Nikos Favoriten

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  • #5222971  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,272

    Vielen Danke Times…freut mich sehr, schau dir mal die anderen Reviewthreads von Kramer, Otis, Mikko und co. an, die sind mehr als gleichwertig…lohnt sich immer…

    @oldboy
    sehr schön, freut mich. Kannst ja (gerne auch hier) mal deine Eindrücke schildern…

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    and now we rise and we are everywhere
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    #5222973  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,272

    Donny Hathaway – “Everything Is Everything”
    (Atlantic – 1970)

    Donny Hathaway zählt für mich zu den großen Vergessenen der Soulmusic. Seine warme, federleichte Stimme, die mühelos etliche Oktaven zu überspringen wusste, sein Pianospiel und seine Entertainer Qualitäten, mit welchen er live das Publikum begeisterte, blieben einmalig. Wer einmal seine ultimative „What’s Going On“ Version gehört hat, (zu finden auf Donny Hathaway: Live) weiß, dass er sich vor keinen Marvin Gayes der Welt zu verstecken brauchte.
    Geboren in Chicago (Illinois) und aufgewachsen in St. Louis (Missouri) machte der junge Donny schon in Alter von drei Jahren als „Donny Pitts, The Nation’s Youngest Gospel Singer“ auf sich aufmerksam. Sein Talent brachte ihm ein Universitätsstudium, wo er Roberta Flack und Leroy Hutson kennen lernte.
    In den 60ern zeichnete sich Donny als Pianist, Percussionist, Arrangeur und Produzent für CHESS und STAX aus und unterstütze dort u.a. Aretha Frankling, Jerry Butler oder die Staple Singers. Ein Duett mit June Conquest brachte ihm 1969 den Hit ‚I Thank You Baby‘. Sein Förderer Curtis Mayfield holte ihn schließlich zu dessen eigenem CURTOM Label, wo Donny weiter als Produzent agierte und Songs aufnahm. 1970 holte ihn King Curtis zu Atlantic, wo Donny im gleichen Jahr sein Debüt „Everything Is Everything“ rausbrachte.

    Eine fantastische Basslinie von Philip Upchurch leitet den ersten Song „Voices Inside“ein, dazu ein Chor .. i hear voices, i see people…say everything is everything… die souligen Bläser setzen ein und verzaubern mit einer genialischen Melodie…eher ein Jam als ein Song zum Auftakt, in dem Donny noch nicht zeigen kann, zu welchen Leistungen diese Stimme im Stande ist. „Je Vous Aime (I Love You)“ zeigt erstmals den großartigen, sehnsüchtigen Sänger Donny Hathaway mit einer Liebesballade an seine Frau Eulaulah, die auch im Background zu hören ist. Das Ray Charles Cover „I Believe To My Soul“ ist klassischer Chicago Soul, eine mit Dank erfüllte Ode an seinen Schöpfer, in welcher Donny ein bemerkenswertes Solo über den dominanten Bläsern spielt. Im klagenden „Misty“ beschreibt Donny eine unglückliche Liebe, die unterschwelligen, geheimnisvollen Bläser verstärken Donnys sehnliche Botschaft und akkumulieren zu einem hoffnungsvollen, mutigen Gedicht.

    Look at me – I’m, I’m as helpless as a kitten up a tree
    I feel like I’m clinging to a cloud
    I can’t understand I get misty holding your hand

    „Sugar Lee“ ist ein stimmungsvoller Jam, der einzig und allein dafür gut ist, um das Album noch luftiger und swingender zu machen. “Tryin’ Times“ ist ein klassischer politischer message song über die Bedeutung von Frieden und Gemeinschaft, begleitet von Boogie Piano und groovy Percussions. Im Anschluss gospelt Donny „Thank You Master For My Soul”, dehnt und zieht dabei alle Vokale, bis irgendwann die eruptiven Bläser das Erwachen ankündigen und die Band in ein jazziges Solo stürmt. Das folgende „The Ghetto“ ist eines der absoluten Hathaway Klassiker, der prägnante Bass und die wundervollen Congas und Bongos von Henry Gibson leiten einen minutenlang Jam ein, der von der schönen Seite des Ghettos berichten soll… Ein mutspendendes, stolzes Monument, welches insbesondere in Konzerten zu absoluten Highlights heranreifte, wenn Donny das Publikum (abwechselnd Frauen und Männer) zum Mitsingen animierte (Take A Look: The Ghetto)

    Abschließend formiert er Nina Simones stolzes „To Be Young, Gifted And Black“ in eine ernste, wehmütige Hymne für alle jungen, talentierten Farbigen, die nicht die Möglichkeiten haben, ihre Talente auszuleben.
    Die CD Version bietet weiterhin das superbe „The Dream“, eine Pianoballade über den perfekten Zeitpunkt einer Liebe, dieser sehnliche Moment jedes Einzelnen, wo die Zeit stehen zu bleiben scheint und dass Leben wie in einem Traum vorüberzieht.

