Superpunk – Einmal SUPERPUNK, bitte!

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    hansfuchs

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 2,306

    von mir langersehntes neues Album….hier 2 Vorab-Reviews(achtung: viel Text):

    Thomas Ritter über „Einmal Superpunk, bitte!“
    Ok, ein neues Superpunk-Album ist am Start. Man frug mich, dazu Stellung zu nehmen und das will ich gerne tun. „Einmal Superpunk, bitte!“ heißt die Scheibe höflich und bietet dann 13 mal Superpunk.
    Ewig lange drei Jahre sind seit dem famosen Vorgänger-Album „Wasser marsch!“ vergangen. Mit gutem Grund, denn die Herren der Hamburg-Münchner Formation sind schon ein bisschen älter und haben auch noch anderes zu tun. Außerdem musste man so circa 150 Konzerte spielen, das will auch erstmal gemacht werden.

    Für Freunde der Band mag die Wartezeit lang gewesen sein, aber – das darf man gut gelaunt feststellen – das Quintett hat die Zeit genutzt: Gelassener sind sie geworden, was daran liegt, dass die Live-Präsenz ungemein übt. Auf einmal stellte man fest, dass man spielen konnte, was man wollte. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Meistens probiert man sich als Musiker ja an seiner Lieblingsmusik, scheitert und schafft damit im besten Falle etwas Neues. Die Geschichte der Popmusik ist voll von solchen Missverständnissen. Die Stones wollten eine Bluesband sein und die Beatles eine Rock’n’Roll-Band. The Who kannten sich im R&B gut aus. Die Kinks sogar noch besser. Aber alle lagen irgendwie knapp daneben und schafften dadurch sensationell Neues.
    Superpunk liebte den Soul seit jeher. Aber weil man früher überhaupt nicht wusste wie das geht, begann Superpunk als ziemlich laute Garagenpunkband. Beim zweiten Album gab’s dann diese absolut einmalige Mischung aus Northern Soul und Beat-Punk. Dazu kamen die in ihrer poetischen Direktheit einmaligen Texte – kleine Geschichten über Leute und Zustände, mal als Aufschrei, mal nüchtern konstatiert. Und immer einfach. Das schien neu und gefiel den Leuten.
    Klar, Journalisten, die alles aus Hamburg mögen, weil es so schön beziehungsreich und diskursiv reflektiert zu sein scheint, waren ein bisschen irritiert und wollten immer noch ein bisschen mehr den großen Überbau sehen, als der tatsächlich da war. Sozialismus und so. Nicht, dass das Weltbild von Superpunk nicht durch die Werte Freiheit und Gerechtigkeit in Solidarität geprägt wäre, aber das politische Sendungsbewusstsein sucht man vergebens.
    Das und die Freude der Band daran, die Musik nachzuspielen, die sie liebt, macht Superpunk so toll. Hier gibt’s kein kompliziertes Geschwurbel, hier gibt’s Klarheit. Muss ja nicht gleich bedeuten, dass etwas dumm ist, nur weil es klar formuliert ist.

    Was bietet also nun das neue Album? Musikalisch gibt’s mehr und klarer Soul, der vom Northern Soul inspiriert ist. Zum einen, weil die Jungs die Musik eben am liebsten mögen. Zum anderen, weil sie die Musik nun endlich spielen können. Natürlich kann man immer auch andere Helden heraushören, wenn man will. Ob’s auch Stax-Soul ist oder Bands aus den 80ern, jedem wird sicherlich was dazu einfallen. Textlich geht’s nochmal persönlicher und dadurch tiefer zu, als auf dem Debüt-Album „A bisserl was geht immer“ oder dem Nachfolger „Wasser marsch!“

    Wir wollen das mal in der Einzelkritik betrachten.

    1.) Ich weigere mich, aufzugeben – Sehr gefällige Soul-Tanznummer mit Chor, Bläsern und Motown-Streichern. Geht glatt durch und bietet zudem viel Hoffnung. Eine einfach, persönliche Wahrheit.

    2.) Ein bisschen Seele – Jürgens spielt einen Donald Dunn-Bass. Insgesamt mehr Stax als Motown, klar. Soul hilft. Schön, dass „Seele“ noch ein bisschen mehr bedeutet, als „Soul“.

    3.) Tu einfach Dein Bestes und mach Dir keine Sorgen – Herrlich entspannte, tanzbare Northern Soul-Nummer, die nebenbei noch erklärt, dass man nicht alleine und wertlos ist und die Gegner genauso viel Angst haben, wie man selbst. Tut sehr gut.

    4.) Ich mag den Mann nicht, der ich bin – Schöne Mischung aus Soul, Pubrock, Novelty und Suzie Quatro. Inhaltlich gesehen möchte man sich um nichts auf der Welt so fühlen. Lasst es mich so sagen: Nützt aber manchmal nix.

    5.) Raus aus dieser Stadt – Eine kleine Melodie, die einem bekannt vorkommt. Es werden reihenweise blutjunge Studentinnen aus hessischen Dörfern sich verstanden fühlend nicken. Aber ob es ihnen das Herz gebrochen hat, ihren Heimatort zu verlassen?

    6.) Return Of Top Old Boys – Prächtige Bläser verleihen diesem instrumentalen Wiedereinzug unserer gelassenen, alten Helden etwas Großes. Gut, dass man dabei sein darf.

    7.) Wenn Du wieder rauskommst – Der typische hüpfende Tanzbeat des Northern Soul. Ein Mensch erwartet seinen Kollegen zurück aus dem Gefängnis und hofft, dass sich nichts verändert hat.

