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noch nichts gelesen, sehr schöner mix.
1. kenne ich natürlich. kurze muskelübung im swing, während der meister kurz verschnauft vor dem nächsten 20-minuten-solo, und der gaststar kommt erst gar nicht raus. ungewöhnliche nummer für diese band. aber von anfang an nichts zum cocktailschlürfen, dafür intensiviert das klavier zu sehr. rampensauiger einstieg des leiters und der zug fährt ab. nix mit softly. und die sonne kommt noch lange nicht raus.
2. hier kenne ich mich nicht aus. für django klingt es zu aktuell. die bongos sind ungewöhnlich, deutet für mich auf einen postmodernen pastiche-zugang hin (manches ist sehr europäisch, dann gibt es aber auch so country&western-floskeln von der zweiten gitarre, dazu latin in der percussion). swingt natürlich alles sehr, ist mir aber zu lauschig, das solospiel überrascht nicht, sondern genügt sich im skalen-rauf-und-runter. die abwechslung liegt in der struktur, aber die ist mir zu augenzwinkernd. würde ich bei aller hübschheit privat nicht hören.
3. das ist wirklich hübsch. bass & drums in verschiedenen metren, dazu geraspel, e-piano, frauenchor, streicher, bläser, space-orgel. ¾-takt. könnte aus einem film sein. akkordeon auch noch, oder mundharmonika. wer macht sowas? hip shit à la lalo schifrin vielleicht?
4. einer der vielen magischen anfänge dieses albums. es gibt erstmal einen puls, dann kommt der druck, dann die verzierung. und dann die stimme, die allem einen sinn gibt. ich mag jeden einzelnen akzent, die fantastische rhythmusgitarre, das modernistische e-piano, die weltraumklarinette. und die darauf sich räkelnde hauptfigur. und dann wird ausgefaded, lange bevor mein eigentlicher held seinen senf abgeben darf…
5. toller übergang, wieder zwei schlagzeuger, wieder ein leicht verschleppter groove, ein darübersegelnder hauptdarsteller. hier hält es aber der e-bass zusammen, auf ziemlich unnachahmliche art. auf die gitarristen könnte ich verzichten, aber das dichte durcheinander ist konzept. ich weiß natürlich, wer das ist, aber ich kenne das stück nicht. ich wundere mich immer noch, dass und wie solch ein groove funktioniert, so knapp vorm auseinanderfliegen.
6. meine einzige banderfahrung war in einem solchen trio, gleiche besetzung, es klang auch so. der gitarrist ist allerdings besser als ich. klingt trotzdem nach probenraum. ich mag das dreckige und nicht-perfekte, vor allem des drummers, nur die stop&go-struktur nervt mich auf dauer etwas. der gitarrist müsste etwas cooler oder wenigstens schlechter sein, dann wäre das ein richtig tolles stück. der übergang ist insofern etwas gemein, die band aus #5 kriegt so eine schöne unregelmäßigkeit im schlaf hin, weil sie perfektion langweilt.
7. das klingt auch nach probenkeller. der war nicht zufällig vor 1961 in chicago oder nach 1961 in new york? obwohl – dann müsste ich das kennen. moondog wäre auch noch eine idee. sehr schön auf jeden fall die bariton- (und bass-?)saxes.
8. das kenne ich auch. hat mich mal sehr interessiert, dann sehr schnell nicht mehr. seine technoproduktionen sind ähnlich unswingend und halsstarrig, aber oft auch toll. die sounds sind schön, die dekonstruktionen irgendwie frech, aber die sängerin ist für alle interessanten ansätze zu blass (ihre eigenen sachen mag ich ganz gerne), und goodbye swingtime lässt die frage offen, was dann von sowas übrig bleibt. nichts zum neuverlieben, aber nach wie vor interessant.
9. wieder eine orgie des nichtperfekten. gefällt mir gut, kenne ich nicht. weiße downtownszene, 80er? jemand wie james chance vielleicht? kenne mich da nicht wirklich aus. effekt und aufwand stehen jedenfalls im guten verhältnis.
10. konzeptioneller freier jazz, mit thema. klingt sehr vertraut & europäisch, drummer könnte hemingway sein. oder lovens? tenorsax auch schön, aber ich weiß nicht, ob ich den spieler (die spielerin?) kenne. altsax klingt vertrauter, nach skandinavischer loftmusik-übernahme. ja, tippe auf skandinavien, aus den letzten 5 jahren. mag ich ganz gerne, aber davon gibt es sehr, sehr viel, vor dessen folie ich nicht wüsste, was so besonders hieran sein könnte. die coda verstehe ich nicht.
11. das mag ich sehr. wie heißt der filter, durch den die stimme da durchgeht, so dass sie resonanzen wie eine orgel bekommt? toll. es ist aber auch allgemein toll gesungen. die sounds liebe ich alle, auch das verhuschte, kanalwandernde e-piano mit den ringmodulator-effekten. würde ich jetzt original in die frühen 70er platzieren, und wenn ich jetzt nach textbausteinen wie „silver starlight“ googeln würde (bin gerade im zug ohne w-lan), hätte ich es wohl auch ganz schnell. extralob für das gitarrensolo, das nirgendwohin prescht, sondern sehr der trance einiger weniger figuren vertraut.
12. elektronische drums, sprung in die 80er. ist mir fremd, nullachtfünfzehn-abwärtsbasslauf, unironisch dräuend, aber der gesang dazu ist echt speziell. ein vibrafonsolo hätte ich danach erst mal nicht erwartet. ist auch nicht so gut gelungen, zu lang vor allem. aber deswegen ist das stück wahrscheinlich im bft gelandet. ich warte die ganze zeit, dass wieder gesungen wird. oder was auch immer der da macht. akzent ist – deutsch? französisch? sis is oll häppening?
13. huch, attack from outer space. das trompeten-thema kenne ich, aber ich komme nicht drauf. sehr merkwürdige effekte auf einem atomabfallhaufen – ein mechanisches klavier? naheliegenderweise denke ich wieder an filmsoundtracks, aber vielleicht kenne ich nur deine plattensammlung nicht. tolles ding, könnte natürlich auch so in arkestra-repertoire wandern. aber was ist das gefrickel am ende? einer von mehreren bedeutungsschwangeren codi, die es eigentlich nicht braucht.
hat großen spaß gemacht, ist mir irgendwie zu schnell vorbei, bin sehr auf die auflösung gespannt. #5 ist wohl mein höhepunkt, neben den beiden klassikern. hat auf jeden fall einen schönen flow, der mix, obwohl es ganz verschiedene sachen sind. der jazzanteil ist schon hoch, aber aus ziemlich origineller perpektive eingespielt. danke!
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