Tocotronic – Kapitulation

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  • #5671751  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Wieso quergeschossen? Ich wundere mich nur, daß du an Tocotronic beklagst, was die Programmatik einer deiner liebsten Bands ist.

    Zur Platte: In letzter Zeit einige Male das Titelstück gehört. Recht ansprechender, robuster The Fall Beat.

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    A Kiss in the Dreamhouse  
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #5671753  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Napoleon DynamiteWieso quergeschossen? Ich wundere mich nur, daß du an Tocotronic beklagst, was die Programmatik einer deiner liebsten Bands ist.

    Hier ging es halt um Tocotronic, konkret: die Bewertung ihres oben verlinkten Interviews, und nicht um meine persönliche Wertung der Programmatik von Blumfeld. Dazu gerne mehr an einschlägiger Stelle, zumal ich im Blumfeld/Kante-Thread auch schon ausführlicher meine Kritik an diversen Aussagen von Distelmeyer geäußert habe. Wenn ich deren Gesellschaftssicht nicht teile und nicht alles begrüße, was sie in Interviews von sich geben, heißt das doch noch nicht, dass sie nicht eine meiner liebsten Bands sein können. Letzteres gilt im übrigen – und damit wieder back on topic – auch für Tocotronic. Ist das Phänomen des kritischen Fans so wunderlich? :-)

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    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #5671755  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Kein Problem. Man bewertet eben Aussagen vor dem sonstigen musikalischen Hintergrund und Horizont, oder?

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #5671757  | PERMALINK

    yellowsubmarine

    Registriert seit: 03.08.2002

    Beiträge: 2,445

    Hi,
    Kopf und Musik dürfen auch gleichzeitig eingeschaltet werden und bitte bei der ganzen Diskussion eines nicht vergessen, auch Rockmusiker sind Künstler!
    Es ist doch wie beim Wein, es wird unglaublich viel darüber dummes Zeug geredet, dabei gibt es nur zwei Kreterien: schmeckt und schmeckt nicht!
    Musik gefällt mir oder gefällt mir nicht und wenn sie mir gefällt, dann mache ich mir auch Gedanken darüber und über Tocotronic kann man sich viele Gedanken machen. Danke!

    --

    "Don ́t sit down cause i ́ve moved your chair" (Artic Monkeys)
    #5671759  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    aco-bracoJan Wigger ist mal wieder vollkommen enthusiasmiert:http://www.spiegel.de/kultur/

    War ich auch, bis zur Stelle mit Arcade Fire.

    --

    #5671761  | PERMALINK

    sebsemilia

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 2,942

    Sonic JuiceIch werde dann über den Grad meines Provoziertseins ausführlich berichten, wenn ich die Platte gehört habe.;-)

    ich denke diese interview dürfte dich mehr provoziert haben als die platte. tocotronic kannte man entweder politische band hören, oder eben als band die ein wenig zornig ist und meckert.

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    Look out kid You're gonna get hit
    #5671763  | PERMALINK

    sebsemilia

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 2,942

    JAN MÜLLER
    Im „Stern“ kann man etwa zum 100. Geburtstag von Leni Riefenstahl lesen, es sei große Kunst gewesen. Dabei ist und bleibt es Kitsch und Dreck. Das ist typisch für dieses Land. Deshalb wird auch so etwas Hochstapelndes wie unser Manifest so wahnsinnig ernst genommen.
    DIRK VON LOWTZOW
    Amüsant, wie einem die Leute in die Falle gehen.

    VANITY FAIR sprach mit der Band über Patriotismus, Künstlertum und ihr neues Album „Kapitulation“

    von Henning Kober

    Vom Himmel scheint die Sonne auf den Berliner Friedrichshain. Aus einem Ghettoblaster singt Michael Jackson „Heal the World“, gleich darauf Falco „Helden von heute“. Besser kann ein Tag kaum beginnen. Dirk von Lowtzow, Sänger, Texter und Kopf der deutschen Band Tocotronic, sitzt im Café Schönbrunn. Er trägt weiße Jeans und ein weißes T-Shirt, auf dem Blumen blühen und rote Schrift vom „Zauber der Natur“ schwärmt.