    8.) Bitte verlass mich – Schließt musikalisch beinahe nahtlos an das vorherige Lied an. Ein junger Mann fragt sich wiederholt, ob er nicht eher eine einfache Freundin haben will. Aber er muss bei seinem komplizierten Häufchen Elend bleiben, weil sie sich sonst umbringt. Grauenvolle Vorstellung.

    9.) Die Bismarck – Stax trifft Skiffle-Gitarre und Mundharmonika und doch: es ist Soul, Baby. Eine tolle Metapher dafür, dass man loslegen soll, weil es zu schaffen ist. Oder die Geschichte eines einfachen britischen Matrosen. Wahrscheinlich beides.

    10.) Die Straßen Deiner Stadt – Vielleicht die Blaupause eines Superpunk-Songs. Vielleicht gerade deswegen nicht der stärkste Song des Albums. Eine kleine Reise nach Ostberlin. Oder nach Westberlin?

    11.) Sie hierum, ich da rum – Eine famose kleine Instrumentalnummer, die vorgibt, wie der Tanz geht. Ganz einfach: sie hierum, ich darum. Boogaloo trifft Booker T. Jones.

    12.) Allein in eisigen Tiefen – Hier kommt der Beat um die Ecke. „La Bamba“ und „Twist & Shout“ mit schrack-schrack-Gitarre, bloß eben anders. Der junge Mann findet sich orientierungslos und fremdbestimmt. Ein sehr unangenehmer Zustand der Hilflosigkeit.

    13.) Zeit der eisernen Hand – Zum Schluß geht’s nochmal in die Garage, wo man sich ein paar Scheiben aus den 80ern anhört, auf denen Bands Garagenpunk der 60er nachspielen. Ein persönliches Plädoyer für die Rückkehr zur Bescheidenheit und zum altmodischen Interesse für das Miteinander. Wer denkt, hier geht es explizit gegen Schill und so, der hat nicht genau hingehört.

    So, den Rest muss man jetzt selber machen. Ich höre mir das Album gleich nochmal an, denn es ist toll geworden.

    Rocko Schamoni über „Einmal Superpunk, bitte!“
    Genauso war dieses Kraftgefühl als Dexys „Too Rye Ay“ über den verwunderten norddeutschen Punkhimmel flog und wir dachten: „Aha – das geht also auch – ich darf Punk bleiben und mich trotzdem von dieser aufgeladenen Melodiewelle davontragen lassen, hinaus auf die Ostsee zwischen all die „A-Flock-of -Seagulls- Poppersurfer“.
    Auf „Einmal Superpunk, bitte!“ (mein erstes eigenes Punk Fanzine 1983 hieß „Bitte einmal Pissscheiße“, …sonderbar…) begegnen uns hochgeliftete Soulpower-Feelings mit unprätentiöser Modpunkgeste, keine Angeberei und trotzdem ein Leben in Jeans, in Polohemden, für Seelenmusik und ohne Anbiederung an neuen rockigen Lifestyle mit Trucker Schirmmützen und DJ Beeps & Clonx To Go.

    Der Soundtrack für ein Leben mit dem Spackofanten. Die Aphex Twin des Northern Soul haben wieder zugeschlagen. Der strenge, dünne Herr „Mädchen Karsten“ und seine Top old Boys schaffen es tatsächlich, ohne Alkohol und Zigaretten eine Illusion von einer Welt mit Alkohol und Zigaretten zu erzeugen. Diese Musik muss man inhalieren. Rauch zieht direkt in die Seele. Smoke some Soul. Fettburner.

    Extrakritik Musik Fachblatt: Diese Platte ist in sehr hoher Qualität aufgenommen, die Sounds sind amtlich, die Musiker beherrschen ihr Handwerk aus dem Handumdrehen.

    Marco Fuchs(Intro) schreibt:

    Nur ein bisschen Seele jetzt: Der Kampf geht weiter! Hamburgs verregnete Antwort auf The Clash setzt da an, wo ihr zu Recht umjubeltes Album ›Wasser Marsch‹ aufhörte: im täglichen Kampf gegen sich selbst und die Umstände. Ironie und Melancholie live together in perfect Harmonie. Geschätzte 180 gute Slogans zum Mitbrüllen und In-die-Pfützen-Malen geben die »Aphex Twin des Northern Soul« (Rocko Schamoni) mit geballten Fäusten vor. »Es gibt nur ein Leben, und deshalb weiger ich mich aufzugeben.« Und: »Ich bin gekommen, die Bismarck zu versenken.« Voller Bläsereinsatz voraus. Und doch steigt und fällt die Stimmung auf ›Einmal Superpunk Bitte‹ in schweifenderen Melodien und weitaus weniger aufgeraut. Tausche bösen Fabrikanten gegen Suizid-gefährdete Freundin. Schließlich gibt es auch im Leben der top old boys noch was anderes als Lebensmittelgutscheine und Lohnfortzahlung im Revolutionsfall. Aber keine Angst: Die Sehnsucht nach ein bisschen Gerechtigkeit, tot im Kofferraum in Mühlhausen, tropft immer noch aus jeder Zeile. Hier im Superpunk-Club muss sich keiner seiner Tränen schämen, denn die Jungs nehmen dich immer wieder zärtlich in den Arm: »Tu einfach dein Bestes und mach dir keine Sorgen. Tu einfach so, als wär nix gewesen, ich werde vorbeikommen und dich auflesen.« Gegen das Schlechte, für das Gute: So schön kann Rechthaben klingen.

    und eine neue hübsche homepage haben sie auch:

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    #2153557  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    schöne reggae version von „man kann einen ehrlichen mann nciht auf seine knie zwingen“ auf der seite. :) freue mich!

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    #2153559  | PERMALINK

    paddy

    Registriert seit: 30.04.2003

    Beiträge: 1,955

    will ich haben! die vorigen mocht ich sehr.

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    Like drinking poison Like eating glass[/SIZE]
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