Antwort auf: bft#20

#10134921  | PERMALINK

wahr

Registriert seit: 18.04.2004

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1
Schön schmooviger Anfang. Songwriter-Souljazz, klingt zeitgenössisch. Toller Gesang, gut geölte, moderne Produktion. Gefällt mir sehr gut. Auch jetzt der Teil mit der Flöte und dem frickeligen Geklingel. Trotzdem tut sich kein fieser Fuschn-Abgrund auf. Eher stand „Superfly“ Pate. Ers gibt wahrlich schlechtere Referenzen.

2
Puh, überraschender Wechsel in Zeit und Stil. Das Sax spielt mir zu sehr den Track voll, aber der Track hat gut Fahrt. Und das Sax hält sich jetzt auch zurück. Trompete Miles Davis? Oder ist das nur meine billige Assoziation, wenn ich eine Trompete höre. Also das hat ganz schön professionellen Drive, muss man sagen.

3
Vielleicht was musicalmäßiges? Ist meist etwas schwierig, wenn aus dem Zusammenhang gerissen. Klingt recht alt, Anfang der sechziger, würde ich sagen. Stehe ich aber nicht so drauf. Diese „Du schaffst es!“-Musicalgeschichten aus Amerika.

4
Das könnte ein Ogerman-Arrangement sein! Sowas ist immer gut. Niemand kann so perfekte Oberflächen arrangieren wie Ogerman. Tolle Frauenstimme auch. Gefällt mir ausgesprochen gut. Jetzt ein Drama-Spin, da finde ich das Arrangement schon wieder etwas groß, vielleicht doch kein Ogerman?

5
Oh, kenne ich sogar mal. Einer meiner Lieblingsschlagzeuger, der unglaubliche Dinge zu spielen in der Lage ist, hier aber eher reduziert zum Einsatz kommt. Aber das ist nur auf den ersten Bick simpel. Bitte mal versuchen, den Rhythmus mit den Fingern nachzuklopfen! Toller Song, den man spätestens am Bass erkennen kann, denn nur nämlicher Bassist spielt den Bass so. Klingt ganz modern, wiewohl schon aus den Siebzigern. Hat auch einen Funk- und Soul-Einschlag.

6
Verhaltener Vibraphonanfang. Zieht dann aber an. Klingt wieder modern, wie ein ineinander verzahntes Puzzle. Trompete, Schlagzeug. Freihe Teile, die sich überlagern, aber keine Freejazz-Überwältigung anstreben. Ein bisschen wie eine Mischung aus Compost und irgendeinem Sideman, der durch Kamasi Washington bekannt wurde und im Zuge dessen auch mal die Gelegenheit bekommt, ein eigenes Album zu veröffentlichen. Meine ich jetzt aber gar nicht böse. Also ich tippe darauf, dass der Track unter dem Namen des Vibraphonisten veröffentlicht worden ist. Obwohl gerade das Saxophon auch sehr präsent soliert, frei soliert. Das Solo klingt mir aber zu Reißbrettmäßig. Jetzt schöne Interaktion mit dem Rest, dann – Soundwechsel, HipHop-Refrerenz. Ich glaube, ich lag mit dem Kamasi Washington-Clan gar nicht so schlecht.

7
Ein housiger Technotrack. Passt gut hier. Recht viele Breakbeats mit drin, könnte vielleicht was von Photek sein, als er seine DnB-Schiene etwas mehr Richtung House verschob. Oder was von John Tejada.

8
Auch bekannter Proto-Metal, wieder mit meinem weiter oben schon erwähnten Lieblingschlagzeuger. Toller Track, der auch gut das laut/Leise-Spiel der Band zeigt. Über jeden Zweifel erhaben, auch wenn mir manchmal die totale Ernsthaftigkeit dieser Band in jener Phase auf den Wecker geht. Aber ihr stand/steht ja auch ein ausgesprochener Prog-Beamter vor. Jetzt verwirrt mich das aber, weil plötzlich so eine zappaeske Witzischkeit und Zickigkeit hier rein kommt. Ich würde sagen, da spielt Bruce Fowler an der Posaune. Ist das ein Mash-Up mindestens zweier Tracks?

9
Schöne Störgeräusche, die mit den Bläsern korrespondieren. Das ist moderner, bekommt aber jetzt einen Latin-Einschlag. Könnte wieder fieser Fuschn sein, gefällt mir aber in seiner Stringenz und seinem Drive. Wäre eine gute Samplequelle für den Aufbau eines Höhepunktes eines House-Sets.

10
Mir wieder zu musicalmäßig. Showband-Jazz. Nichts für mich.

11
Kenn ich wieder. Tolle Band, eigentlich ja ein Duo, dass sich dann entsprechende Superduper-Cracks dazu ins Studio holt. Ich bin übrigens Fan der späteren Phase der Band, als sie Anfang der 80er anfingen, total perfekte, betont slicke Musik veröffentlichten. Aus den Nullerjahren stammt auch dieser Track. Man gleitet mit ihm ganz wunderbar mit. Edelste nur denkbare Abgezocktheit, die ich jederzeit dem Frühwerk …

12
Wieder klassischer Jazz, vielleicht Coltrane, aber dafür fließt das Sax etwas zu wenig. Aber ich denke trotzdem, dass ist Coltrane, denn jetzt strömt das nur so raus. Gefällt mir gut, könnte was aus den 1961er Village Vanguard Recordings sein, ist aber eher eine Studioaufnahme.

13
Yep, ist bekannt. Als Jazz-Erneuerer gehypt. Mir wird auf dem Album zuviel versprochen, was dann nicht eingehalten wird. Man kann nicht so tun, als würde man die Wände erneut einreißen, die schon vor 50 Jahren eingerissen worden sind, so vom Gestus her. Da wird mir eine Wichtigkeit aufgepumpt, die immer wieder vergewissern muss, dass sie ganz wichtig ist und das auch jeder bitteschön zu verstehen hat. Dazu passt auch die mystischschmalzige Überhöhung von Malcolm X. Trotzdem schätze ich das Album als Ganzes, immer dann, wenn ich es on seinem überdicken Auftrag zu ternnen in der Lage bin. Es entscheidet also mal wieder die Tagesform.

Fazit: Eine schöne Reise in Jazz und Jazz-ähnliches. Hat Spaß gemacht, und ausnahmsweise kannte ich auch mal ein paar Tracks. Danke fürs Zusammenstellen, @brandstand3000.