Antwort auf: Geri Allen (1957-2017)

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Franco Ambrosetti – Movies (1986) | Ersthörgang – und ich bin sehr positiv überrascht, hatte gepflegten Postbop erwartet, doch das hier ist viel lebendiger. Allen am Klavier setzt ihre Akzente, ebenso Scofield an der Gitarre (Abercrombie bei Lloyd gar nicht unähnlich), Daniel Humair ist super wie immer, Michael Formaneks Bass funktioniert vielleicht als Anker, bleibt dabei aber sehr agil, und Jerry Gonzalez, den ich sonst (@woulpope: ich weiss, ich weiss) noch immer nicht kenne, hat auf ein paar Nummern das sagen bzw. gibt all den anderen rhythmisch und groovetechnisch den Tarif durch … und dann ist da noch Franco Ambrosetti selbst, der eine wirklich glänzende Trompete spielt, mal mit Dämpfer à la Miles, dann offen und zupackend, aber immer mit vollendeter Eleganz. Dass das ganze funktioniert mag ihn nun nicht gerade in die Liga Wheeler/Rava heben, aber weit davon weg ist er nicht, auch wenn er deren freien Sachen in seiner Diskographie wenig entgegenzusetzen hat. Es gibt zarte Momente, wilde Ritte – und Langeweile kommt bestimmt nicht auf. Das Programm reicht von Standards („Summertime“, „That Old Black Magic“, „Good Morning Heartache“) über die Beatles („Yellow Submarine“) bis zu Friedrich Hollander („Falling Love Again“ im t/g-Duo, bezaubernd) und einem Ambrosetti-Original, das er für einen Film komponiert hat.

Franco Ambrosetti – Movies II (1988) | Ersthörgang auch dies … Ambrosetti, Allen, Scofield, Formanek und Humair sind erneut dabei, statt Gonzalez stösst aber diesmal Greg Osby als sechster Mann zur Band. Los geht es mit „Mon Homme“, später folgt „God Bless the Child“, zudem Themen aus „Steppenwolf“, „Superman“, „Peter Gunn“ etc. Sehr schön ist „Angel Eyes“, das an zweiter Stelle zu finden ist, mit einem tollen Groove von Formanek/Humair und schönen Soli von Ambrosetti, Scofield, Osby (am Sopransaxophon) und schliesslich auch Allen, die in einem solchen Umfeld wohl immer Impulse gab, die fast den Rahmen sprengten. Aber hier zünden alle Beteiligten Feuerwerke, Osby als zweiter Bläser tut dem Setting jedenfalls gut – und mit Allen hat er natürlich eine mehr als adäquate Komplizin an der Seite.

Alles in allem zwei sehr schöne Alben, natürlich aus den Achtzigern, natürlich manchmal etwas brav, aber in beiden steckt doch mehr drin als ich sie – ziemlich skeptisch – neulich aus Japan und gemeinsam mit drei weiteren Enja-Alben Ambrosettis geordert habe.

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