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von regioactive.de:
Neil Diamond – SAP-Arena, Mannheim 17.06.2011Zum ersten Mal in seiner 45-jährigen Karriere tritt Neil Diamond in Mannheim auf und nimmt 7.000 begeisterte Zuschauer in seinen Bann. Zwei Stunden lang liefert er Hit an Hit, geschmackvoll interpretiert von seiner bewährten Band, und beeindruckt mit seiner Stimme, seiner Präsenz und mit der Tatsache, dass man ihm die 70 Jahre so gar nicht anmerken will.
Das Percussiongewitter von Soolaimon eröffnet das Konzert und mit einem Donnerschlag steht Neil Diamond auf der Bühne, wie von David Copperfield herbeigezaubert. Und was nicht weniger magisch erscheint ist die äußere Erscheinung und vor allem die Stimme, die so kraftvoll und prägnant wie eh und je klingt. In dieser Form kann man sich ihn auch noch in 10 Jahren auf der Bühne vorstellen. Während der vierten Nummer Forever In Blue Jeans fordert er bereits das Publikum zum Tanzen auf und hat damit Erfolg – nur zu gern erheben sich die Zuschauer und in den Minen der Saalordner macht sich Unlockerheit bemerkbar – sollte man jetzt schon die Sitzordnung aufheben? Erleichterung macht sich breit als sich danach alle wieder brav hinsetzen.
Als nach einer guten halben Stunde dann zuerst eine sehr gediegene Version von Solitary Man die Ohren verwöhnt hatte und danach der Drive von Cherry Cherry die SAP-Arena erfasst, bewegen sich immer mehr Zuschauer von ihren Sitzplätzen im Innenraum hin in Richtung Bühne. Als Einstieg zu dem folgenden Glory Road überrascht er mit einer Ansage, die inhaltlich so liberal aus US-amerikanischer Sicht ist, dass man sie kaum in Deckung zu den in der Regel eher konservativen Statements von Diamond in Interviews bringen kann. Er kritisiert nicht nur den Vietnamkrieg, sondern bedauert den Verlust „of our leaders“ – dass die Kennedys und auch Dr. King in dieser Reihe genannt werden, überrascht nicht, dass jedoch auch Malcom X von ihm in diesem Zusammenhang aufgeführt werden, allerdings schon. Fast ist man versucht ihn mit dem anderen, auch 1941 geborenen, auch mit „D“ beginnenden großen amerikanischen Songwriter zu vergleichen, zumal beide ihre Wiege als Songwriter in New York haben. Bei näherer Betrachtung stellt sich dieser Vergleich jedoch als Irrweg heraus. Diamond lernte die Regeln von Tin Pin Alley und wurde Teil dieses Systems, Dylan dagegen stellte die Regeln auf den Kopf und setzte die eigenen Maßstäbe. Und Diamond befolgt die Regeln des Showbusiness noch heute und bietet so die bewährte, etablierte „große“ Unterhaltung in US-amerikanischer Tradition. Risiko ist da fehl am Platz. Es bleibt einem die Gewissheit, dass man nicht etwa in Gefahr läuft von einer auf einer Note genuschelten und auf der letzten Silbe hochgezogene Melodievariation von „Girl You’ll Be A Woman Soon“ enttäuscht zu werden. Überhaupt fällt das Fehlen dieses von Urge Overkill in Pulp Fiction neuen Generationen nahe gebrachten frühen Meisterwerks von Diamond auf.
Dass Coverversionen seiner Songs bei weiten Teilen des Publikums größere Bekanntheit erlangten als seine eigenen Aufnahmen, ist bereits von Anfang an seiner Karriere die Regel. I’m A Believer und einige andere Songs wurden Hits für die Monkees, Elvis machte aus Sweet Caroline eine mitreißende Rock’n’Roll-Nummer, Red Red Wine kennt jeder in der Reggae-Version von UB40 und Solitary Man wird heute meist in der Version von Johnny Cash als Referenz gesehen. Im letzten Jahr drehte Diamond dann den Spieß um und nahm unter dem Titel „Dreams“ ein Album mit Coverversionen auf. Ob seine Version von Ain’t No Sunshine allerdings das Original von Bill Withers in der öffentlichen Wahrnehmung verdrängen kann, bleibt eher unwahrscheinlich. I’m A Believer wird zunächst in der Balladenversion des aktuellen Albums gespielt, bevor Diamond seinen (und zuvor Elvis Presleys) Drummer Ronnie Tutt auffordert Gas zu geben und den Song in seinem gewohnten Gewand zum Besten zu geben. Später wird auch noch Sweet Caroline folgen und Tutt, der letztes Jahr noch mit der alten Band von Elvis in der Frankfurter Festhalle die alten Arrangements spielte während Elvis per Video und Gesangsspur dazu geschaltet war, trommelt jetzt die bravere Originalversion. Für einen Moment kommt der Gedanke auf, dass Presley, hätte er gesünder gelebt, vielleicht auch noch in ähnlich beeindruckender Form unterwegs sein könnte – ein irrealer Gedanke einerseits, anderseits steht hier ein 70-jähriger erstmals in Mannheim auf der Bühne – und so wäre es nicht unmöglich gewesen, dass auch der King noch die SAP-Arena gerockt hätte, vielleicht auch mit einem geschmackvoll von Rick Rubin produziertem Album am Start. Von seinem feinen Album 12 Songs, das Diamond 2005 mit Rubin aufgenommen hat, hat es leider nur ein Song (Hell Yeah) in das Set geschafft, leider kein Delirious Love oder Oh Mary.
