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Wie versprochen/angedroht hier mal was zu einer Platte, an der sich die Geister oftmals scheiden:
Deutschland im Frühjahr 1986 – Split bei BAP! Schmal Boecker und Jan Dix werfen das Handtuch! So stand es zu lesen in diversen Boulevard-Blättern und auch im ME/Sounds. Beim Rockpalast-Gig in der Grugahalle konnte ich mich dann vor Ort freuen, dass der Schmal doch noch da war, nur Jan Dix war leider tatsächlich weg.
Was war passiert?
BAP hatten nach „Salzjebäck“ beschlossen, es das nächste Mal mit einem „richtigen“ Produzenten zu versuchen und die Wahl war auf Mack gefallen, der in seinen Münchener Musicland Studios neben diversen Pop-Produktionen auch Queen, die Stones und Led Zeppelin zu seinen Kunden zählen konnte. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist dieses Album, dass ich in den letzten Wochen mit ca. 15 Jahren Abstand mal wieder ein paar Mal angehört habe.
Und: Die Platte gefällt mir gerade besser als ich sie
a) in Erinnerung hatte und
B) durch die Bedeutung für die BAP-Historie eingeordnet hatte!
Grundsätzlich einmal zum Sound:
„Ahl Männer“ klingt bedeutend besser als die beiden Nachfolger „Da Capo“ und „X für’e U“ (was dann bis „Amerika“ 1997 kam, verdient sowieso keine Erwähnung)!
Danach kam nämlich die Formel: US-Mainstream-Heavygitarren plus Keyboardflächen und auf Ahl Männer gibt’s noch eine Menge Interessantes in der Produktion zu endecken. Wirklich tolle Gitarren, raffinierte Arrangements, poppige Sounds, die den Songs damals wirklich zugute kamen (Time is cash time is money, Globus). Dass Niedeckens Stimme in den Hintergrund gemischt wurde, kann ich eigentlich nur bei „Halt mich fest“ (sowieso der Schwachpunkt des Albums) feststellen.
Allerdings hat Mack damals einen unschönen, schnell absterbenden Hall auf Niedeckens Stimme gemischt (z.B. „Endlich allein“), sowas hätte nicht sein müssen – dagegen Songs wie „Lisa“ wurden produktionstechnisch weder vor noch nach diesem Album wieder erreicht!
Meine Favoriten (auch damals schon) sind „Endlich allein“, „Lisa“, „Breef ahn üch zwei“ und „Time is cash“. Die erste Single „Bunte Trümmer“ mag ich in der LP-Version nicht so gern – ich habe die Maxi-Single und dort ist die ungeschnittene Version (allein der Anfand dort ist der Hammer – im Gegensatz zu dem völlig lieblos editierten Album-/Single-Mix!) enhalten, die immer noch nicht auf CD erschienen ist.
Als LP betrachtet ist es vor allem die erste Seite, die stark ist. Auf der zweiten Seite ragt „Time is cash, time is money“ heraus, der letzte satirische, witzige Text im Stile früher BAP-Songs bis 99 (Miss Samathas Exclusiv-Discount-Boutique), musikalisch und produktionstechnisch brilliant umgesetzt.
Ein Problem für die Band war allerdings die Live-Umsetzung. Auch mit Gast-Keyboarder Christian Schneider konnte BAP diese Arrangements und Produktion nur leidlich umsetzen. Von daher war das Soundkonzept, dass danach kam (siehe oben) zwar livetauglicher, aber viel, viel billiger!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue