Antwort auf: Blindfold Test #22 – Friedrich

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wahr

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Track#1
Das merkwürdigste Stück der Konkurrenz. Afrikanischer Touch. Verspielt. Kinderlied? Könnte aber auch in Richtung Nana Vasconcelos gehen. Ich würde auch Roland Kirk sowas zutrauen. Ein Stück mit Schalk im Nacken. Das Klaviersolo ist ebenfalls blendend. Seltsam klasse. Ich sehr gespannt, wer sich dahinter verbirgt.

Track#2
Schön bedächtiger Aufbau, die Melodie wird vom Sax mit aller Bedachtsamkeit gespielt, damit auch niemand nur eine Note verpasst. Trotzdem klingt das nicht angestrengt. Da scheint mir ein Virtuose am Werk. Toller Klavierpart dann ab Minute 2. Ich mag auch die Schelle, die aus weiter Ferne kaum wahrnehmbar eine kleine Prise Drama einstreut. Klasse Stück.

Track#3
Die Melodie kenne ich. Das Sax ab 2:20 min ist sehr samtig. Stan Getz? Für mich ist diese Art des Saxofonspiels immer Stan Getz, einfach weil ich so wenige andere Saxofonisten kenne. Schön dann im weiteren Verlauf, wie sich Trompete und Sax umspielen. Gefällt mir sehr gut alles.

Track#4
Easy Listening-Anfang, wie von Martin Denny, dann kommt aber ein für Denny zu dominant nach vorne gemischtes, ultrasanftes Anbagger-Saxofon. Der achtjährige Sohn einer Bekannten ist bei vielen Mädchen sehr beliebt, weil er ihnen z.B. Sachen sagt wie „Wenn ich groß bin, habe ich einen Bauernhof, und Du darfst die Tiere aussuchen!“ Das kommt super an bei den Mädchen. Dies ist ein „Du darfst die Tiere aussuchen“-Sax. Der Hintergrund des Tracks ist auch sehr gut, eben eine Denny-Stimmung, aber ich hätte ihn mir wirklich lauter gewünscht.

Track#5
Das kommt mir vom Song her wieder bekannt vor. Gekonnt, aber beim ersten Hören auch ein bisschen gewöhnlich. Das Sax dreht dann nochmal auf und wird richtig gut, denn die Töne werden nicht so sanft abgerundet, sondern dürfen schön angeschärft bleiben. Das Bass-Thema, das zum Ende nochmal glänzen darf, gefällt mir auch. Klasse Track!

Track#6
Wir sind in Brasilien. Schmoove wird ein Sax übergeblasen. Stan Getz? Ange-bossanova-t. Man hört aber auch schön, wie in der Ferne der Samba noch durchkommt, aus dem das hier unter anderem geschichtlich herausgewachsen ist. Schönes Gitarrensolo dann auch. Schmuffelt gut dahin. Das Sax ist mir aber zu klischeehaft sanft, oder eben im Nachhinein dazu geworden. Zusätzliches Lob gilt der Gitarre, die gleich zu Anfang ein kleines Lick spielt, das unscheinbar tut, aber wahrscheinlich benötigt man ein halbes Musikerleben, um das so spielen zu können. Na ja, ich bin kein Gitarrist.

Track#7
Wieder Brasilien. Fauna-Geräusche. Das müsste ich eigentlich kennen. Älteres Soundtrack-Feeling. Ich ahne da was. Jetzt so eine typische brasilianische, spartanische Singer/Songwriter-Begleitfigur auf der gezupften akustischen Gitarre. Die hat ihre Wurzeln nicht im Bossanova, glaube ich, sie wurde dort nur übernommen, eingebettet und scheint mir älter, eher aus der brasilianischen bzw. portugiesischen Folk-Tradition gespeist. Aber wer ist es? Für Joao Gilberto ist die Gitarre nicht verwischt und zurückgenommen genug, sie akzentuiert klarer. Das könnte Luiz Bonfa sein, weil äh, mir kein anderer Name einfällt. Außerdem singt das garantiert nicht Joao Gilberto. Keine Ahnung, wer das singt. Bonfa selbst? Ich könnte das nicht sagen, so gut kenne ich ihn nicht. Vermute es eher nach dem Ausschlussprinzip: Gilberto nicht? Dann eben Bonfa. Super Track übrigens.

Track#8
Vom Stil her eine Fortsetzung von #7. Ist auch das gleiche Stück, nur etwas anders dargeboten. Auch schön. Sehr schön sogar.

Track#9
Gleiche Songvorlage wie irgendwann davor auch schon mal, glaube ich. Also Tracks 7-9 haben den gleichen Song als Grundlage. Keine Ahnung, wer das singt, aber das müsste aus einem berühmten brasilianischen Film sein, den ich mal vor Ewigkeiten im Kino sah. Soundtrack gibt es als Platte, aber so genau kenne ich es nicht. Vielleicht ist das auch nur eine Adaption davon oder ich bin total auf dem Holzweg. „Manha de Carnaval“ ist es.

Track#10
Wieder weiter im Stil eines Folk-Bossa. Ich mag es total gerne, wie hier der Aufnahmeort in den Sound mit eingeht, das hat eine tolle Atmosphäre, wie aus dem Leben gegriffen. Transportiert ein down-to-earth-Gefühl, was jetzt im Mix genau zur rechten Zeit kommt, denn den letzten Tracks davor war doch recht viel Bedeutung ans Bein gebunden worden. Sängerin und Sänger sind beide auch super. Ganz toller Track.

Track#11
Schon wieder die gleiche Songvorlage wie weiter oben? Nein, aber das kommt mir von der Melodie her total bekannt vor. Ich komme aber nicht drauf. Diesmal wieder klasse umgesetzt an der Gitarre. Gefällt mir sehr.

Track#12
Hat Sinatra auch mal gesungen, wie ich gerade eben anhand von Textbausteinen über Google erfuhr. Die Dame, die hier singt, ist mir unbekannt. Schönes, seelenvolles Ende für den bft.

Prima bft! Ich konnte keinen einzigen Track mit Bestimmtheit zuordnen. Gute Stimmungen, viel Zurückgenommenes, das dann aber trotzdem Gewicht in sich trägt. Das ist ja im Grunde auch der Kern von Bossanova, der im Mix einiges durchdringt: Leicht wirkende Beschwertheit. Herzlichen Dank, Friedrich!