Alben, das zum 100-jahrigen Jubiläum der EMI auch mit 8 Bonustracks erschienen ist. Recommended!

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