Sufjan Stevens und Gravenhurst

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  • #18745  | PERMALINK

    wowee-zowee

    Registriert seit: 19.12.2003

    Beiträge: 4,994

    Sufjan Stevens und Gravenhurst, Prime Club – Köln, 05.10.04

    Es gibt Abende an denen alles stimmt, wo kein Ton zuviel gespielt wird und keiner zu wenig – dies war so einer. Es gibt Abende die man sein Leben lang nicht vergisst – dies war so einer. Es gibt Musik, in der man einen kleinen (oder großen) Teil von sich selbst wieder findet – dies ist so eine.
    Der Prime Club lockt die Tage mit guten Angebot und so sollte auch der amerikanische, leicht verschrobene Songwriter und Arrangeur Sufjan Stevens sein einziges Deutschland-Konzert, in dem kleinen Club in Köln geben. Die große Frage die ich mir schon Tage vorher stellte, war, wie er die ganzen Arrangements von seinem Album „Greetings from Michigan“, in kleinem Rahmen (der Club fasst gerade mal 150-200 Personen) unterbringt. Als ich ankam musste ich meine Frage revidieren, denn der Rahmen, oder besser gesagt die teilnehmenden Zuschauerzahl war arg dezimiert – ich schätze mal das sich ca 40 Leute an diesem milden Oktoberabend in den Prime Club verlaufen haben. Aber wieso aufregen – um seine Musik zu transportieren braucht Sufjan keinen gefüllten Saal, sondern ein gemütliches Wohnzimmer und Kophörer-auf-Atmosphäre, und genau die bekam er und wir an diesem Abend.
    Bevor aber Sufjan selbst die Bühne stürmen konnte, war es die Band Gravenhurst, die einen nicht zu kurzen Auftritt hinlegt. Die Band tat es dem Club gleich und kam auch nur in dezimierter Zahl. Genauer gesagt war er es nur der Bandchef, der mit Akustikgitarre traurige, an Nick Drake erinnernde Weisen vortrug, die bei mir alle ins Schwarze trafen. Leider waren ihm beim letzten Gig in Barcelona alle CD's geklaut worden und so konnte ich ihm kein Exemplar abkaufen.
    Dann kam Sufjan. Was jeder erwarten konnte, da nur Banjo und Akustikgitarre auf der Bühne standen, und ich so sehr erhofft habe, wurde dann Wirklichkeit – der Mann, der so unscheinbar und symphatisch ist, kam solo und nur
    die zwei Instrumente sollten den Klang seiner Stimme untermalen. Anhand einer selbstgemalten Karte von dem schönen Staate Michigan (USA) erzählte Sufjan einzelne, lange Geschichten zu jedem seiner Songs, die er an diesem Abende vortrug – die zum größten Teil vom letzten Album „Seven Swans“ kamen. All die Geschichten, die Trauer und leichte Ironie vermittelten, führten zu einer Intimität im Club, wie ich es noch nie auf einem Konzert erlebt habe und viele nahmen auf dem Boden Platz. Keiner wagte es sich zu rühren, zu sprechen oder auch nur seine Bierflasche anzusetzen – hätte es jemand gewagt, keiner hätte sich ablenken lassen.
    Nach anfänglichem Spiel auf der Akustikgitarre wurde diese abgelöst durch das Banjo. Die Zeit war angehalten und der Song „Seven Swans“ verzauberte so ziemlich jeden. Ich kann es nicht beschreiben – das muss man einfach erlebt haben. Es war so als verlieh er dem Banjo eine Stimme – es war so als dürfe man den Aufnahmen für „Seven Swans“ beiwohnen und bloss keinen Mucks machen, sonst wäre die Aufnahme versaut. Aber wie könnte man…nein, wie kann man denn unterbrechen wenn man unter Hypnose steht? Die sanfte Stimme von Sufjan ließ mich nicht loß, das liebliche Spiel mit den Instrumenten ließ mich nicht los. Die einzige Zugabe „Romulus“ war der Balsam auf der Seele, den so jeder mal nötig hat. Ich weiß nicht wie lange dieser Balsam anhält und wann er seine Wirkung verliert, aber er ließ mich zumdindest vergessen wie ich nach Hause gekommen bin. Konzert des Lebens, Konzert für die Seele.

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    #2405647  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    Schöner Bericht , wowee. Da ärgere ich mich natürlich um so mehr, dass ich ihn nicht sehen konnte.

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    Wake up! It`s t-shirt weather.
    #2405649  | PERMALINK

    wowee-zowee

    Registriert seit: 19.12.2003

    Beiträge: 4,994

    Danke, ich kann nur für dich nur hoffen, dass er mal den Weg nach Hamburg findet. Unverzichtbar!

    Ich vergaß zu sagen, mit welchem Song Sufjan begonnen hat. Es war „The One I Love“ von R.E.M – hab selten (oder noch nie) erlebt, dass jemand sein Konzert mit einer Coverversion beginnt. Das Orginal wurde so weit in den Schatten gestellt…

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    #2405651  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    Auf Intro.de gibts auch einen Konzertbericht.

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    Wake up! It`s t-shirt weather.
    #2405653  | PERMALINK

    fanti

    Registriert seit: 17.07.2003

    Beiträge: 3,351

    Sehr schöner Bericht wowee da sehnt man sich wirklich, selbst mal so einen Abend erleben zu dürfen.

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    Menschen mögen auch Blutwurst, Menschen sind Schwachköpfe.
    #2405655  | PERMALINK

    eddie

    Registriert seit: 31.12.2002

    Beiträge: 651

    Schöner Bericht!
    Von Gravenhurst habe ich jetzt schon des öfteren mal was gelesen. Das muss ich mir mal anhören…

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