Wiederholung, Routine, Entwicklung…

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  • #19723  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Was mich mal interessieren würde, ist inwiefern es für euch wichtig ist, dass sich Bands/Künstler weiterentwickeln?
    Napoleon schrieb im Thread zu den neuen Werken von Nick Cave, dass diese für ihn in erster Linie Routine-Alben sind und daran für ihn scheitern. Einerseits stimme ich ihm zu, das ist sicherlich Routine (und wie sehr das Routine ist, zeigt im übrigen auch das Cave-Interview im vorletzten RS), aber andererseits gefallen mir die Alben trotzdem sehr gut. Und überhaupt gibt es einige Alben, die routiniert sind, die nichts Neues seitens des Künstlers bieten und nichtsdestotrotz mag ich sie gerne. Aber immer wieder gibt es auch Alben, bei denen es mir genauso geht wie Napoleon im obengenannten Fall, beispielsweise was das diesjährige besonders unoriginelle Album von Prodigy angeht. Dieses wäre ein durchaus beachtenswertes Debüt gewesen (wenn selbstverständlich auch nicht so gut wie das wirkliche Debüt der Band), aber jetzt im Jahre 2004 nach drei Prodigy-Alben langweilt es mich doch sehr.
    Kann es sein, dass es ganz bestimmte Acts sind, denen man gerne Wiederholung vorwirft? Insbesondere solche Acts, die irgendwann mal überraschten, die mal gegen die vorherrschenden Hörgewohnheiten verstoßen haben oder ihnen zumindest nicht so nahe sind wie die meisten anderen (z.B. Tom Waits, Radiohead, Björk…).
    Es würde mich einfach mal interessieren, inwiefern es für euch wichtig ist, dass Bands/Künstler sich stets weiterentwickeln oder überhaupt entwickeln? Ist Stillstand in der Musik wirklich der Tod?

    --

    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #2464631  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,390

    Viele meiner Lieblingsalben von Bands, die eine längere Geschichte haben, sind solche wo eine Weiterentwicklung spürbar ist. Allerdings geht das natürlich auch oftmals an meinen Geschmack vorbei (Radioheads Kid A, Style Council Cost of loving, Stones Satanic Majesties, Who are you) – um nur mal ein paar Alben zu nennen, auf denen große Entwicklungen stattgefunden haben, aber ich nach großen Alben davor höchstens ***1/2 geben würde, gewiss nicht schlecht und wenn's wie hier Interpreten sind, die ich sonst sehr mag, bin ich auch bemüht mir die Sachen schönzuhören.
    Trotzdem: Interpreten sollen sich weiterentwickeln! Zumindest einige Songs pro Album sollten dem Interpreten ein paar neue Seiten abgewinnen, so dass ein gewisses Überraschungsmoment eintritt. So fand ich z.B. die Pro-Tools-Songs auf Bridges to Babylon von den Stones klasse (Anybody seen my baby, Might as well get juiced, Saint of me)!

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #2464633  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

    Registriert seit: 26.08.2002

    Beiträge: 17,863

    Habe gestern ein Zitat von Link Wray gehört. Passt vielleicht hier rein:
    „The Stars rise and fall, the artist develops“.

    Davon abgesehen meine persönlich Perzeption, die ich nicht begründen kann, sondern eben einfach Empfinden/Erfahrung ist:
    Bei den absoluten absoluten Favoriten ist eine Stagnation unwichtig. Sie bleiben Favoriten, wenn kein Desaster kommt.
    Die Interpreten aus der 2. Reihe (was immer noch sehr weit vorne ist) werden irgendwann langweilig, wenn sich nichts verändert.

    --

    #2464635  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    Da spielt aber auch die Erwartung an ein Album eine gehörige Rolle.
    Wenn ich mir die Entwicklung von Tocotronic ansehe, ist es mir schon wichtig, dass die Band nicht auf ihrem angestammten Platz stehen bleibt.
    U2 sind auch eine Band, die verschiedene Richtungen einschlägt und z. T. Vorreiter für Produktionsstandards wurden.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #2464637  | PERMALINK

    jan-dark

    Registriert seit: 31.07.2003

    Beiträge: 3,410

    Originally posted by KritikersLiebling@9 Nov 2004, 09:19
    U2 sind auch eine Band, die verschiedene Richtungen einschlägt und z. T. Vorreiter für Produktionsstandards wurden.

    wann soll das denn gewesen sein? m.e. haben sie sich gelegentlich an trends rangehängt was mir besonders bei achtung baby ziemlich übel aufgestossen ist. aber ich mag u2 ja sowieso nicht.. das zitat von link wray gefällt mir und so sollte es auch sein..

    --

    almost happy • almost satisfied • the restless one • has found some peace tonight
    #2464639  | PERMALINK

    aquarius

    Registriert seit: 29.10.2003

    Beiträge: 1,173


    Was mich mal interessieren würde, ist inwiefern es für euch wichtig ist, dass sich Bands/Künstler weiterentwickeln?

    Viele von mir gemochte Alben sind keine Weiterentwicklung. Solche Musik kann sehr befriedigend oder sogar erfüllend sein. Wahrhaft große Alben sind aber auf ihre Art und zu ihrer Zeit immer neu oder variieren zumindest Althergebrachtes/Bestehendes auf sehr bemerkenswerte Weise. Mir fällt jedenfalls kein Gegenbeispiel ein.

