Antwort auf: 2017: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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Taktlos 17

4. Mai 2017
20:00

20h ● K a j a D R A K S L E R O C T E T
Kaja Draksler, piano
Laura Polence, voice
Björk Níelsdóttir, voice
Ada Rave, tenorsax·clarinet
Ab Baars, tenorsax·clarinet
George Dumitriu, violin·viola
Lennart Heyndels, bass
Onno Govaert, drums
SLO·LET·ISL·ARG·NL·ROM·BE

Amsterdam ist ein guter Nährboden für Kultur, um Unterstützung wird geistreich gekämpft. Die Stadt bietet Raum für spannende Projekt, lässt Einheimische und Zugereiste zusammenfinden. Die Zugereisten bleiben oft für lange, so auch einzelne aus dem bunten Strauss des Oktetts der slowenischen Pianistin Kaja Draksler. Die MusikerInnen sind jung und noch zu entdecken. Sie bringen einen jazzigen oder klassischen Hintergrund mit – oder beides. Offenheit für Experimente zeichnet sie aus.
Spannungsvolle Überlagerungen der Genres prägen Drakslers Kompositionen. So schimmert in «Omlettio ad Absurdum» die Jazz-tradition durch, oder man lässt sich in «Canto XII» mit zeitgenössisch-klassischer Musik von einem Pablo-Neruda-Text bezaubern. Ihre Musik spricht in vielen Zungen, nutzt das vielschichtige Potenzial der Spielenden, lässt auch nicht vergessen, dass Amsterdam das Zentrum von «New Dutch Swing» ist.

Ausgewählte Tonträger Kaja Draksler Octet «Gledalec», Clean Feed, 2017 ¦Kaja Draksler und Susana Santos Silva «This Love», Clean Feed, 2015 ¦Kaja Draksler und Onno Govaert «Feecho – Bums», Negocito, 2014 ¦Kaja Draksler «The Lives of Many Others», Clean Feed, 2013.

www kajadraksler.com ¦ adarave.com ¦ stichtingwig.com (Ab Baars) ¦ georgedumitriu.com ●

21.15h ● A M O K A M O R
Peter Evans, trumpet
Wanja Slavin, altosax
Petter Eldh, bass
Christian Lillinger, drums
US·DE·SE

Die Musik von Amok Amor ist fiebrig und rasant, furios und virtuos. Wohin die Reise gehen könnte, hat sich schon mit der CD «Starlight» angekündet, mit der Altsaxofonist Wanja Slavin, der schwedische Bassist Petter Eldh und der Schlagzeuger Christian Lillinger vor einigen Jahren auf sich aufmerksam gemacht haben. Nun sind sie zusammen mit dem US-amerikanischen Trompeter Peter Evans angekommen: Amok Amor.
Die Kompositionen stammen von Slavin, Eldh und Lillinger. Letzterer, ein «Ziehsohn» von Günter Baby Sommer, hat soeben den SWR-Jazzpreis erhalten. Gemeinsam sind sie Impulsgeber für die Berliner Szene und darüber hinaus. Sie entwickeln zusammen mit Evans eine unverschämte Wucht, haben bei aller Unberechenbarkeit alles unter Kontrolle. Sie treiben die Tradition der wilden sechziger Jahre voran und bleiben couragiert, scheuen kein Risiko.

Ausgewählte Tonträger Amok Amor «We Know Not What We Do», Intakt, 2017 ¦Amok Amor «Amok Amor», Boomslang, 2015 ¦Gropper-Graupe-Lillinger (The Hyperactive Kid) «Riot», WhyPlayJazz, 2015 ¦Slavin-Eldh-Lillinger «Starlight», Unit, 2011 ¦Peter Evans (Mostly Other People Do the Killing) «Blue», Hot Cup, 2014.

www christian-lillinger.com ¦ wanja-slavin.de ¦ pettereldh.com ●︎

5. Mai 2017
20:00

20h ● S a m u e l B L A S E R T R I O
Samuel Blaser, trombone
Marc Ducret, guitar
Peter Bruun, drums
CH·FR·DK

