Antwort auf: blindfoldtest #19 – vorgarten

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vorgarten

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also, der bft#19 ist hiermit aufgelöst. das waren z.t. sachen, die bei mir seit längerem herumgeistern und die hier mal sinn gemacht haben (bailey, virelles, sanders), oder die mir entgegengefallen sind in meinen intensiveren beschäftigungen mit einigen jazzthemen dieses jahr (davis‘ elektrische phase, the necks, ecm, überhaupt: die frühen 70er). die abfolge ergab sich irgendwie natürlich:

teil 1 – r.i.p. kathrin lemke (ihre band heliocentric counterblast erwähnte ich bereits) * das merkwürdige latin jazz quintett, bei dem schon mal dolphy fremd im studio herumstand, hier gibt es einen einmaligen gastauftritt von pharoah sanders * gary mcfarland über vietnamkrieg, umweltzerstörung und andere verbrechen der usa, aber auch zum thema: wie geht arrangieren, damit das auch auf 4 minuten spaß macht * clifford jordan zeigt dagegen ganz locker in seinem rekurs auf leadbelly, wie beautiful america sein kann * jazz in großbuchstaben, oder auch nicht, jedenfalls aus japan, nebenrecherche zum pianisten satoh und zum drummer togashi * jazz in großbuchstaben, mit allem charme, was das entwickeln kann: das einzige (?) leader-album des von kollegen ungemein geschätzten komponisten cal massey * 2 mal ecm, einmal ein ausschnitt aus einem insgesamt tollen und sehr unbekannten album, einmal ein einziger großartiger track auf einem meiner meinung nach eher mittelguten album.

teil 2 – crate digger hipness, zunächst mit kellee peterson, die sich immer vorwerfen muss, dass sie es nicht wie die jackson five aus indinana zum globalen star gebracht hat, weil sie dummerweise erstmal ein jazzalbum-aufgenommen hat (das gar keins ist), dann mit michel sardaby aus martinique, der in paris billy hart, leopoldo fleming und richard davis zusammenbrachte, um heißen scheiß zu fabrizieren * der dritte miles-gitarrist dominique gaumont, auch ein franzose mit familie aus einem überseedépartement (guyana), der bei miles „dieses afrikanische ding“ beigesteuert hat (was auch immer miles damit meinte), von einem nur digital verfügbaren sampler aus altem zeug, den seine frau veröffentlicht hat (gaumonts karriere wurde ja drogenbdingt nach 29 jahren beendet) * dann die beiden anderen miles-gitarristen cosey (mit diversen effektmaschinen) und lucas (mit den generischen licks), dazu natürlich die ebenfalls effektverstärkten mtume & michael henderson, aufgenommen auf der minnie-session am 5. mai 1975, niemals legal veröffentlicht (aber das stück wanderte noch ins live-repertoire der band) – zu meiner großen freude, nach redbeans auch mal erfolgreich ein miles-stück in einem bft versteckt zu haben * zum schluss etwas ambient, die necks mit kirchenorgel und auf single, drum’n’bass mit derek bailey, eine kurze pianostudie von kikuchi, schließlich das lange kollektive ausatmen vom afrokubanischen pianisten virelles auf dem ansonsten nicht ganz so tollen ecm-debüt (das eigentliche debüt CONTINUUM auf pi gefällt mir besser), interessanterweise mit bob hurst am bass, den man natürlich aus eher konservativen milieus kennt.

danke fürs hören und schreiben (gypsy, @redbeans, @udw, @demon, @wahr, @friedrich, @wolle62). gerne weitermachen.

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