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demon
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03) Sowas dudelte in den 60ern und frühen 70s in Fernsehen oder Film. Der Sound hat für mich nostalgischen Wert, auch wenn er stellenweise etwas schmalzig ist. Ist es tatsächlich ein Soundtrack?
04) Geiler Sound, aber musikalisch etwas wirr. Und eben als ich mich darauf einlassen wollte, war’s schon wieder zu Ende.
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07) Ist das der Anfang von etwas Längerem? Alleine für sich macht dieser Track doch wenig Sinn, finde ich.
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Da möchte ich Dir @demon zu raten, noch mal genau hinzuhören.
@wahr hat hier einen bft gebastelt, der den Begriff Jazz sehr weit auslegt und einige Stücke miteinander kombiniert, die aus völlig unterschiedlichen Kontexten stammen. Das macht es etwas schwierig aber auch interessant. Das meiste davon (er)kenne ich nicht, anderes höre ich in dieser Kombination anders als zuvor und wiederum anderes ist mir einfach zu hoch oder ich mag es schlicht nicht.
Aber was die oben zitierten Stücke konkret betrifft: #03, klar klingt das irgendwie nostalgisch und sentimental („schmalzig“), wenn man so will nach camp, aber es ist doch herrlich verspielt raffiniert. Schon allein wegen dieser Raffinesse würde ich es aber nicht als „dudelig“ bezeichnen. Und dann finde ich auch den Schnitt auf #04 so aufregend, ein Stück dass hier jeder kennt (wenn auch nicht in dieser editierten Version und in diesem Zusammenhang) und das man eigentlich nie und nimmer in Zusammenhang von Begriffen wie nostalgisch, sentimental oder gar schmalzig bringen würde. Vielleicht dudelig … Was es mit #03 gemein hat, ist in meinen Ohren u.a: Es ist herrlich verspielt raffiniert und könnte btw etwa zur gleichen Zeit entstanden sein, was man an der Instrumentierung und am Sound hört. Ich weiß jetzt nicht, ob damit #03 in den Rang von hoher Kunst gehoben oder umgekehrt ein Sakrileg am Heiligtum #04 verübt wird. Aber das ist eine Frage, die kann sich jeder selber beantworten, wenn er will.
#07: Nur der Anfang von etwas längerem? Was soll denn da noch kommen? Da passiert auf engstem Raum (in der Länge und in der Höhe) so viel! Wie sich da die Bläser (alles Saxophone, oder?) aneinander reiben und aneinander hochklettern, wie die percussion das rockt, alles gleichzeitig durchorganisiert und wild klingt! Der Urheber dieses Stückes verstand sich selbst ja als ernsthaften Komponisten (was immer das sein soll) und es ist ein schönes Missverständnis, ihn hier mit Duke Ellington zu verwechseln ( @brandstand3000 ), der ja auch viele Stücke aufgenommen hat, die gleichzeitig präzise durchorganisiert und wild sind, kultiviert und rockend.
Und das alles habe ich eigentlich mehr zu mir selbst gesagt als zu demon, aber es macht in meinen Ohren einen bft ja gleichzeitig anstrengend und interessant, dass man mal bewusst hinhören und sich selbst erklären muss, was man da überhaupt hört. Gelingt mir selbst auch nicht immer, aber lohnt sich.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)