Re: Wiederhören im Forum…

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kritikersliebling

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Sting – The Dream Of The Blue Turtles
1985

Sie hatten alles, was eine Rockband braucht. Den richtigen Zeitpunkt, drei außergewöhnliche Musiker, ein starkes Debüt sowie einen ebenbürtigen Nachfolger. Zum Schluss noch ein viel beachtetes Spätwerk. Die Rede ist von Police.
Jedoch reduzierte sich die Band immer mehr auf die Person Sting. Ein hoch aufgeschossener blonder Sänger und Bassist. Letztere Eigenschaft wurde jedoch des Öfteren belächelt. Anerkennung suchte Sting im Songwriting und bei Yoga-Sitzungen, bzw. der Nennung derselben in Interviews. Ja, er sei sehr ausgeglichen und dieser Zustand ermögliche es ihm, gute Songs zu schreiben. Did it?
Sein Solo-Debüt erschien im musikalischen Niemandsland zu einer Zeit, als Police bereits Geschichte war. Die Halbwertzeit hatte sich mit den letzten Veröffentlichungen deutlich minimiert.
Bereits die ersten Worte könnten als Da Capo betrachtet werden. „Free free, set them free“. Sehnsüchtig und klagend kommen die Worte aus dem Lautsprecher. Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Frieden kehren auf diesem Album immer wieder, dass dennoch nicht so richtig rund klingen will. Und immer wieder sind es Kinder, die zu Protagonisten oder Probanden werden. 1985, mehr Zukunftsängste als Hoffnung. Die Texte sind persönlich, versetzt mit politischen Seitenhieben. Wer glaubt schon an ein Ende des kalten Krieges. Erst ein Jahr zuvor wurde der Sport durch den Olympiaboykott der UdSSR zu einem politischen Opfer. Da hatte Sting schon einen Teil der Songs geschrieben.
Die Besetzung der Band, Branford Marsalis, Kenny Kirkland und Omar Hakim, gibt dem Album den letzten jazzigen Schliff, den Sting bereits bei Police angelegt hatte. Der einzige Anspruch an das Album sind hohe musikalische Qualitätsstandards, die durch ausgefeilte Arrangements und überraschenden Wendungen innerhalb der Songs zum Ausdruck gebracht werden. Es klingt perfekter, steriler und spannender als „Synchronicity“. Ein Mann macht die Musik erwachsen. Sting will viel und schafft ein Übergangsalbum mit Charakter, dass die Songs unverbraucht klingen lässt. Yoga rulez.

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Das fiel mir ein als ich ausstieg.