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vorgartenich bin da ganz bei thelonica. der film hat klar die fotografien von claxton als ausgangspunkt und folie, mit denen er ja den späten chet abgleicht – und obwohl der so kaputt ist, funktioniert das ja trotzdem als beweis, dass es bei aura um mehr geht als um good looks und können. alles weitere ist reine improvisation (weil weber baker ja nicht nach belieben vor die kamera bekam). beschönigt oder verklärt wird da nichts, alle widersprüchlichen aussagen sind in der form erhalten geblieben, die überhaupt kein einheitliches bild anstrebt. im fall von chet hat das ja auch was mit respekt zu tun. mit den „schrecklichen sängerinnen“ kann ja nur ruth young gemeint sein, die ja selbst zum zeitpunkt des drehs ziemlich durch den wind ist, und von der sicherlich der übelste gossip kommt. der film erzählt meiner ansicht nach so viel darüber, wie pop funktioniert, auch wiederum durch solche filme, dass ich ihn äußerst lehrreich finde, und gleichzeitig ist es einer der filme über jazz, die wirklich dafür eine form finden wollen und nicht nur geschichten erzählen – da kann man die beispiele an einer hand abzählen, vielleicht auch nur an zwei fingern.
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Es mag seltsam klingen, aber beim ersten Ansehen von „Let’s Get Lost“ musste ich an so einen Hafen-/Werfarbeiter denken – halt ziemlich kaputt, wohl viel gesoffen, prügelt sich gerne mal und eitel auch. Seltsame, bizarre Assoziation vielleicht und dann liess ich mich auf den Filmein , wo fast alles ziemlich ungeschminkt wirkt. Den Film finde ich gelungen, wobei mir Baker überhaupt nicht symphatisch ist, weil er die Leute um ihn herum ja auch geschickt manipulieren konnte. Trotzdem konnte er das auch nicht mit jedem einfach so machen, manche Leute wurden nicht gänzlich verbittert, sind ihm irgendwann nicht mehr auf den Leim gegangen und haben ihn vielleicht auch nicht zu ernst genommen, respektiert schon. Das Alles zeigt der Film, wobei man auch zwischen den Zeilen lesen kann, was der Film noch so transportiert und kann. Da gibt es wenige gute andere Beispiele in der Filmgeschichte, ich habe jedenfalls nicht sofort welche. Es gibt einen guten Film über Eartha Kitt, wo sie interviewt wird. Der ist von der Ästhetik und vom Ton her auch sehr roh, ungeschminkt und „authentisch“, obwohl ich da nicht direkt mit „Let’s Get Lost“ vergleichen würde. Solche Beschreibungen (authentisch u.ä.), oder Vergleiche wirken leicht schnell oberflächlich. Insgesamt finde ich den schwierigen, gealterten Baker faszinierender als den jungen Baker, unabhängig von der Musik.
zuletzt geändert von thelonica--