    --

    down by the river i shot my baby
    #2464641  | PERMALINK

    amadeus

    Registriert seit: 04.12.2003

    Beiträge: 10,741

    Um auf U2 zurückzukommen, weil ich sie für exemplarisch halte: mit „pop“ sind sie ganz neue Wege gegangen. Damit hatten sie ihre Zielgruppe teilweise verändert, ehemalige Fans verloren, neue gewonnen. Ob man aber bei jeder Richtungsänderung von einer Weiterentwicklung sprechen kann? Ich hatte es damals als Rückschritt empfunden, weil U2 meine Erwartungen (Rocksongs ala Joshua Tree) nicht mehr erfüllte. Für andere mag es eine Weiterentwicklung hin zum eigenen Geschmack gewesen sein.

    Allerdings muss man Künstlern zugestehen zu experimentieren und Risiken einzugehen. Auch aus schwachen Alben (und vielleicht gerade dann) kann man lernen und sich anschließend weiterentwickeln. Ich halte es jedenfalls für falsch, einen Künstler wegen einem miesen Song oder einem mangelhaften Album für immer zu ignorieren.

    --

    Keep on Rocking!
    #2464643  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    „Weiterentwickeln“ suggeriert, dass es ein „Besser-als-vorher“ gibt. Das muss keineswegs so sein.
    Wenn es ein wirklich guter Künstler ist, wird er immer wieder andere Ansätze für das finden, was er zu sagen hat. (Sonst wäre es ja auch überflüssig!) Und das bleibt spannend.
    Bei schlechten ist es eh wurscht.

    --

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    #2464645  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,500

    Mich würde auch interessireen, wie Ihr den Begriff „Weiterentwicklung“ definiert. Ist das Hinzunehemen neuer Sound schon eine solche? Oder ist es nicht einfach nur eine schnöde Veränderung. Hat sich Bob Dylan nicht auch weiterentwickelt, in dem er seine Songs stetig in eine neue Richtung laufen läßt, obwohl das Instrumentarium stets das selbe ist?

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #2464647  | PERMALINK

    amadeus

    Registriert seit: 04.12.2003

    Beiträge: 10,741

    Eine Weitentwicklung bedeutet, dass man die bisherigen Erfahrungen einbringt und daraus seine Lehren und Konsequenzen zieht. Eine Weiterentwicklung muss nicht immer nach oben gehen (Verbesserung), es kann auch eine Verbreiterung seines Spektrums sein, z.B. ein Rockmusiker versucht sich im Blues oder Folk.

    Ist wie im richtigen Leben: auch Musiker sollen lebenslang lernen. In einem Unternehmen bedeutet Stillstand = Rückschritt, während sich die Konkurrenz bewegt.

    --

    Keep on Rocking!
    #2464649  | PERMALINK

    prodigal-son

    Registriert seit: 26.12.2002

    Beiträge: 10,737

    Originally posted by Jan Dark@9 Nov 2004, 11:47
    aber ich mag u2 ja sowieso nicht.. das zitat von link wray gefällt mir und so sollte es auch sein..

    Zwei sehr schöne Aussagen.

    --

    If you try acting sad, you'll only make me glad.  
    #2464651  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Kunst steht nicht in Konkurrenz! Niemals!
    Ah, jetzt habe ich den Grund für meine Ablehnung von Listen gefunden! :lol:

    Bsp.: Dylans Debüt war zu seiner Zeit großartig und neu! Dass er später noch viel großartigere Platten gemacht hat, schmälert nicht die Bedeutung des ersten Albums. Und Blonde on Blonde macht TOOM nicht überflüssig.

    Und was heißt: ein Musiker soll lernen? Sein Instrument besser zu spielen?

    --

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    #2464653  | PERMALINK

    jan-dark

    Registriert seit: 31.07.2003

    Beiträge: 3,410

    Originally posted by otis@9 Nov 2004, 14:42
    Und was heißt: ein Musiker soll lernen? Sein Instrument besser zu spielen?

    na da gibts ja auch noch ein bisschen mehr. different styles zb und v.a. das songwriting entwickelt sich doch mit der zeit. bestenfalls kommt dann auch sowas wie ein eigener style dabei raus..

    --

    almost happy • almost satisfied • the restless one • has found some peace tonight
    #2464655  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Originally posted by otis@9 Nov 2004, 14:42
    Kunst steht nicht in Konkurrenz! Niemals!
    Ah, jetzt habe ich den Grund für meine Ablehnung von Listen gefunden! :lol:

    Bsp.: Dylans Debüt war zu seiner Zeit großartig und neu! Dass er später noch viel großartigere Platten gemacht hat, schmälert nicht die Bedeutung des ersten Albums. Und Blonde on Blonde macht TOOM nicht überflüssig.

    letzteres behauptet ja auch keiner.

    Und wieso stellest du „Bedeutung“ zu „Qualität (im Sinne von großartiger)“ in Konkurrenz?

    --

    #2464657  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Originally posted by NiteOwl@9 Nov 2004, 15:01
    Und wieso stellest du „Bedeutung“ zu „Qualität (im Sinne von großartiger)“ in Konkurrenz?

    Nein, steht nicht in Konkurrenz. Bedeutung ist vielleicht ein eher falsches Wort in dem Zusammenhang.

    Aussage war: Alle drei sind für sich genommen großartig. Keins steht in Konkurrenz zum anderen. Musikalische Unterschiede aber lassen sich deutlich feststellen. Aber von „Weiterentwicklung“ als per se Positivem zu reden fällt mir in diesem Zusammenhang schwer.

    --

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