Antwort auf: Blindfold Test #22 – Friedrich

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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Hallöchen @demon. Zunächst Danke für Deine Kommentare!

demonOh je… jetzt rächt sich, dass ich mich hier in einem Bereich des Forums herumtreiben will, von dem ich nichts verstehe.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

BFT #22 ist ein recht homogenes und in sich stimmiges Mixtape – nur leider aus einer Musikrichtung von der ich Null Ahnung habe. Schlimmer noch: die mich auch nicht antörnt. Und um die objektive Qualität der Tracks beurteilen zu können, oder auch nur, um sie wenigstens in irgendeinen Zusammenhang einordnen zu können, fehlt mir das Wissen.

Eigentlich hatte ich gedacht, das dieser Mix in seiner Leichtigkeit auch für Non-Jazzer zugänglich und goutierbar ist, und die Jazz-o-manen dabei nur leicht abschätzig lächeln. Eigenartigerweise ist die Reaktion teils genau umgekehrt.

Ich denke, es geht hier nicht um objektive Beurteilungen, sondern im Gegenteil um subjektive Wahrnehmung und dementsprechende Kommentare. Es liegt in der Natur der Sache, das der eine oder andere mit dem eine oder anderen Stück nichts anfangen kann. Ein bisschen hat es aber sicher auch mit der individuellen musikalische Sozialisation zu tun. Weißt Du, ich stamme aus Norddeutschland und habe lange Zeit bei Wein mal so eben zwischen Rotwein und Weißwein unterscheiden können und mir auch nicht viel daraus gemacht – sehr zum Entsetzen von süddeutschen Bekannten, die in Weinregionen aufgewachsen sind, durch die dortige Weinkultur geprägt sind und eine feine Wahrnehmung für geschmackliche Nuancen und Freude daran haben. Aber man kann das auch lernen. Was hat man als Kind alles nicht essen wollen und fand es sogar eklig, was man heute genießt?

Aber das ist alles freiwillig.

Damit niemand sagen kann, ich würde mich drücken, hier was mir spontan eingefalllen ist, wie immer vor dem Schmökern im Thread:

Würde ich nie behaupten.

#1: Am Anfang erst mal seltsam, aber dann ging’s gut ins Ohr. Trotz der komischen Flöte(?). Den Kontrast zwischen derem – für mich – exotischen Klang und dem „bürgerlichen“ Sound des Piano fand ich reizvoll.

Die komische Flöte ist eine chinesische Flöte aus Ton, die nur fünf Töne hat. Derjenige, der sie hier spielt, war Afro-Amerikaner mit einem Interesse an orientalischer Kultur und hat gerne mit unterschiedlichen Instrumentierungen und musikalischen Formen experimentiert. Dennoch bleibt – zumindest in der frühen Phase – das immer irgendwie Jazz, wenn auch oft mit einem exotischen touch. Und ja, das Klavier ist im Vergleich zur Flöte konventionell und bildet in seinem sprudelnden Fluss einen schönen Kontrast zur minimalistischen Flöte.

#2: Toller Sound! Und vor allem das Klavierspiel gefällt mir.

Nicht war? Elegant und kultiviert aber auch ganz entspannt. Der Pianist und Bandleader hatte eine akademische Ausbildung und hat von seinem Lehrer den Rat mit auf den Weg bekommen „Travel the world and keep your ears open!“ Daher fließen auch bei ihm oft exotische Einflüsse in die Musik ein. Der Saxofonist ist ein Charmeur und gemeinsam bildeten sie ein tolles Team. Diese Band hat ein Stück aufgenommen, das auch jeder Nicht-Jazzhörer kennt und daher kennt auch jeder den Namen des Pianisten – auch wenn der Saxophonist das Stück geschrieben hat. Dies hier ist aber eine Aufnahme, die unter dem Eindruck einer Japan-Tour geschrieben wurde.

#6: Wunderbar sanfter Sound!

Nicht wahr? Der Saxofonist ist ein Musiker der alten Schule, auch geschult an Swing und Balladen. Hier flirtet er aber etwas mit Bossa Nova, was mit seinem warmen vollen Ton einen schönen Effekt hat. Und die Begleiter swingen federleicht mit.

#7: Bis zum Beginn des Gesangsparts hat mir das gefallen…

Tja, darauf kann man nicht so recht was erwidern. Es wurde hier aber auch schon der Kontrast zwischen der zurückhaltenden Instrumentalbegleitung und dem emotionalen Gesang konstatiert. Ich finde das sehr reizvoll. Die Musik stammt aus einem Filmsoundtrack und war für die brasilianische Musik danach sehr einflussreich.

#8: Gepflegtes Gitarrespiel – das höre ich gern!

(…)

#11: dito!

„Gepflegt“ ist der kleine Bruder von „bieder“, oder? ;-) #08 ist die gleiche Komposition wie #07 und #09, jedoch ohne Gesang.

Und bei #11 hör Dir doch mal den schönen Klang der halbakustischen Gitarre an, die schönen Harmonien und die schöne Nuancierungen. Und die schöne Stimmung, die das verbreitet.

Alle übrigen Tracks sagen mir entweder gar nichts (außer dass sie halt mehr oder weniger einen lateinamerikanischen Touch haben), oder sie klingen für mich einfach zu old-fashioned.
Die Melodie von #7/8/9 meine ich schon mal gehört zu haben, aber – wie gesagt – bei dieser Art Musik bin ich der totale Depp. Sorry, dass ich diesmal noch weniger als sonst beitragen kann.

Der lateinamerikanische touch war ursprünglich nicht beabsichtigt, hat sich aber beim Zusammenstellen des Mixes dann so ergeben. Die meisten Stücke sind aufgenommen worden, als ich noch mit Schaufel und Eimerchen im Sandkasten saß oder noch nicht mal geboren war. Ich nehme das Alter dieser Musik meist gar nicht mehr war, oder jedenfalls störe ich mich überhaupt nicht daran. Im Gegenteil: Ich höre ja auch zeitgenössische, teils völlig andere Musik und für mich klingen diese alten Stücke oft völlig frisch. Aber auch das ist ein Lernprozess.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)