EPMD – Strictly Business

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    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,296

    Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum am 7. Juni:

    epmdstrictly20business2nx3.jpg

    Dass sie wirklich Eric Clapton gesampelt haben, fordert mir auch im Nachhinein noch Respekt ab. Es gehört einiges an Mut dazu, 1988, als der Markt von zeitlosen Alben geradezu überschwemmt wurde, ausgerechnet das Schnipsel eines Bob Marley-Covers auszuwählen um darauf eine erste Single aufzubauen, immerhin musste man gegen Gameplayer wie Big Daddy Kane, Kool G Rap,
    Public Enemy, die Beastie Boys, De la Soul und Run-DMC antreten und die setzten zu der Zeit allesamt auf die Bomb Squad oder bedienten sich bei James Brown und anderen Funksters.

    Egal, wir sollten den Braten nicht von hinten aufziehen sondern an der Spitze des Eisbergs beginnen.
    Neben all den oben genannten Namen wird eine Gruppe oft unterschlagen, Erick and Parrish Making Dollars, kurz EPMD. In dieser Kürze slick wie Wasser das von Goretex abperlt, ausgeschrieben, Erick and Parrish making Dollars ziemlich dumpf und wannabe. E Double E und Pee MD, zwei Kerle aus Brentwood, Long Island hatten zu der damaligen Zeit keinerlei Fame bzw Material vorzuweisen, von einigen Underground-Demos mal abgesehen. Und dann platzten sie auf einmal mit „Strictly Business“ in die Szene, einem für damalige Verhältnisse relativ minimalistischem, formellen und nichtsdestotrotz
    traditionellem Rapalbum welches das Duo auf ewig zu einem der nflussreichsten und phattesten Acts machen sollte, welches HipHop jemals vorgebracht hat. Man war geplättet angesichts der neuen (ja, tatsächlich!) Art und Weise wie die Boys ihre Beats konstruierten, man verwendete teilweise 4 Samples in einem Song, und vor allem die Quellen, aus welchen geschöpft wurde, wussten zu erstaunen. Syl Johnson, Mountain und Pink Floyd in einem Song? Hell, yeah! Der Rapstyle war, in Zeiten eines Big Daddy Kane und als sogar Guru noch schnell war, extrem laid-back, richtig gewöhnungsbedürftig in seiner Langsamkeit, was PMD den Spitznamen „MC Slow Flow“ einbrachte und Ericks Lispelei erst so richtig in den Vordergrund trieb. Hört man den Song „You gots to chill“ das erste mal, fällt einem sofort das unverwechselbare Gebrummel von Erick im Wechselspiel mit der down-to-the-bone Hardcore-Ruffness von PMD auf, was das ganze Album auf ein [sic!]es Level hebt. In dem Moment wenn einem der Beat, mit dem Sample „More Bounce“ von Zapp & Roger, das erste Mal durch die Boxen fährt wird man ihn auf ewig mit den punktgenauen Vocals von E und PMD verbinden, um genau zu sein: hört man in Zukunft „..relax your mind, let your conscience be free and get down to the sound of EPMD..“ freut man sich wie ein 4jähriger, der das erste Mal „La Bamba“ hört.

    „(Erick Sermon) Catch every word I’m sayin, no there’s no delayin
    Don’t hestitate to motivate the crowd I’m not playin
    Seeing is believin, you catch my drift?
    Don’t try to a-dapt because I’m just too swift
    (How swift?) I’m so swift and that’s an actual fact
    I’m like Zorro, I mark a E on your back
    I don’t swing on no ropes or no iron cords
    The only weapon is my rappin sword

    (PMD) Intimidate MC’s with the tone of my vocal drone
    when I’m pushin on the microphone
    Cause I’m the funky rhyme maker, MC undertaker
    The one who likes to max and relax..
    and when it’s time, issue diggum-smack
    I keep their hands clappin, fingers snappin, feet tappin
    When it’s time to roll Uzi patrol was packin
    The PMD, the mic’s my only friend
    And through the course of the party, I kill again and again
    So if you’re thinkin bout battlin you better come prepared
    Come witcha shield and your armor geared
    You gots to chill..“

    Von diesem Magnus opus abgesehen ist die ganze Platte von absolut dickflüssig blubberndem Funk durchzogen, z.B. „It’s my thing“. „You out there? LOUDER!“ schreit da jemand im Chorus, nur verstärkt vom Wordcut „It’s my thing„, mit diesem Song erreicht das Sprichwort „Weniger ist mehr“ eine ganz neue Bedeutung, triff es denn Kern des Songs doch punktgenau und man wird der Genialität, welche „Strictly Business“ innewohnt langsam gewahr (Hä?).

    *Interlude: Kennt ihr das von früher, als man noch DJ Kool auf Parties spielte und sein „Hoooooold up…..“ eine ganze Tanzfläche simultan zum Ausrasten brachte wenn das „….wait a minute“ einsetzte? Den ähnlichen Effekt erlebt man bei „It’s my thing“ wenn Parrish „Freeze..“ sagt, gefolgt von einer langen Pause und dann plötzlich mit „Music please“ in die Strophe droppt.*

