Steiner & Madlaina – Cheers

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  • #10600404  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,228

    „Wenn Du mir glaubst“ ist für mich der deutlich stärkere, prägnantere Song. Gerade die ene-mene-mu-Melodie lässt den Text noch bitterer und sarkastischer wirken – Liebe als zum Scheitern verurteilte Inszenierung. „Das schöne Leben“ finde ich dagegen enttäuschend, ähnliche Formel, aber nicht halb so gut inszeniert.

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    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #10600644  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    irrlichtIch finde den Track textlich alles andere als banal – im Gegenteil. Das hat ein gewisses Maß an Verbitterung, Zynismus und Doppelbödigkeit, das stimmt. Wie gesagt: Ein Generationensong. Während die Welt an vielen Stellen auseinander bricht, man nicht mehr weiß, für was man noch kämpfen kann, ohne sich ängstigen zu müssen, auf der falschen Seite zu stehen (oder auf der richtigen, aber das nur aus zugeschriebnem Selbstzweck), sucht die Erzählung ihr Wohl in hemmungslosem, resignativem Eskapismus. Fressen, kotzen, dazwischen Anbahnungen von leisem Zweifel. Zweifel, die dann auch unlängst wieder von eigenen Peer Groups vereinnahmt wurden. Deckt sich extrem gut mit meiner Wahrnehmung, dass ein ganz zentrales Problem vieler Menschen heute Verunsicherung ist. Angst vor Selbstauflösung, Identitätsprobleme, zu gleichen Teilen Besorgnis Teil und nicht Teil von etwas zu sein. Vor dem Hintergrund finde ich die Hook fast ein wenig brutal.

     
    Ich kann Deiner Deutung leider nichts hinzufügen, außer: dass sie diesen Song viel interessanter wirken lässt als die Selbstinterpretation der beiden Künstlerinnen, die man auf der Label-Seite nachlesen kann. Die lautet nämlich:

    Jeder Song erzählt eine Geschichte aus dem schweizerischen Leben. ‚Das schöne Leben’ beispielsweise ist die Beschreibung eines privilegierten und im Überfluss ertrinkenden Lebens in einem Land wie der Schweiz. Das Leben in einer gespaltenen Welt, wo wir vor lauter Möglichkeiten Angst bekommen haben, unsere Träume zu verwirklichen. So bleiben wir paralysiert sitzen und stürzen uns in einen Überkonsum, der uns vorübergehend eine gewisse Zufriedenheit vormacht.

    Demnach soll es in „Das schöne Leben“ um die Luxusprobleme von Schweizer Bürgersöhnen und -töchtern gehen, die in der „Multioptionsgesellschaft“ (wie der Soziologe sagt) ihre Selbstverwirklichung versäumen… Da ist Deine Interpretation sehr viel anregender.

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    To Hell with Poverty
    #10600670  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,445

    Wobei das m.E. mit reinspielt. Ich würde tatsächlich auch so weit gehen, „keine Möglichkeiten im Leben“ ungern gegen „zu viele Möglichkeiten“ auszuspielen. Denn gerade letzteres ist ein wichtiger Aspekt für viele Jugendliche und auch noch meine Generation. Man bleibt in Schockstarre, weil jede Entscheidung die Falsche sein könnte. Das ist ja das zentrale Element dieser Zeit – an Beziehungen festhalten oder lieber direkt wieder abspringen, im Job jeden Tag auf den Sprengsatz warten oder ihn selbst zünden, reisen oder doch lieber an der Karriere feilen und sich durch zehntausend Studiengänge lesen – man weiß nie, ob man nicht alles irgendwann bereut. Man muss dennoch Entscheidungen treffen, das gehört zum Erwachsenwerden dazu, aber das beklemmende Gefühl bleibt in einer Welt, die immer globaler wird und näher rückt (noch mehr Konkurrenz, noch mehr Möglichkeiten, noch mehr potentielle „Fehler“). Das klingt nach Luxusproblemen, ist es m.E. aber nicht.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #10602096  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,445

    Weil ich den Artikel von Ronja hierzu so passend fand, zuletzt in der ZEIT erschienen.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #10615939  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,854

    Video zu Prost Hawaii:

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #10616177  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    Musikalisch (vor allem rhythmisch) deutlich ansprechender als die beiden vorherigen Tracks. Und das Video (Autoerotik zu „Das schöne Leben“) wirkt auf mich irgendwie erfrischend zynisch.

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    To Hell with Poverty
    #10617029  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    Wir sind uns mal wieder einig. Für mich der schwächste der drei Titel ;-)
    Aber ich kenn ja auch die Anderen und bin eigentlich recht zufrieden mit dem Album.
    Was erstaunlicherweise gut für mich funktioniert, erstaunlicherweise, weil sonst eben genau das Gegenteil der Fall ist, ist dieser Mix aus deutschsprachigen und englischen Songs.

    zuletzt geändert von themagneticfield

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    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #10618037  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    @themagneticfield : Schön, dass es noch Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann ;-)

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    To Hell with Poverty
    #12134225  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 29,125

    Ich hatte den Namen zwar hier schon mal gelesen, die Band aber erst letzte Woche auf Bayern 3 bei „Lieder auf Banz“ wahrgenommen. Erstaunlich, dass so etwas aus der Schweiz kommt.

    Inzwischen ist ja im April bereits das dritte Album erschienen, und ich hatte die letzten Tage viel Freude mit dem Platten, die auch noch beim sympathischen Glitterhouse-Label verlegt sind.

    Irgendwelche Vergleiche spare ich mir mal, auch wenn sich einer, hier bereits erwähnter, durchaus aufdrängt. Aber das ist schon sehr erfrischend und eigenständig.

    --

    Ab sofort stelle ich im ctte-Thread meine Top 25 Jahresalben für 2024 vor. Beginnend bei Platz 25 kommen jeden Tag so zwei bis drei Titel dazu. Jeder ist eingeladen sich auch aktiv zu beteiligen.
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