Antwort auf: Umfrage nach den besten dritten Alben

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firecracker

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Kommentare zur Top 10

1. The Smiths – The Queen Is Dead
Das erste Mal kam ich 2001 durch Ryan Adams‘ Heartbreaker in Kontakt mit den Smiths, oder vielmehr Morrissey. Dieser Typ muss cool sein, wenn Ryan Adams über ihn auf seiner Platte spricht. Trotzdem war ich genervt, wenn die Smiths beim Revolver Club gespielt wurden. Und dieser ganze emotional aufgeladene Hype um die Person Morrissey – nicht viel besser als die Hysterie auf Konzerten von Caught in the Act Mitte der 90er. (Die Hysterie war mir damals schon suspekt; der Dance-Sound auch; aber die Balladen waren so schön und einer der Jungs so süß, die anderen so nett.) Irgendwie sind durchdrehende Männer ja auch noch bemitleidenswerter als verliebte Teenager-Mädchen. Dachte ich damals. Dann hörte ich genauer hin und war der Band verfallen. Zeilen wie „A dreaded sunny day/ So I meet you at the cemetry gates/ Keats and Yeats are on your side/ White Wilde is on mine“ und „And if a double-decker bus/ Crashes into us/To die by your side/ Is such a heavenly way to die/ And if a ten-ton truck/ Kills the both of us/ To die by your side/ Well, the pleasure, the privilege is mine“ sind genauso cool und geistreich wie das, was Oscar Wilde kurz vor seinem Tode sagte: “My wallpaper and I are fighting a duel to the death. One or the other of us has to go.”

2. Love – Forever Changes
Kurioserweise soll Arthur Lee gedacht haben, Forever Changes könnte das letzte Album sein, da er wohl sterben würde. Ich empfinde Forever Changes als so lebensbejahend und freudvoll, wie kaum ein anderes Album. Mag sein, dass dies zum Teil dem Psychedelischen zuzuschreiben ist. Songwriting und Arrangements sind durchgehend brillant, die Songs bestechen durch ihre Verspieltheit, unzählige Überraschungsmomente und effektvollen Gesang, der zugleich verletzlich, bestimmt und ziemlich cool ist. Reizvoll sind auch Details wie überlagerte Stimmen, die Entgegengesetztes wie „Sometimes my life is so erie, and if you think I’m happy, paint me white/yellow“ singen. Die Platte klingt spontan und doch bis ins Detail durchdacht. Danke, The Coral, durch die ich 2002 wohl zu Love gefunden habe.

3. Tim Buckley – Happy Sad
Von Jeff Buckleys Grace brauchte ich 2001 nur die ersten zwei Tracks zu hören; und das Album gehörte zu meinen liebsten. Bei Tim hat’s etwas länger gedauert. Auf der Plattenbörse (die einzige, die ich je besucht habe) wurde mir Greetings from L.A. als Meisterwerk angepriesen. Ich kaufte die CD voller Vorfreude und war enttäuscht. Bis heute kann ich wenig mit ihr anfangen. Nach einem Ryan-Adams-Konzert in Groningen stieß ich in einem Plattenladen zufällig auf Tim Buckley/Goodbye and Hello. Das Cover sprach mich sofort an und die Musik tat ihr Übriges. Genauso dann Happy Sad; ein wunderbar fesselndes und beruhigendes Album.

4. Mojave 3 – Excuses for Travellers
Nach einem knappen Jahr London zurück in Hamburg – und alles ist doof. Der Autor dieser Lieder wirkte irgendwie ähnlich entwurzelt, überwältigt und hin und her gerissen zwischen den unendlichen Möglichkeiten, die das neue Jahrtausend bot; und als wolle er sich ebenso wenig festlegen. Sein Solo-Debüt Sleeping on Roads hatte bereits viel Trost gespendet. Excuses vor Travellers hat einen ähnlich entspannenden Effekt.

5. Nada Surf – Let Go
Nada Surf fand ich lange Zeit sehr langweilig. Da sie 2005 beim Haldern spielen sollten und ich ein Ticket besaß, fand Let Go seinen Weg auf meinen MP3-Player – vorsichtshalber. Im Igluzelt, bei strömendem Regen und wütendem Sturm ging mir plötzlich ein Licht auf und alles ergab Sinn. Beim Auftritt schloss ich sie endgültig ins Herz.

6. Laura Marling – A Creature I Don’t Know
Zuerst las ich über Laura Marling im amerikanischen Ryan-Adams-Forum; in „New Romantic“ singt sie schließlich „Think he knew where I was going, he put Ryan Adams on/ I think he thinks it makes me weak, but it only ever makes me strong“. Was weiß eine 16-Jährige schon?; dachte ich. Zumal Ryan Adams hierzulande weitestgehend von Menschen über 50 gehört zu werden schien. Ich brauchte dann aber nur die ersten Töne und Zeilen zu hören und war sofort fasziniert und begeistert von Laura Marling. So auch von A Creature I Don’t Know.

7. Pentangle – Basket of Light
Bert Janschs Gitarrenspiel und Gesang sind einfach bezaubernd. Danke, Laura Marling.

8. Whiskeytown – Strangers Almanac
Die CD war 2001 (Gold-VÖ) kaum zu bekommen. Faithless Street bekam ich für knapp 20 Euro über Ebay – gebraucht. Die gebrannte Strangers-Almanac-Kopie eines Bekannten (mit kopiertem Artwork) dürfte meine meist gespielte gebrannte CD sein. (Inzwischen habe ich sie auch im Original.)

9. The Clash – London Calling
Brad Pemberton, Schlagzeuger auf Ryan Adams‘ Gold-Tour, schwärmte 2001 derart von The Clash, dass ich beeindruckt war: Da muss etwas dran sein! War’s auch. Etwas rauere Klänge brauche ich auch in meiner Top 10, deshalb London Calling auf der 9.

10. South – With the Tides
Wenn ich die ersten Töne von „Motiveless Crime“ oder „Colours in Waves“ höre, bin ich sofort wieder beim Haldern Pop 2004, wo South kurzfristig für The Bees eingesprungen waren. Das lässige, manchmal an (zahmere, aber auch weniger leidende) Radiohead erinnernde Spiel zieht mich auch auf Platte nach wie vor in seinen Bann.

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Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)