Der aus La Chaux-de-Fonds stammende Posaunist Samuel Blaser, der auch in Projekten von Pierre Favre spielt, ist seit zehn Jahren als Bandleader aktiv. Nach längerem Aufenthalt in New York hat er in Berlin ein Domizil gefunden. Mit dem Pariser Gitarristen Marc Ducret und dem Schlagzeuger Peter Bruun aus Kopenhagen betreibt er ein äusserst agiles und geschmeidiges Trio. Der glasklare, manchmal harsche Gitarrensound kontrastiert mit dem warmen Posaunenklang, der perkussiv sensibel und präzis unterfüttert wird.
Ducret konnte man vor bald zwanzig Jahren solo und mit Tim Bernes Science Friction in der Fabrik hören. Zusammen mit Blaser und Bruun präsentiert er nun musikalische Preziosen in leicht verhangenen Klanglandschaften. Es ist ein eingespieltes Team am Werk, das elegante Wendungen und Drehungen liebt.

Ausgewählte Tonträger Samuel Blaser Quartet «Spring Rain», Whirlwind, 2014 ¦Samuel Blaser «As the Sea», hatOLOGY, 2012 ¦Samuel Blaser «Boundless», hatOLOGY, 2011 ¦Marc Ducret «Paysage, avec bruits», Abalone, 2016.

www samuelblaser.com ¦ marcducret.com ¦ peterbruun.net

21.15h ● L i s a U L L É N Q U A R T E T
Lisa Ullén, piano
Mats Äleklint, trombone
Nils Ölmedal, bass
Andreas Axelsson, drums
SE

Die Pianistin und Komponistin Lisa Ullén ist in Nordschweden aufgewachsen und lebt in Stockholm. Sie studierte klassisches Piano, verschrieb sich aber schon bald der Improvisation und begann vermehrt auch das Innere des Instruments zu nutzen. Auf ihrer Solo-CD «Catachresis» erinnern einige Titel an ihre südkoreanische Vergangenheit.
Mit ihrem Quartett spielt sie zärtliche Titel wie «Your Dreams, or Mine», die den herausragenden Posaunisten Mats Äleklint in seiner hymnischen Kraft zeigen. Sie entführen uns spielerisch in einen «Room Full of Tunes» oder lassen uns an einer «Midnight Conversation» teilhaben. Nils Ölmedal am Bass und Andreas Axelsson am Schlagzeug sorgen dabei für gute Erdung und anarchische Brechungen. Gemeinsam schaffen sie spannungsreiche musikalische Verbindungen zwischen John Cage und Cecil Taylor.

Ausgewählte Tonträger Lisa Ullén «Borderlands», Disorder, 2015 ¦Lisa Ullén «Look Right», LJ-Records, 2011 ¦Lisa Ullén «Catachresis», Nu Scope, 2010.

www lisaullen.com ¦ matsaleklint.com

22.30h ● H e d v i g M O L L E S T A D T R I O
Hedvig Mollestad Thomassen, guitar
Ellen Brekken, bass
Ivor Loe Bjørnstad, drums
NO

Das aktuellste und vierte Album der norwegischen Gitarristin Hedvig Mollestad Thomassen heisst «Black Stabat Mater». Gleichzeitig erschien «Evil in Oslo» mit einem Livemitschnitt, der an Intensität keine Wünsche offenlässt. Frühere Albumtitel wie «All of them Witches», «Enfant Terrible» und «Shoot!» geben die Richtung vor.
Das Hedvig Mollestad Trio ist seit acht Jahren unterwegs, spielt Jazz wie Rock oder Rock wie Jazz, jedenfalls gerne laut. Immer mit Ellen Brekken am treibenden Bass, der auch mal ein Kontrabass sein kann. Ivor Loe Bjørnstad pusht zusätzlich hinter dem Schlagzeug. Sie lassen es ganz schön krachen, psychedelische Feedbacks wie bei Jimi Hendrix und eine Intensität wie bei Sonny Sharrock. Triomusik zwischen Pyrotechnik, Hardrock und Metal, Donnergrollen und zuckenden Blitzen. Himmlisch abgefahren.

