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So, hab wieder drei aus meiner Liste fertig:
8. Alan Vega – Collision Drive 1981
Gefällt mir genauso gut wie Suicides Debut, ist auch eigentlich das gleiche Prinzip, nur eben nicht mit Elektronik, sondern mit einer NoNewYork-Rockabilly-Band umgesetzt. Auch wieder mit Distanztechnik, die sich aus einer gewissen Abgezocktheit speist, also Rockabilly stumpf runterzurocken und sich gar nicht erst die Mühe zu machen, irgendwelche tollen, schweißtreibenden Schnörkel einzubinden. Eine Emotionskälte wird abgestrahlt, die nicht ganz untypisch ist für eine bestimmte Art von Drogen und für eine bestimmte New Yorker Szene zu der Zeit sowieso. Und vorne dann Vega, der stellvertretend für alle die Gefühle aufbringen muss. Und sie dann schon aus Selbstschutz inszeniert, weil sonst würde das ja kein Mensch auf Dauer aushalten. Eine coole und bedrohliche Platte, die nichts von ihrer Faszination verloren hat.
9. Broken Social Scene – You Forgot It In People 2003
Für mich sowas wie das „Daydream Nation“ des angehenden Jahrtausends. Unter dem mach ich es nicht. Ein kanadisches Kollektiv aus einem kleinen Kern von 3-4 Leuten und ungefähr nochmal 10 asoziierten Leuten. Etwas, was Anfang der 2000er nicht unüblich war. Die klassische Band verlor an Bedeutung und an Reiz, viele Szenen im Folk- und Indiebereich waren eher lockere Verbünde, die sich immer wieder anders zusammensetzten. Eine gebrochene, oder besser schillernde soziale Szene halt. Vielleicht daher der Name. Ich trug ziemlich lange daran, mir klar zu werden, was dieses Album charakterisiert. Ich glaube, es ist ein Gefühl, als würde sie ständig Veränderungsmomente orchestrieren, als wäre sie der Soundtrack zu epiphanischen Situationen, zu Bewusstwerdungsprozessen, die kurz bevor stehen, und die sich dann im Laufe der Tracks ganz auftun. Die Musik und der Gesang sind an Sonic Youth und an Postrock geschult. Das Album scheut weder Lärm noch Elektronik, aber auch keine Trompeten- oder Violinenmelodie, hat offene Ohren für eine gewisse Melancholie, die entsteht, wenn Musik die Möglichkeit gegeben wird, soviel Bedeutung tragen zu dürfen. Das Tolle: Sie scheitert dabei nicht, weil hier wirklich jede Sekunde klar ist, wie groß und stark die Musik ist. Statt einem herkömmlichen Kompositionsschema Strophe-Refrain-etc. zu folgen, bilden sie selbst ihre eigene Klassik, lassen vielleicht jeden der vielen Mitwirkenden gütig etwas einbringen, oder erlauben längere Strecken, die sich langsam, traumartig steigern. Dabei werden keine Ideen nur aneinandergereit, sondern eingebunden in eine nicht zu trennenden Gesamtheit. Definitiv ein Sound-Album und kein instrumentenfixiertes. Ich habe selten eine so gute, letztlich sehr songorientierte Platte gehört wie „You Forgot It In People“. Man müsste sich eigentlich mit jedem Song (und mit den Texten) auch nochmal einzeln beschäftigen, um zu erfassen, was hier alles an Wundern passiert.
10. Dinosaur Jr. – You’re Living All Over Me 1987
Ich denke, You’re Living All Over Me ist soweit bekannt, dass man hier nicht noch besonders auf dessen Qualität eingehen muss. Vielleicht nur eines, was man jungen Musikern auf den Weg geben sollte: Spielst du schnelle Musik, dann ist es oft eine gute Idee, langsam und gelangweilt dazu zu singen.