Die Präsenz und die Professionalität, mit der Neil Diamond live auftritt, gepaart mit einer über Jahrzehnte eingespielten Band, und dem beachtlichen Songmaterial, das ihm erlaubt auch so sicher erwartete Hits wie Song Song Blue oder Girl, You’ll Be A Woman Soon außen vor zu lassen, sind eine Mischung, die angesichts der just erlebten Form von Diamond, das Versprechen nach Mannheim zurück zu kommen als durchaus realistisch erscheinen lässt. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!
Setlist:
Soolaimon | Beautiful Noise | Hello Again | Forever in Blue Jeans | Shilo | Red Red Wine | Solitary Man | Cherry Cherry | Glory Road | Ain’t No Sunshine | I’m A Believer | You Don’t Bring Me Flowers | Crunchy Granola Suite | Sweet Caroline | Morningside Play | Holly Holy | Hell Yeah | I Am … I SaidCracklin‘ Rosie | America | Brother Love’s Traveling Salvation Show | I’ve Been This Way Before
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WerbungDanke für deinen Bericht … da wär ich gern dabei gewesen.
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***Is it me for a moment, the stars are falling The heat is rising, the past is calling***Hab‘ ihn in Berlin gesehen…war leider nicht so begeistert…
als ich angefangen habe bewusst Musik zu hören war Neil Diamond einer der Ersten die es auf meine selbst erstellten Mix Tapes schaffte….
30 Jahre später sah ich ihn das erste mal live…
Der Mann ist dieses Jahre 70 geworden…aber entweder er kann nicht mehr so „hoch und schnell“ singen…was mit 70 auch keine wirkliche Schande ist…nicht falsch verstehen…oder er will nicht
aber komisch ist es schon…weil ich eigentlich das Gefühl habe, dass seine Stimme immer noch sehr kraftvoll ist…und er es könnte wenn er wollteMir war es teilweise zu nah am Srechgesang…selbst bei ruhigen, sowieso schon fast gesprochenen Songs wie „I am …I said“ war sein Gesangstempo noch langsamer…
„Shilo“ …ein Song bei dem ich…wenn ich ihn auf CD höre fast immer Gänsehaut bekomme zündete bei mir irgendwie nicht….
sie spielten leider viel Songs wesentlich gemächlicher als auf Platte…
er betonte viele Zeilen auch ganz anders….für mich leider irgendwie unpassend…
Merkwürdig fand ich auch dieses „Mitgesinge“ bei „Sweet Caroline“ …“so good, so good“….hab‘ jetzt erst im nach hinein gesehen, dass das die Leute auf der letzten „live N.Y. DVD“ das so machen…warum..? keine Ahnung…würdigt den Song in meinen Ohren ab….Es war kein schlechtes Konzert…ganz und gar nicht….man stellte sich halt irgendwann drauf ein…aber ich
hatte mir von Songs wie „Beautiful Noise, Shilo, Cracklin‘ Rosie“ einfach mehr Gänsehaut Feeling gewünscht…das stellte sich irgendwie nicht ein…vielleicht waren meine Erwartungen im Unterbewusstsein einfach zu hoch…Das Berliner Publikum war jedenfalls sehr begeistert und feierte ihn…
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Die Mitsingpassagen bei Sweet Caroline fand ich auch furchtbar. Und ich bin jetzt auch nicht so ein Diamond-Fan, dass ich jetzt 80 Euro für ein Ticket gezahlt hätte, aber ich fand es interessant ihn mal zu sehen, wobei ich eine solche US-Mainstreamshow erwartet habe und auch „Song song blue“ brav ertragen hätte. Waren wie ich fand aber viele gelungene Momente in der Show, auch wenn ich gern eine andere Songauswahl gehabt hätte, aber was soll’s. Immerhin hat er nicht allzuviel von seinem sehr mäßigen aktuellen „Dreams“-Album gespielt. Mehr von 12 Songs hätte ich mir gewünscht!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueKlugscheisser-Modus: „Union Jack“ ist nicht die amerikanische Fahne.
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What's a sweetheart like me doing in a dump like this?Vielleicht war das gerade der Gag.
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Haben die in Oberhausen bei Sweet Carloline nicht „so good, so good“ gesungen?
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BluewaKlugscheisser-Modus: „Union Jack“ ist nicht die amerikanische Fahne.
Danke für den Hinweis. Der Fehler ist offenbar nur im Printtext gekürzt worden.
j.w.Haben die in Oberhausen bei Sweet Carloline nicht „so good, so good“ gesungen?
Doch, aber ich fand es so anschaulicher beschrieben. Das ist ja eine Tageszeitung, da kennt bestimmt keiner den Text.
Für mich klingt „Sweet Caroline“ wie die fiese Hermes-House-Band Version von „Country Road“ oder Gompies „Who The Fuck Is Alice“. Ärgerlich.--
Dominick Birdsey
Für mich klingt „Sweet Caroline“ wie die fiese Hermes-House-Band Version von „Country Road“ oder Gompies „Who The Fuck Is Alice“. Ärgerlich.guter Vergleich…ich glaube es gibt sogar so eine Version von Sweet Caroline…leider…
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Dominick Birdsey
Für mich klingt „Sweet Caroline“ wie die fiese Hermes-House-Band Version von „Country Road“ oder Gompies „Who The Fuck Is Alice“. Ärgerlich.Ja, das fand ich halt auch sehr unangenehm berührend, vor allem wo ich das Lied eigentlich mag (vor allem in Elvis‘ Version). Ist aber wohl schon seit längerem ein Ritual auf Diamond-Konzerten und daher wohl nicht tot zu kriegen. Ich habe noch einen fieseren Vergleich: „Hölle, Hölle, Hölle!“ :party:
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueAlex1971guter Vergleich…ich glaube es gibt sogar so eine Version von Sweet Caroline…leider…
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Grausam, fürwahr.
Aber schau: Neil Diamond 2005--
Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Bluedas ist doch Harald Juhnke…
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