Ausgewählte Tonträger Hedvig Mollestad Trio «Black Stabat Mater», Rune Grammofon, 2016 ¦Hedvig Mollestad Trio «Evil in Oslo», Rune Grammofon, 2016 ¦Hedvig Mollestad Trio «All of them Witches», Rune Grammofon, 2013.

www runegrammofon.com ¦ ellenbrekken.com

6. Mai 2017
20:00

20h ● J u l i e K J Æ R 3
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Julie Kjær, altosax
John Edwards, bass
Steve Noble, drums
DK/GB

Das Julie Kjær 3 hat sich seit 2013 vor allem in den Londoner Jazzclubs Vortex und Cafe Oto warm gespielt. Die aus dem dänischen Aarhus stammende Altsaxofonistin hat ihren Wohnsitz für einige Jahre nach London verlegt. In dieser anregenden Umgebung hat sie sich inspirieren lassen und sich schnell in die Szene integriert. Vor zwei Jahren hinterliess sie mit Paal Nilssen-Loves Large Unit in der Fabrik einen starken Eindruck.
Nun steht sie mit ihrem Trio stärker im Zentrum, bewegt sich geschmeidig und kantig durch ihre Kompositionen. Zusammen mit Bassist John Edwards und Schlagzeuger Steve Noble kann dabei nichts schiefgehen. Die beiden sind seit den achtziger Jahren unterwegs und ab den neunziger Jahren gemeinsam. Sie gelten als die «powerhous»-Rhythmusgruppe der Londoner Szene. Nach dem Taktlos ist das Julie Kjær 3 in Japan unterwegs.

Ausgewählte Tonträger Julie Kjær 3 «Dobbeltgænger», Clean Feed, 2015 ¦Julie Kjær Pierette Ensemble «Akrostik», Gateway, 2014 ¦Steve Noble «Obscure Fluctuations», Trost, 2015.

www juliekjaer.com

21.15h ● C A R A T E U R I O O R C H E S T R A
Joachim Badenhorst, clarinet·bass-clarinet·tenorsax·voice
Jacob Wick, trumpet
Sam Kulik, trombone·guitar·voice
Nico Roig, guitar·voice
Frantz Loriot, viola·effects
Brice Soniano, bass·voice
Pascal Niggenkemper, bass·objects
Seán Carpio, drums·guitar·voice¦
BE·US·ES·FR·DE·IRL¦

Joachim Badenhorst ist ein sensibler Klangtüftler, der gut in eine lebendige Tradition eingebettet ist und auch im Trio von Han Bennink spielt. Der aus Antwerpen stammende Klarinettist und Tenorsaxofonist hat es vor zwei Jahren am Taktlos mit seinem Soloprogramm demonstriert. Nun führt er mit dem eigenwillig instrumentierten Carate Urio Orchestra seine poetischen Erkundungen weiter.
Das Orchester mit multikulturellem Hintergrund nutzt dabei das kompositorische Können, den musikalischen Witz und die individuellen Vorlieben aller beteiligten. So entstehen vielschichtig-abwechslungsreiche Klanglandschaften. Leicht wie eine Sommerbrise schwebt die Musik, ein Chor beginnt zu singen und leitet so in etwas schroffere Gefilde. Ihre soeben veröffentlichte LP heisst «Garlic and Jazz». Das Konzert dient auch der kulinarischen Erweiterung des Horizonts.

Ausgewählte Tonträger Carate Urio Orchestra «Garlic and Jazz», Klein, 2017 ¦Carate Urio Orchestra «Ljubljana», Clean Feed, 2015 ¦Carate Urio Orchestra «Lover», Klein, 2015 ¦Carate Urio Orchestra «Sparrow Mountain», Klein, 2013.

www joachimbadenhorst.com ¦ jacobwick.info ¦ samkulik.com ¦ nicoroig.com ¦ frantzloriot.com ¦ pascalniggenkemper.com ●

22.30h ● A n n a H Ö G B E R G A T T A C K
Anna Högberg, altosax
Malin Wättring, soprano-/tenorsax
Niklas Barnö, trumpet
Lisa Ullén, piano
Elsa Bergman, bass
Anna Lund, drums
SE

Die in Stockholm lebende Altsaxofonistin Anna Högberg war vergangenes Jahr mit Mats Gustafssons wuchtigem Fire! Orchestra zu Gast in der Fabrik. Sie stand zwischen den Altsaxo-fonistinnen Mette Rasmussen und Lotte Anker, in einer Reihe mit Posaunist Mats Äleklint und Trompeter Niklas Barnö. Lisa Ullén, die im Rahmen des Taktlos am Vortag ihr Quartett präsentiert, ist wie Barnö ein gewichtiger Teil von Attack.
Zu Attack gehören auch Malin Wättering, die Sopran- und Tenorsaxofon spielt und
auch mit eigenen Gruppen unterwegs ist. Aber Attack geht nicht ohne Bass und Drums. Mit Elsa Bergman und Anna Lund sind sie schlagkräftig besetzt. Attack bewahrt Tradition, hat Stil und Form. Die MusikerInnen sind neugierig, mal hymnisch wie auf «Attack», mal expressiv wie auf «Lisa med kniven», zeigen sich couragiert auf «Högberger».

