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irrlichtIch finde den Track textlich alles andere als banal – im Gegenteil. Das hat ein gewisses Maß an Verbitterung, Zynismus und Doppelbödigkeit, das stimmt. Wie gesagt: Ein Generationensong. Während die Welt an vielen Stellen auseinander bricht, man nicht mehr weiß, für was man noch kämpfen kann, ohne sich ängstigen zu müssen, auf der falschen Seite zu stehen (oder auf der richtigen, aber das nur aus zugeschriebnem Selbstzweck), sucht die Erzählung ihr Wohl in hemmungslosem, resignativem Eskapismus. Fressen, kotzen, dazwischen Anbahnungen von leisem Zweifel. Zweifel, die dann auch unlängst wieder von eigenen Peer Groups vereinnahmt wurden. Deckt sich extrem gut mit meiner Wahrnehmung, dass ein ganz zentrales Problem vieler Menschen heute Verunsicherung ist. Angst vor Selbstauflösung, Identitätsprobleme, zu gleichen Teilen Besorgnis Teil und nicht Teil von etwas zu sein. Vor dem Hintergrund finde ich die Hook fast ein wenig brutal.
Ich kann Deiner Deutung leider nichts hinzufügen, außer: dass sie diesen Song viel interessanter wirken lässt als die Selbstinterpretation der beiden Künstlerinnen, die man auf der Label-Seite nachlesen kann. Die lautet nämlich:
Jeder Song erzählt eine Geschichte aus dem schweizerischen Leben. ‚Das schöne Leben’ beispielsweise ist die Beschreibung eines privilegierten und im Überfluss ertrinkenden Lebens in einem Land wie der Schweiz. Das Leben in einer gespaltenen Welt, wo wir vor lauter Möglichkeiten Angst bekommen haben, unsere Träume zu verwirklichen. So bleiben wir paralysiert sitzen und stürzen uns in einen Überkonsum, der uns vorübergehend eine gewisse Zufriedenheit vormacht.
Demnach soll es in „Das schöne Leben“ um die Luxusprobleme von Schweizer Bürgersöhnen und -töchtern gehen, die in der „Multioptionsgesellschaft“ (wie der Soziologe sagt) ihre Selbstverwirklichung versäumen… Da ist Deine Interpretation sehr viel anregender.
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To Hell with Poverty