    Leider schien der Traum von dieser Liebe für Donny bald zu zerplatzen, Mitte der 70er Jahre plagte ihn Persönlichkeits- und Identitätsprobleme. Nach drei Studio- und zwei Liveplatten sowie weiteren Aufnahmen und Singles mit Roberta Flack wurde Donny am 13. Januar 1979 tot vor einem Hotel in New York aufgefunden. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt, man ging davon aus, dass sich Donny absichtlich aus seinem Zimmer im 3. Stock des Hotels hinunterstürzte. Postum erschien 1980 die Single „Back Together Again“, ein Duett mit Roberta Flack, welches im UK zum Hit wurde (Chart Peak: #3).
    Die Welt verlor eine der größten Stimmen der Musikgeschichte, die wie keine andere Hoffnung, Liebe, Schmerz und Sehnsucht zum Ausdruck bringen konnte.

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    #5222975  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,983

    Hey, sehr schöner Text!

    Hab seit ner Woche meine erste Donny Hathaway CD, kannte ihn davor überhaupt nicht und bin von der CD absolut begeistert. Und war gerade im Begriff mich um mehr von ihm zu kümmern.
    Da kam dieser Text gerade recht. Weiß jetzt, was als nächstes ins Haus kommt.
    Vielen Dank für diese tolle Beschreibung. :bier:

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    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.04.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8887-240404-allerhand-durcheinand-100  
    #5222977  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,994

    Zappa1Hey, sehr schöner Text!
    […]
    Vielen Dank für diese tolle Beschreibung. :bier:

    Dem schließe ich mich an!

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #5222979  | PERMALINK

    wischmop

    Registriert seit: 26.11.2004

    Beiträge: 6,459

    Ich auch, wieder mal hervorragend! Das mir völlig unbekannte Album ist sofort in meinem Einkaufskorb gelandet, kostspielige Threads wie dieser sollten eigtl. verboten werden!

    @Zappa: Welches andere Album hast Du, gibt ja scheinbar nur noch 2 weitere Studioalben von ihm?

    --

    Es gibt 2 Arten von Menschen: Die einen haben geladene Revolver, die anderen buddeln.
    #5222981  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,983

    Wischmop

    @Zappa: Welches andere Album hast Du, gibt ja scheinbar nur noch 2 weitere Studioalben von ihm?

    Ich hab das Live-Album.
    Gefällt mir sehr gut. Studio-Album kenn ich leider auch noch keines von ihm.

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    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.04.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8887-240404-allerhand-durcheinand-100  
    #5222983  | PERMALINK

    wischmop

    Registriert seit: 26.11.2004

    Beiträge: 6,459

    Thx, Zappa! Es gibt sogar 2 Live-Alben von ihm, deines wird wahrscheinlich das erste „Live“ von ’72 sein (das andere heißt „In Performance“).

    --

    Es gibt 2 Arten von Menschen: Die einen haben geladene Revolver, die anderen buddeln.
    #5222985  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    Franz, das wundert mich. Du magst doch den nach 69er Marvin Gaye nicht. Hathaways Musik stelle ich mir ähnlich vor.

    --

    #5222987  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,983

    WischmopThx, Zappa! Es gibt sogar 2 Live-Alben von ihm, deines wird wahrscheinlich das erste „Live“ von ’72 sein (das andere heißt „In Performance“).

    Ja, ist das 72er Album.

    @mick:
    Hab vor einiger Zeit von Hathaway etwas auf StoneFM gehört und das hat mir auf Anhieb gut gefallen. Ist schon ne gewisse Ähnlichkeit, das stimmt.

    Inzwischen kann ich auch die „What’s Goin On“ ganz gut hören.
    Aber ein Lieblings-Album wird es sicher nie werden.

    --

    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.04.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8887-240404-allerhand-durcheinand-100  
    #5222989  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,272

    Da stellst du aber falsch Mick, sehe da wenig Ähnlichkeiten mit dem späten Gaye. Die beiden Live Alben hab ich auch, ich vermute Franz hat das erste, welches auch klar zu präferieren ist, allein wegen den tollen Coverversionen von Lennon (Jealous Guy), Carole King (You’ve Got A Friend) und Gaye (Whats Going On)..
    Auf In Performance befindet sich aber das tolle „Song For You“, welches vor ein paar Jahren auch gecovert worden ist, ich komme aber gerade nicht auf den Namen der Band (dabei hab ich die Platte hier irgendwo im Schrank…:doh:)

    --

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    #5222991  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,272

    Ich weiß übrigens, dass auf Stone FM damals „The Ghetto“ lief, auch wenn ich nicht dabei war, ich glaube NES hatte es vorgestellt.

    --

    and now we rise and we are everywhere
    #5222993  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,983

    nikodemusIch weiß übrigens, dass auf Stone FM damals „The Ghetto“ lief, auch wenn ich nicht dabei war, ich glaube NES hatte es vorgestellt.

    Ja, das war es.