Ausgewählte Tonträger Anna Högberg Attack «Attack», Omlott, 2016 ¦Anna Högberg «Doglife», Omlott, 2013 ¦Malin Wättring 4 & 8 «Glöd», Havtorn, 2015.

www malinwattring.com ¦ lisaullen.com

7. Mai 2017
17:00

17h ● F L U R Y U N D D I E N A C H G E B O R E N E N
Michael Flury, trombone
Bernhard Bamert, trombone
Nils Wogram, trombone
Evelinn Trouble, voice
Andrina Bollinger, voice
Colin Vallon, piano
Roman Bruderer, afrobeat
Julian Sartorius, subdivisions
DJ Kay-Zee, vinyl·wax
CH/DE

Bei Flury und Die Nachgeborenen gibt es was zu sehen. Zum Beispiel alte Grammophone mit riesigen Trichtern, einen Phonographen mit Hexenhut, einer, der «Dulcetto» heisst, und vieles mehr. Mara Züst ist in einer der «Wunderkammern», die ihr ihr Vater Andreas Züst (1947–2000) hinterlassen hat, auf Wachswalzen gestossen. Auf der ersten von 1916, die sie anhört, ist von einem Posaunisten Flury die Rede. Da hat sie sich erinnert. Der Posaunist Michael Flury hat Glück gehabt und sich an die Arbeit gemacht.
Bei Flury und Die Nachgeborenen gibt es was zu hören und das nicht zu knapp.
Zum Beispiel einen Posaunen- und einen Meerschneckentrompetenchor, einen DJ, der Vinyl und Wachszylinder zum Klingen bringt. Dann mischen ein Pianist, zwei Perkussionisten und zwei bezaubernde Sängerinnen mit. Bei den Nachgeborenen geht alte Musik in neue Musik über und umgekehrt.

Ausgewählte Tonträger Michael Flury «Flury und Die Nachgeborenen», 2017 ¦Evelinn Trouble «Arrowhead», Bakara Music, 2015 ¦Colin Vallon Trio «Danse», ECM, 2016 ¦Julian Sartorius «Zatter», Intakt, 2014.

www michaelflury.ch ¦ nilswogram.com ¦ evelinntrouble.com ¦ andrinabollinger.com ¦ colinvallon.com ¦ juliansartorius.com

20.30h ● M a r c R I B O T S O L O
Marc Ribot, guitar·voice
US

Marc Ribot ist einer der profiliertesten Musiker der Downtownszene New Yorks. Er ist viel mit seinen Bands The Young Philadelphians und Ceramic Dog unterwegs. Sein Spiel findet man auf den Alben von Tom Waits, Laurie Anderson, und er ist regelmässig in Ensembles von John Zorn zu hören. So spielte er am 30. März im Rahmen von Zorns «Bagatelle Marathon» in der schnell weltberühmt gewordenen Hamburger Elbphilharmonie.
Ribot ist sehr zurückhaltend, wenn es um Soloeinspielungen geht. Die CD «Silent Movies» wurde vor sieben Jahre veröffentlicht und «Exercises in Futility», was man mit «Übungen in Vergeblichkeit» übersetzen könnte, liegt nochmals zwei Jahre zurück. Die Titel sind Programm. Zu seinem Auftritt mit klassischer akustischer Gitarre und zum Ausklang des Taktlos schreibt er: «Das Solokonzert ist extrem leise.»

Ausgewählte Tonträger Marc Ribot «Silent Movies», Pi Recordings, 2010 ¦Marc Ribot «Exercises in Futility», Tzadik, 2008 ¦Marc Ribot & The Young Philadelphians «Live in Tokyo», Yellow Bird, 2015.

www marcribot.com

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Ich gehe voraussichtlich Donnerstag und Samstag hin … Freitag gibt es eine Pause oder ein Alternativprogramm (Elina Duni-Erik Truffaz-Bugge Wesseltoft im Moods), Sonntag ist Ruhetag ;-)

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