    In ihrer Frühzeit, Anfang der 90er-Jahre, sangen Tocotronic schöne Slogan-Songs: „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ oder „Let There Be Rock“. Dann wurden Texte und Musik intensiver, durchdachter und die Band zum Inbegriff der Hamburger Schule. Die Idee: Popmusik soll so toll dialektisch sein wie Adorno, Horkheimer oder Habermas. Popmusik als Philosophiekurs, die Konzerthalle als Hörsaal. Tocotronics Grundhaltung dabei war immer: Wir sind dagegen! „Wir sind stramm links sozialisiert“, sagt Dirk von Lowtzow.

    Nächste Woche erscheint das achte Album von Tocotronic. „Kapitulation“ haben sie es genannt. Seit Ende April geistert ein von der Band verfasstes Manifest durch das Internet. Darin schreiben sie: „Kapitulation – die absolute Niederlage, die endgültige Unterwerfung, die totale Hingabe. Dadurch werden wir so stark lieben können und so stark geliebt werden, dass wir die Imitationen des jeweils anderen werden. Alles, was einmal unser war, wird von uns abfallen, aber auch alle Sorgen, alle Qualen.“

    VANITY FAIR
    Wieso verbinden Sie etwas Schönes mit dem Begriff „Kapitulation“?
    DIRK VON LOWTZOW
    Es ging natürlich darum, einen negativ kodierten Begriff ins Positive zu wenden. Durch den historischen Subtext ist er als Provokation gedacht. Unter anderem gegenüber Leuten, die einen Optimierungsimperativ ausrufen und einzig die Gesetze des Erfolges postulieren. Gegen dieses neue deutsche Selbstbewusstsein, gegen den Patriotismus, gegen die Anforderung innerhalb dieser Gesellschaftskonstellation. Gegen dieses: „Mach was aus dir, hab Erfolg!“ Wir hingegen interessieren uns eher für Schwäche.
    JAN MÜLLER
    Zu sagen, Kapitulation wäre für uns ein rein positiv besetzter Begriff, wäre mir zu kokett. Dann wäre der Begriff auch nicht interessant, wenn man schon ein ganz reines, eindeutiges Verhältnis dazu hat.
    DIRK VON LOWTZOW
    Wir finden es grundsätzlich besser, Dinge zu verkomplizieren, als sie zu simplifizieren. Darin liegt für uns Schönheit. Das ist ein Aspekt. Der Klang ein anderer. Ka-pi-tu-la-ti-on ist ein sehr schönes Wort.
    VANITY FAIR
    Ich würde gern mit Ihnen über Patriotismus sprechen. Wie lässt sich Optimismus von Nationalismus abgrenzen?
    DIRK VON LOWTZOW
    Nationalismus spielt sich auf einer politischen Ebene ab und ist eine gefährliche Tendenz innerhalb einer Gesellschaft. Das ist auf jeden Fall zu bekämpfen. Positivismus oder Optimismus ist lediglich ein Gefühl, ein Zeitgeist, der damit einhergeht und den man anprangern kann. Das kann man schon trennen.

    VANITY FAIR
    Wie ist in diesem Sinn die Fußballweltmeisterschaft vom vergangenen Jahr einzuordnen?
    JAN MÜLLER
    Es wird immer wieder behauptet, die Menschen in diesem Land hätten bis dahin ein verkrampftes Verhältnis zu ihrer Nation gehabt. Da würden wir schon widersprechen. Wir fanden das kritische Verhältnis von Teilen der Bevölkerung in Nachkriegsdeutschland zu dem ganzen Komplex nicht schlecht. Es war das Resultat der deutschen Geschichte, dass man mit Begriffen wie Nation und Patriotismus viel vorsichtiger war. Mir persönlich hat das immer sehr gut gefallen. Die Re-Nationalisierung begann nicht mit der Fußball-WM, sondern mit der Wiedervereinigung – und damit eine große Gehirnwäsche, die den Menschen einzureden versucht, sie brauchten jetzt wieder einen gesunden Patriotismus. Ich brauche den nicht. Ich wünsche mir eine emanzipiertere Haltung.

