Antwort auf: Jahresrückblick 2016

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nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Zwei Dinge sind mir noch wichtig: Erstens halte ich es für einen Grundfehler ausgerechnet im Jazz zwischen Musik mit „marktwirtschaftlicher Relevanz“ und solcher ohne zu unterscheiden. Wir alle wissen, dass Jazz 1% des Gesamtumsatzes an Musik ausmacht und mehr als 5% waren es wohl nie oder nur sehr kurzzeitig. Einige ganz außergewöhnliche Jazzer sind vielleicht mit ihrer Musik reich geworden, aber nicht viele. Ich hätte viel mehr Musikern den Erfolg gegönnt – und insofern wäre es mir nur recht, wenn ihre Musik mehr „marktwirtschaftlich relevant“ wäre.

Im Jahr 2017 aber ernsthaft das Fass aufzumachen, die Nische in der Nische zu suchen und die vergessene Musik der 1960er zu ergründen, ohne die Klassiker gut zu kennen, halte ich für problematisch. Was kanonisiert ist, steht ganz oben in der Qualitätspyradmide und was im Jahr 2017 noch nicht eine signifikante Anhängerschaft hatte oder hat, ist wohl einfach nicht gut. Und natürlich ist Sun Ra seit vielen Jahrzehnten ein Teil dieses Kanons – seine Alben wurden in den 1970ern auf Impulse!/ABC wiederveröffentlicht, darüber stehen nur noch Columbia und Blue Note.

Wer außerdem aktuelle Jazzer unterstützen will, sollte dringend die Konzerte besuchen. Jazzer leben von den Einnahmen durch Konzerte, CDs spielen für sie (wie inzwischen für die meisten Musiker) eine ganz marginale Rolle.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.