Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#10061057  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
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Heute Morgen beim Schlittern (inkl. Touchdown) ins Bureau … keine Frage, dass das grossartige Musik ist, die enorm viel bietet; aber es bleibt dabei, Henderson lässt mich wie immer nicht an sich heran, emotional bleibt da eine gewisse Distanz, die ich seit inzwischen über 20 Jahren recht erfolglos verschwinden zu lassen versuche. Will sagen: auch Kenny Dorham und Andrew Hill (die mir diesbezüglich einiges bieten), reichen nicht, um diese Distanz zu überbrücken. Und daher bleibt wohl auch bei mir das Debut-Album (hallo @vorgarten!) auf #1 von den fünfen, knapp vor diesem hier (und mit „Una Mas“ als „ringer“, denn ich mag den Groove im Titeltrack schon unglaublich gerne, ich mag auch diese langen, irgendwie ziellosen Tracks aus der Zeit, und dass auf diesem ausgerechnet Tony Williams mitspielt, finde ich irgendwie irre). Also alles tolle Alben, auch die zwei nicht genannten („In ’n‘ Out“ war mein erstes in den mittleren/späten 90ern), aber es bleibt – wie z.B. auch bei Clifford Jordan (den ich für seinen Sound ja ungemein bewundere) oder Jimmy Heath (den ich irgendwie etwas langweilig oder übermässig gepflegt finde) diese Distanz. Und doch kehre ich zu Henderson (ebenso wie zu Jordan und etwas weniger zu Heath) seit damals immer wieder zurück – was ja wiederum auch etwas aussagt (nicht nur über eine allfällige Zwanghaftigkeit meinerseits, hoffe ich doch).

Die neuen Intakt-Alben sind übrigens vom ersten Eindruck her beide sehr schön. Crump/Laubrock/Smythe braucht gewiss noch etwas Zeit (Laubrock reiht sich übrigens in die obige Reihe ein, auch sie schätze ich sehr aber komme nicht so richtig an ihre Musik heran), aber der erste Eindruck – und die erste Begegnung mit Smythe überhaupt – ist klasse. Bei Takase/Murray dachte ich beim Auspacken erstmal: „Oh nein!“ – doch wie angetönt, das funktioniert sehr gut auf CD, mag auch sein dass ich die beiden im Konzert an einem nicht optimalen Abend erwischt habe … die mir erinnerlichen Vorbehalte lassen sich auf der CD nicht mehr nachvollziehen – das steife Stride-Spiel etwa (war es nur dem visuellen Eindruck geschuldet? war der akustische Eindruck vom visuellen mitgeprägt?), die Zurückhaltung Murrays (Mikrophone helfen, sein Ton am Tenor klingt schlicht grandios auf dieser CD!); andere lassen sich nicht zerstäuben (dass Takase praktisch die ganze Zeit ab Noten zu spielen schien, an ihnen oft ungebührlich klebte).

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