    DIRK VON LOWTZOW
    Dem liegt die komische Annahme zugrunde, das deutsche Volk wäre im Gegensatz zu anderen immer vor Scham gebeugt, völlig unselbstständig, quasi neurotisch durchs Leben gegangen. Ich finde, es würde nicht schaden, wenn man sich 60 Jahre nach Ende des Dritten Reiches noch mehr schämen würde. Die Fußballweltmeisterschaft ist in diesem Zusammenhang harmlos.
    VANITY FAIR
    Sie sind in der Bundesrepublik der 80er-Jahre aufgewachsen. Wie wurde das Dritte Reich bei Ihnen in der Schule besprochen?
    JAN MÜLLER
    Man kann sich da relativ glücklich schätzen, dass wir in einer Zeit aufgewachsen sind, wo man darüber in der Schule viel erfahren hat.
    DIRK VON LOWTZOW
    Mir kam das aber nie als Zuviel vor. Auch habe ich dieses Thema nie wie Martin Walser als Moralkeule empfunden. Ich denke, Walsers Rede in der Paulskirche war motiviert von Sucht nach Anerkennung. Eitelkeit und Senilität spielten wohl auch eine Rolle. Wenn man solche Sätze ausspricht, kann man sich sicher sein, aus erschreckend vielen Teilen des Bürgertums Applaus zu bekommen.

    VANITY FAIR
    Patriotismus ist ein komplexes Thema.
    DIRK VON LOWTZOW
    Es wird immer behauptet: Wir hätten hier eine junge Generation, die mit der Geschichte abschließen will, die alle natürlich keine Nazis sind und die ein ganz unverkrampftes Verhältnis zu Deutschland haben. Deshalb schreiben wir auf unsere Magazine „Kopf hoch, Deutschland“. Abgesehen davon, dass ich diese Haltung politisch ablehne, ist das eine subtile Verdummungsstrategie. Es geht immer nur um Gefühle, Emotionen, Befindlichkeiten. Dieser neue Nationalismus geht einher mit einer totalen Harmlosigkeit, einer totalen Kritiklosigkeit und einer antiintellektuellen Gegenbewegung. Alle die, die wie wir die Dinge kritisch hinterfragen, verkomplizieren, mit Bedeutungen spielen, werden als verkopft oder schwafelig hingestellt.
    Vanity Fair
    Wer sind denn Ihrer Meinung nach die Personen, die diese Entwicklung vorantreiben?
    JAN MÜLLER
    Es geht nicht nur um Einzelpersonen. Das ist breiter, das ist Teil der Bevölkerung. Mit wahnsinniger Aggressivität wird alles, was feiner und schöner ist, plattgemacht, vor allem in der Kunst. Im „Stern“ kann man etwa zum 100. Geburtstag von Leni Riefenstahl lesen, es sei große Kunst gewesen. Dabei ist und bleibt es Kitsch und Dreck. Das ist typisch für dieses Land. Deshalb wird auch so etwas Hochstapelndes wie unser Manifest so wahnsinnig ernst genommen.
    DIRK VON LOWTZOW
    Amüsant, wie einem die Leute in die Falle gehen.
    Vanity Fair
    Sie waren mit Bands wie Blumfeld oder Kolossale Jugend eine der ersten Bands, die angloamerikanischen Indiepop erfolgreich ins Deutsche übertrugen. Damit haben Sie auch Bands wie Mia, die heute ein unverkrampfteres Verhältnis zum eigenen Land propagieren, den Weg geebnet. Ist das nicht paradox?
    DIRK VON LOWTZOW
    Ich fände es narzisstisch, wenn man die Verantwortung für alles, was nach einem kam, übernehmen würde. Im Guten wie im Schlechten.

