Antwort auf: Geri Allen (1957-2017)

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vorgarten

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http://www.npr.org/2011/06/24/97538150/geri-allen-on-piano-jazz

ich höre gerade die PIANO-JAZZ-sendung vom 28.11.2008 mit geri allen an, die wirklich toll ist. beide damen übertreffen sich in bescheidenheit – gleich am anfang bedankt sich allen bei mcpartland für ihre unterstützende rolle und ihr vorbildsein für viele pianist_innen, und mcpartland braucht einen moment, um zu registrieren, dass es tatsächlich um sie geht.

allen beginnt mit einer hommage an alice coltrane (damals vor knapp einem jahr verstorben, mcpartland: „oh, i loved alice“…), danach geht es aber interessanterweise um einen lehrer von geri, donald walden, der in detroit nicht nur ihre karriere, sondern auch jene von kenny garrett und bob hurst ins laufen brachte. allen betont, dass walden ein monk-fan war, sie hat dadurch die arrangements gelernt. sie spielt eine hommage an ihn, die aber (wie schon die coltrane-hommage) eher nach einer typischen geri-allen-komposition klingt (walden taucht auch auf einem allen-album auf, verstarb aber 2008). mcpartland erkennt die tonart und beide heben kurz ab über vibrationen und und farbeindrücke, die durch bestimmte tonart entstehen.

geri allen bittet nun um ein stück von mcpartland, und diese spielt etwas älteres, „stranger in a dream“, eine vielschichtige ballade, die tatsächlich ziemlich dunkle farben evoziert. allen ist hörbar gerührt. dann gibt’s eine freie improvisation von beiden, die ziemlich verrückte, verschlungene wege geht, in denen ich beide nicht mehr auseinander halten kann. „a moment of sheer expansion“. es folgt, auf bitten mcpartlands, eine tolle, ausufernde version von „lush life“ von allen. „als ich das damals im hickory house gespielt habe, stand strayhorn an der bar“, erzählt mcpartland. und ellington selbst sei öfters eingestiegen. geri allen fragt nach: „wie war das damals?“ und dann erzählt mcpartland noch von der nacht, als martin luther king zu ihr ins hickory house kam. und dass mary lou williams auch immer da war. das ist das stickwort, allen hat eine frage: was sie denn da miteinander besprochen hätten auf dem great-day-in-harlem-foto? ach, da hätten sie sich ein paar wochen nicht mehr gesehen, wahrscheinlich hätten sie sich nur auf den neuesten stand gesetzt. oder den fotografen aufgefordert, schnell zu machen, damit sie was trinken gehen konnten.

(ein ausschnitt aus dem satz, im berühmten bild steht ja dizzy gillespe zwischen ihnen).

jetzt spielen beide eine mary-lou-williams-hommage. mcpartlands „threnody“, zu dem elvis costello („of all people“, mcpartland) mal lyrics geschrieben hat. dann spielt allen „thank you madam“, in dem eine relativ einfache melodie mehr und mehr dunkle schattierungen bekommt. mcpartland will danach die noten haben.

dann spielen sie zusammen noch „another hairdo“ von charlie parker, nachdem sie sich über den titel amüsiert haben. mcpartland sagt „ok, let’s do our hair“, und allen zählt an und zeigt dann noch mal so richtig, was sie draufhat. aber das zwiegespräch ist wunderbar unangeberisch, sie haben großen spaß. mcpartland beendet die sendung: „yeah, my hair is done now“.

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