    Was für einen Einfluss die Platte auf mich persönlich hatte zeigt sich unter anderem am Song „You’re a customer„, hier hört man den Track hindurch immer wieder die Zeilen „..time keeps on slippin, slippin, slippin…“ und ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das nicht zum Song gehört sondern von einer obskuren Band (Steve Miller Band, huh?) stammt. Das klingt wie komponiert, das sitzt wie angegossen, hot buttered popcorn, quasi. Wenn dann auch noch die Beastie Boys aus dem Nichts kommend „Let it flow! Läätschjuaaaaslf GO!“ schreien ist die Sensation perfekt. (Der Song wurde von Rakim übrigens als Affront auf einen lange zurückliegenden Beef aufgefasst, insbesondere Parrish’s Zeilen „Smack me and I’ll smack you back“, er antwortet auf „Follow the leader“ mit „A brother said dig ‘em / I never dug ‘em / He couldn’t follow the leader long enough so I drug ‘em”, die Story wird auch nochmal von Nas auf „U.B.R.“ erwähnt.) Sampling und Zitieren par excellence, durchgehend. Man kann sich vielleicht vorstellen welche Auswirkungen „Strictly Business“ auf die nachfolgende Entwicklung des Rap-Business hatte, wenn man sich vor Augen hält, wieviel da mit dran hängt. Wäre das Album nicht nach einem Monat vergoldet worden und hätte genug Knete für ein zweites Album in die Kasse gespült, hätten EPMD womöglich nicht die Kraft gehabt ihre Crew, die Hit Squad mit nach oben zu ziehen und der Welt wären Koryphäen wie Redman, Keith Murray oder Das EFX entgangen.
    Selbst für mich als Nachgeborenen (neues Lieblingswort) hat die Scheibe nichts ihres legendären (klingt immer blöd sowas zu schreiben, aber augenscheinlich ist sie das) Einflusses und ihrer Kraft eingebüßt, sie kickt und pusht harder denn je und bläst 98% aller nachfolgenden Alben immer noch zum Teufel. (Meine Meinung, you gots to chill.)

    (Sogar das Artwork wurde eine Art Trademark mit hohem Wiedererkennungswert, siehe z.B. Little Brother’s Mixtape „Get Back“ oder Cleetus beim Frühstück im Martinihof, ha!)

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    #6633359  | PERMALINK

    travis-bickle

    Registriert seit: 30.06.2007

    Beiträge: 7,552

    Mensch, Cleetus – sehr guter Text zu einem hervorragenden Album. Nicht zu fassen dass es bald bereits das 20-jährige Jubiläum zu feiern gibt. Ich erinnere mich an den Erscheinungstag noch sehr genau, ich habe mir damals LP und Tape gekauft. Eines des besten, atmosphärischsten Rap-Alben das ich kenne, auf Platz 11 meiner Top-100 Rap-Alben – allerdings mit Tendenz nach oben. Die tracks klingen nach dem 100sten Mal immer noch frisch und kurzweilig. Und live waren EPMD eine Bombe, unvergessen vor allem eines der Konzerte (ich glaube 1989) in Bonn in der Biskuithalle, zusammen mit Public Enemy, Paris und den Afros. Erick und Parrish während der PE-Show als Fans in der ersten Reihe.

    2008 soll ja ein neues Album erscheinen. Ich bin gespannt, obwohl ich ein wenig pessimistisch geworden bin, konnten EPMD doch das hohe level der ersten releases nicht halten.

    Hier gibt es übrigens den entsprechenden Song-TÜV.

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    When shit hit the fan, is you still a fan?
    #6633361  | PERMALINK

    dagobert

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 8,575

    Album des Tages. Sehr guter Text, Cleetus.

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    #6633363  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,296

    Travis BickleMensch, Cleetus – sehr guter Text zu einem hervorragenden Album. Nicht zu fassen dass es bald bereits das 20-jährige Jubiläum zu feiern gibt. Ich erinnere mich an den Erscheinungstag noch sehr genau, ich habe mir damals LP und Tape gekauft. Eines des besten, atmosphärischsten Rap-Alben das ich kenne, auf Platz 11 meiner Top-100 Rap-Alben – allerdings mit Tendenz nach oben. Die tracks klingen nach dem 100sten Mal immer noch frisch und kurzweilig. Und live waren EPMD eine Bombe, unvergessen vor allem eines der Konzerte (ich glaube 1989) in Bonn in der Biskuithalle, zusammen mit Public Enemy, Paris und den Afros. Erick und Parrish während der PE-Show als Fans in der ersten Reihe.

    2008 soll ja ein neues Album erscheinen. Ich bin gespannt, obwohl ich ein wenig pessimistisch geworden bin, konnten EPMD doch das hohe level der ersten releases nicht halten.

    Merci. Ich finde das Level wurde auf andere Art und Weise zumindest beim Nachfolger schon gehalten. Weniger Hits, dafür deeper ähnlich wie bei den Jungle Brothers und ihrem Erstling „Straight outta jungle“ ist der Nachfolger „Done by the forces of nature“ weniger verspielt, dafür stilsicherer. Und der Solo-Output war auch immer solide bei den zweien, siehe PMDs Kollaboration mit DJ Honda und Erick’s Chilltown, N.Y. Sehe ich inzwischen beide bei 4*.

    dagobertAlbum des Tages. Sehr guter Text, Cleetus.

    Dankschön!

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    #6633365  | PERMALINK

    travis-bickle

    Registriert seit: 30.06.2007

    Beiträge: 7,552

    CleetusMerci. Ich finde das Level wurde auf andere Art und Weise zumindest beim Nachfolger schon gehalten.

    „Erste Releases“ bezieht sich ebenso auf „Unfinished Business“ (****1/2), hätte ich erwähnen sollen. Ab „Business as usual“ wurde es mir ein wenig zu „business as usual“. Obwohl der „Headbanger“ auf „Business never personal“ natürlich einer der besten Rap-tracks ever ist.

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