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Anonym
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Dieses vierte Album von Manfred Maurenbrecher wurde, anders als die drei Vorgänger, stärker beworben. Auf dem Vorgängeralbum konnte er mit mindestens mit einer Komposition; gemeint ist Bingerbrück; entgegen aller Erwartungen doch sehr viele Leute auf sich aufmerksam machen. Diese Popularität versuchte man dann offensichtlich zu nutzen. Viel zu schön wurde ganz anders produziert. Die Musiker von Spliff durften ihr ganzes Studiokönnen anwenden, Jim Rakete übernahm auch für Maurenbrecher die Promotion.
Schaut man mal über diesen, aus heutiger Sicht durchaus an machen Stellen überladend wirkenden Klangteppich hinweg, so zeigt sich doch deutlich, dass Manfred Maurenbrecher sehr vielseitig ist. Da gibt es launige und witzige kleine Abrechnungen mit gerade aktuellen Tagesproblemen, da bezieht er auch mal ganz klar politisch Stellung und kritisiert, aber er weiß auch mit leisen und behutsamen Themen gut umzugehen. Und er scheut sich auch nicht davor, unbequeme Themen anzusprechen. So wird in Gib mir deine Zigarette zum Beispiel ein geheimer Schwulentreff beschrieben. Oder da ist die Aussteigerin Tina , die sich einen Dreck darum schert, was die sogenannte normale Gesellschaft von ihr hält. In dem Song Im Zentrum des Bösen sitzt Maurenbrecher im Inter City und betrachtet durch das Fenster die draußen vorbeiziehende Landschaft, sprich auch politische Landschaft. Ein Stück, welches damals auf mich zunächst den stärksten Eindruck hinterlassen hat. Und bei letzten Song Flussabwärts beschreibt er eindrucksvoll die Gefühle und Zweifel ,die bei einer Trennung aufkommen.
Viele der Songs sind, was ich damals natürlich noch überhaupt nicht wissen konnte, auch Fortsetzungen früherer Songs. So beschreibt der Titelsong zum Beispiel das Wiedersehen mit jener Frau, die auch schon im Song Bingerbrück vorkam. Und das ist nur ein Beispiel.
Maurenbrecher mag Randy Newman und Tom Waits, was er auch gerne bei Konzerten in den Ansagen erwähnt. Und er hat das Talent, deren Texte gekonnt sinngemäß ins Deutsche zu übertragen. Ich gebe gerne zu, durch ihn erst so richtig auf diese beiden Songwriter aufmerksam geworden zu sein. Und wenn es nur das gewesen wäre. Sowas muss erstmal ein Künstler fertig bringen.
Was Intensität, Beschreibungsgenauigkeit und lyirische Ausdruckskraft angeht, so sehe ich Manfred Maurenbrecher heute auf der selben hohen Stufe , wie etwa Rio Reiser.
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