Antwort auf: Adventure Games – The Heart and Soul of Gaming

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melodynelson
L'Homme à tête de chou

Registriert seit: 01.03.2004

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Da ich zuletzt ein paar freie Tage hatte, konnte ich mich einigen mir vorher noch unbekannten Adventures widmen, die ich an dieser Stelle allesamt uneingeschränkt empfehlen möchte.

Gemini Rue (2011, Wadjet Eye Games)

Die Indie-Schmiede Wadjet Eye Games widmet sich seit Jahren der Verschmelzung klassischen Adventure-Feelings mit erwachsenen Stoffen, vorzugsweise dystopischen Settings. An die Blütezeit des Genres zu Beginn der Neunziger erinnern vor allem die liebevoll gestaltete Pixelgrafik sowie die Rätselvielfalt. Interface und Spielkonzept sind indes auf dem Stand der Dinge, wenn nicht diesem gar voraus.

„Gemini Rue“ wurde quasi im Alleingang vom Amerikaner Joshua Nuernberger, damals im Rahmen seines Studiums, realisiert. Wir folgen abwechselnd den Schicksalen von Azriel Odin, einem Profikiller, sowie dem in einer Korrekturanstalt internierten Delta-Six. Freilich verschmelzen beide Schicksale zum Ende hin.

Adventure-untypisch und potenziell abschreckend sind einige Aufgaben, die nur durch Waffengewalt zu lösen sind. Diese sind indes jeweils gut zu meistern und glaubhaft in die Dramaturgie integriert.

Ein durchweg packendes, vielschichtiges Erlebnis, das in etwa dort anschließt, wo das selige „Beneath A Steel Sky“ damals endete.

The Cat Lady (2012, Harvester Games)

Ein weiteres Autorenspiel, diesmal vom polnischen Entwickler Remigiusz Michalski realisiert, der sich mit seinem reichlich ungeschliffen Erstwerk „Downfall“ (mittlerweile als Remake verfügbar) erste Meriten verdient hatte.

„The Cat Lady“ konfrontiert mit dem Leben und Leiden von Susan Ashworth, einer allein stehenden, kettenrauchenden Frau, die sich in ihren frühen Vierzigern befinden dürfte. Nach einem erfolglosen Selbstmordversuch, der uns in einer spielbaren Traumsequenz verbildlicht wird, finden wir uns in einer Nervenheilanstalt wieder. Es gilt diese zu verlassen und nach und nach offene Rechnungen zu begleichen – mit teils rabiaten Mitteln.

Realität und Traum fließen hier auch auf der grafischen und akustischen Ebene stets in einander und es ist teils schwer zu bestimmen, was Susan „wirklich“ widerfährt und was die Ausgeburten ihrer Depression sind.

Ich war über die volle Spielzeit (insgesamt wohl 7-8 Stunden, Schwierigkeit niedrig bis mittel) gefesselt und bewegt, irritiert und verstört, emotional aufs Äußerste herausgefordert. Mehr kann ein Kunstwerk, und als solches betrachte ich dieses Spiel auch, nicht leisten.

zuletzt geändert von melodynelson

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