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http://www.metacritic.com/music/artists/broadcast/tenderbuttons
http://www.intro.de/review/Broadcast/Tender%2BButtonBei Warp erschienen. Elektro-Pop. „Das gemeinsame Kind der Young Marble Giants mit den Carpenters“, so hat Klaus Walter das Album in seiner Sendung charakterisiert; Stereolab wird auch noch gern als Referenz genannt. Ich habe die Gruppe vorher nicht gekannt, aber nachdem ich „Black Cat“ und das Titelstück gehört hatte, wollte ich die Platte haben. Ich wurde nicht enttäuscht – es ist ein sehr gutes Album! Was hört man darauf? Man hört die Stimme von Trish Keenan – keine große Stimme, seidenweich, kühl, klar, oft distanziert, aber nicht ausdruckslos, sondern nuanciert und modulationsfähig. Dazu klappert eine Drum-Machine gemütlich vor sich hin und eine Gitarre schrummt ihre Akkorde und Motive. Vor allem aber klingen die Synthesizer: Sie singen und summen und sägen und rauschen und fiepen und bizzeln, dass es die reine Freude ist. Jedenfalls wenn man an Dissonanzen Freude hat. Es wird manchmal sehr dissonant – DIS-SO-NANT. Man hört dreckige und verzerrte Klänge. Was von Melodie und Gesang her bloß „schön“ sein könnte, wird durch die Sounds, den Sound zu etwas Größerem gemacht. Während das Repetitive der Stücke und die ruhigen Tempi den Hörer ein bisschen einlullen, sendet der Synthesizer immer wieder kleine Stromstöße ins aktivierende Zentrum des Gehirns.
Trish Keenans Stimme, ihre traumhaften Popmelodien und rätselhaften Texte (also „Der Mensch“), und dazu dissonante Synthesizer-Sounds und monotone Rhythmen („Die Maschine“) – das sind die Zutaten, aus denen die Tracks von Tender Buttons gemacht sind. Abwechslungsreich ist das nicht, aber dafür ist es konsequent. Von der Grundstimmung her ist es eher ein Album der Nacht als des Tages. Am schönsten wird es dann, wenn die Drum-Machine mal Pause machen darf, bei „Tears in the Typing Pool“ (mit „Strawberry Fields forever“-Keyboard) und bei „Subject to the Ladder“. Der letztere ist mein Lieblingssong; ich kann gar nicht beschreiben, wie toll ich ihn finde. Melancholie und Sägezahnwellen. Für mich einer der Songs des Jahres. Ansonsten werten die Tracks sich gegenseitig auf. Auch wenn man bei den meisten eine Auskopplung als Single nicht ernsthaft in Erwägung zöge, machen sie doch im Fluss des Albums einen guten Eindruck. Nur die beiden kurzen Instrumentals „Bit 35“ und „Minus 3“ finde ich nicht so reizvoll; während sie laufen, warte ich darauf, dass sie vorbei sind.
Eine großartige Platte insgesamt. Mein Rating: * * * *. Nach allem, was man so im Internet liest, unterscheidet sie sich stark von den beiden Vorgängern.
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Werbung„Black Cat“ und „Tender Buttons“ haben mich zu dem Album hingezogen, wie gesagt. „Tender Buttons“ ist aber tatsächlich eins der schwächeren Stücke. Ich höre es als Velvets-Hommage: So hätten The Velvet Underground klingen können, wenn John Cale einen Synthesizer bedient hätte statt Orgel (oder Viola) zu spielen. Sympathisch; aber es hat etwas von einer B-Seite und fungiert auch als solche, als B-Seite von „America’s Boy“, der Single. Die A-Seite gibt es aktuell bei PopMatters zum Download (unter: 21.11.2005).
http://www.popmatters.com/music/downloads/index.shtml
„Black Cat“ wiederum gibt es beim TONSPION; ich empfehle, mal unter tonspion.de danach zu suchen. Oder hier:
http://www.tonespy.com/downloadframe.php?id=3498&shop=0&act=Broadcast&album=Tender+Buttons„America’s Boy“ hat einen feinen Text; der geht so: „Quaker toil and Texan oil / Rockets on we’re arm in arm / Nasa nude you’re manly you // Oi American soldier / America’s boy // Gun me down with Yankee power / Cock pit Tom with army charm / The eagle lands, army commands // Oi American soldier / America’s boy“ usw. Hehe. I love a Man in Uniform. Die Liebe zum Militärischen wird vorgeführt; das ist schön ironisch. Oder doch nicht? Wird hier ganz ernsthaft ein GI angeschmachtet, gar „der amerikanische Soldat“ schlechthin? Mehrdeutigkeit ist eine feine Sache bei Songtexten.
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To Hell with PovertyIn einem Konzertbericht hat Brian Howe von Pitchfork ein paar schöne Sätze über Tender Buttons geschrieben:
Brian Howe On the first few passes, it (Tender Buttons) sounds fine but unremarkable. You might notice some great melodies and memorable sounds, but they’re all covered in a thin layer of frost. There’s a sense of chilly ambivalence toward the listener; the songs neither push you away nor draw you in– they’re just there, aloof, waiting for someone to listen in. Or not. But you keep coming back — the album’s combination of beauty and inapproachability is enticing, like a crush whose allure is only amplified by the fact that she seems oblivious to your advances — and eventually, the frost begins to thaw and drip; the album opens up and warmth rushes in to fill those cold blank spaces; you begin to notice the off-kilter and finally human tilts of Trish Keenan’s often-startling lyrics.
http://www.pitchforkmedia.com/features/live/b/broadcast-05/
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To Hell with PovertyIch besitze seit heute den Vorgänger „Haha Sound“, welcher mir bisher ausgesprochen gut gefällt. Nur damit Du weißt, dass Du bezüglich Broadcast nicht mehr alleine dastehst.
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