    --

    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.04.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8887-240404-allerhand-durcheinand-100  
    #5222995  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,272

    Nick Cave And The Bad Seeds – „The Good Son“
    (Mute – 1990)

    “The Good Son” war aus musikalischer Sicht ein radikaler Schritt in der Karriere meines Lieblingsaustraliers. Spielte Cave Anfang der 80er mit „The Birthday Party“ und später mit den „Bad Seeds“ noch eine krude Mischung aus Post-Punk, New Wave und rohem Blues, war auf „The Good Son“ plötzlich alles anders. Cave zog nach Rio de Janeiro, verliebte sich in die brasilianische Journalistin Viviane Carneiro (die bald darauf schwängern sollte), ließ die Finger von Drogen und verkleidete seine lyrischen Moritaten hinter saccharinen Streichern.
    Schon auf dem Cover war zu erkennen dass sich was verändert haben musste. Cave sitzt wie ein pädophiler, gefallener Engel an einem Flügel neben vier elfengleichen, unschuldigen Mädchen und hinterlässt einen arg ambivalenten Gesamteindruck. Was folgen sollte, wurde sein bis dato melodieseligstes Werk: Songs of love and devotion.
    Schon der Opener „Foi Na Cruz“ (»„Er hing am Kreuz“)mit seinen akkustischen Gitarren, Männerchören und hintergründigem Vibraphon wiesen den Weg. Eine rührselige Melodie, einfallende Streicher! Nick Cave geläutert? Hält der Hauch eines Lichtstrahls Einzug in sein dunkles, elegisches Werk?? … nicht ganz:

    Love comes a-knocking, comes a-knocking upon your door
    but you, you and me, love; we don’t live there anymore

    Der Titelsong mit seinen percussiven Handclaps und Chören beginnt wie ein Gospel, bevor Harvey/Bargeld mit brutalen akkustischen Gitarren einbrechen und Cave seine an die Bibel angelehnte, spirituelle Geschichte über den ‚guten’ Sohn, den Bruder des verlorenen Sohn, erzählt. Typisch Cave, dass sein Protagonist der eigentliche Nebendarsteller ist. Das unheimliche, mit viel Hall aufgenommen „Sorrow’s Child“ evoziert durch seine dramaturgische Orchestrierung cineastische Bilder. Darauf folgt ein Tribut an Leonard Cohen, Caves eigene Song Trilogie, ebenso furchteinflößend, lyrisch und dunkel wie die Songs des weisen Kanadiers. Der mysteriöse „Weeping Song“ eröffnet den Reigen der dunkelgrauen Lieder und wenn Gitarrist Blixa Bargeld im Duett mit Cave singt bleibt kein Nackenhaar stehen.

    Go son, go down to the water, and see the women weeping there
    then go up into the mountains, the men, they’re weeping too

    Der “Ship Song” stellt die vielleicht beeindruckenste Ballade im ganzen Cave’schen Repertoire dar, ein himmelhochjauchzender Tearjerker mit wunderbaren Zeilen wie….

    your face has fallen sad now – for you know the time is nigh
    when I must remove your wings – and you, you must try to flight

    …und leidenschaftlichem, sonoren Gesang. Scott himself hätte es nicht besser machen können. „The Hammer Song“ zieht das Tempo wieder an, Cave flüchtet von zu Hause, hinterlässt Gott und seine Familie und kann seinem Schicksal dennoch nicht enkommen… „Lament“ ist eine Wehklage über verlassene Liebe, inklusive großer Streicherverzierung, fatalistischen Versen und dieser Stimme….

    so dry your eyes and turn your head away
    now there’s nothing more to say, now you’re gone away

    “The Witness Song” ist ein rhythmisches, vertracktes Stück Gospel Rock und nimmt alles vorweg, woraus Cave zuletzt das Doppelalbum Abbatoir Blues/Lyre Of Orpheus gemacht hat. Der Abschluss bildet „Lucy“, eine Mischung aus Requiem und Lullaby. Nick sitzt alleine am Klavier, der Himmel voller Geigen, besoffen und flehend nach der einen zehrenden Liebe

    I’ll love her forever, I’ll love her all time
    I’ll love her till the stars fall down from the sky

    …mit anschließendem Harmonica Solo hinterläßt uns Cave zurück, den läutenden Glockenturm vor sich, dazu Vollmond und Tränen in den Augen

    Nick Cave sollte elf Jahre brauchen, um diese Intensität und Melodien wieder zu erreichen. Das Sentiment dieser Magie bleibt indes wohl unerreicht.

    --

    and now we rise and we are everywhere
    #5222997  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    Schön, Niko. Bereits zum dritten Mal hast du es geschafft, aus dem Oeuvre eines von uns beiden geschätzten Künstlers genau jenes Album herauszupicken, welches ich noch nicht kenne, und mit deinem Text den Drang zu wecken, dies schleunigst nachzuholen…Danke!

    --

    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    #5222999  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,272

    Gern geschehen, dann ändere das mal schleunigst. Wer sind denn die anderen beiden, Neils „Time Fades Away“ und ??? wer ist der Dritte?

    --

    and now we rise and we are everywhere
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