    Vanity Fair
    Wie haben Sie die Kampagne „Du bist Deutschland“ empfunden?
    DIRK VON LOWTZOW
    Ästhetisch extrem arm, ganz fiese nationalistische Gefühle schürend.
    JAN MÜLLER
    Man wird sehr schnell in die Ecke gestellt als paranoider Spinner. Es geht ja nicht darum, dass wir Angst hätten, das Vierte Reich stehe vor der Türe.
    DIRK VON LOWTZOW
    Wobei die Kraft der Paranoia nicht zu unterschätzen ist.
    JAN MÜLLER
    Ja. Aber es geht darum, dass extrem lieb gewordene Sachen verschwinden. Sie gehen unter in diesem Meer aus Pathos und Gefühligkeit.
    Vanity Fair
    Die Auseinandersetzung um das G8-Treffen in Heiligendamm hat jüngst alle möglichen deutschen Musiker auf den Plan gerufen. Sie hielten sich da raus. Tocotronic neben Herbert Grönemeyer auf einem Protestkonzert: Das kann man sich auch schwer vorstellen.
    DIRK VON LOWTZOW
    Ich finde es gefährlich, wenn Musiker sich dazu hinreißen lassen, simple Statements abzugeben. Das produziert permanent Kitsch. Ich möchte nicht die Ziele der gesamten Anti-G8-Bewegung diskreditieren. Viele Ansichten sind ja breiter Konsens, der bis in die CDU hineingeht. Dass Grönemeyer dort auftritt, ist somit folgerichtig.
    JAN MÜLLER
    Mir geht das jetzt zu weit. Wir machen Songs, und im besten Fall sagen die etwas über Menschen aus und über das, was in ihnen vorgeht. Unser Job ist nicht Politik. Auch wenn das zehnmal politisch ist, was wir machen.
    DIRK VON LOWTZOW
    Wir sind Künstler und haben verdammt noch mal unkonkret zu sein. Unsere Aussagen sind in unseren Texten und Platten.

    --

    Look out kid You're gonna get hit
    #5671765  | PERMALINK

    natsume

    Registriert seit: 24.07.2005

    Beiträge: 5,562

    Ein einziger Widerspruch. Was haben die nur gegen Kitsch?

    --

    #5671767  | PERMALINK

    sebsemilia

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 2,942

    was widerspricht ??

    --

    Look out kid You're gonna get hit
    #5671769  | PERMALINK

    natsume

    Registriert seit: 24.07.2005

    Beiträge: 5,562

    sebsemiliawas widerspricht ??

    Diese Absage an die Politik und dann doch nicht die Klappe halten können. ;-)
    Egal, ab heute steht die neue Platte im Laden!! Das Cover ist schon mal
    sehr schön:

    Von wem ist das?

    --

    #5671771  | PERMALINK

    sebsemilia

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 2,942

    das bild heißt „Portrait Of Douglas Morgan Hall“, und ist von dem amerikanischen
    Maler Thomas Earkins (von 1889, oder so). Ein befreundeter Künstler der band hat dann noch den schriftzug drauf gemacht. in irgendeinem interview haben sie dazu etwas gesagt.

    --

    Look out kid You're gonna get hit
    #5671773  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    NatsumeDiese Absage an die Politik und dann doch nicht die Klappe halten können. ;-)
    Egal, ab heute steht die neue Platte im Laden!! Das Cover ist schon mal
    sehr schön:

    Von wem ist das?

    bisschen kitschig

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #5671775  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    TheMagneticFieldbisschen kitschig

    Blödsinn!

    --

    #5671777  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    war doch nicht ernst gemeint
    jetzt verzichte ich einmal auf Smileys…
    Schade Flight13 schrieb gerade, dass es mit der Lieferung noch etwas dauert

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #5671779  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Ein gewisser Herr Hentschel schreibt auf Spiegel Online zum Album.

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
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