Antwort auf: Jahresrückblick 2016

#10049103  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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danke für den link & die klarstellungen.

ich schätze nicht grundsätzlich jede obskurität um ihrer obskurität willen, weiß aber, dass das, was zu bestimmten zeitpunkten als „qualität“ gilt, ein produkt sehr komplexer und oftmals zufälliger prozesse ist, die vor allem damit zu tun haben, wer gerade die definitions- und diskursmacht hat. dazu muss man nicht unbedingt foucault lesen und noch nicht mal meine queere perspektive haben, mit der ich grundsätzlich kanonskeptisch auf kunst schaue. das heißt natürlich nicht, dass ich es unwichtig finde, wenn nach 50 jahren und vielen geschmacksveränderungen, archiventdeckungen, neuen zirkulationsformen und zugangsmöglichkeiten, immer noch ein spezifisches album als klassiker gilt.

dass man 2017 nicht mehr viel randständiges aus den 1960ern entdecken kann, stimmt. das kann aber auch nur heißen, dass bestimmte entwürfe nicht dokumentiert sind und damit eine beschäftigung und würdigung damit unmöglich ist. oder sie ist es nur in unzureichendem maße (von solchen fällen reden wir hier eigentlich.) es gibt wohl mehr fälle von vereitelten oder strukturell verhinderten meisterwerken als von tatsächlich exekutierten. meinetwegen stehen sich manche künstler_innen da auch selbst im weg, aber sun ra ist da ein schlechtes beispiel, er wird ja heute gerade wegen seiner far-out-ness kanonisiert.

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