michael hurley – blue hills (2010)

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  • #70685  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

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    schon das „blue hills“ cover verrät die leichtigkeit, mit der der protagonist antritt. weitflächig eingefärbt, geschwungene linien, angedeutete plätze und erfüllte träume. ein straße, die gen meer, der sonne entgegen führt. ein stern leuchtet voraus. die klarheit eines michael hurley müsste man haben.

    setzt er diesmal eben auf elektro piano, auf pumpende orgel (zumindest auf seite 1) und lässt die grinsen, die weder damit gerechnet haben, noch erwartungen in jeglicher anderer hinsicht schürten. der opener „in the morning“ lässt die alte gitarre zunächt vergessen, das hämmernde piano und die ihm beigefügte, geliebte, ins kopflastige verfallende, alte, irgendwie müde und zugleich erhaben klingende stimme zaubern eine strenge milde ins erste licht, das sich zögerlich zeichnet. wundervolle tastenschnelle, melodiefäden, die des greisen mannes knarzen hellen. ein hypnotischer beat.
    „help me to get rid of her, how sweet i roamed“ weist uns in die geheimnisse ein, die eine pumporgan bereithält, wie sie in gang zu bringen ist, fahrt aufnimmt und geschwindigkeit gehalten haben will. zwischen shanty und gospel die stilisierte, sittsame tour, mit einem hurley, der sich in den hintergrund schieben lässt, von seiner gewaltigen und doch so einfältig vor sich hin musizierenden maschine. und noch einmal taucht sie auf, im folgenden „the corridor“, einem jodler, einer angekratzten weise.

    auf verfahrene art eine wunderschöne musik, deren teilhabe schamesröte ins gesicht treibt. als dürfte man intimen momenten beiwohnen, die eben nicht für all jene bestimmt sind, die zufällig dort auftauchen. autistisches tun, das beobachten der eigenen finger, wie sie die saiten nehmen, drängen, zwingen und bewegen. wie sich erschöpfend die stimme anpassen lässt. die durchlässigkeit der sekunden, die sich nicht zur minute geführt wissen wollen.

    hurley nimmt seinen gefährten zur hand wie andere ihr werkzeug. im umgang geschult, in der ausführung meisterschaft erlangt, seite 2 bringt uns die vertraute kombination zurück. „shockoe bottom“, „meara o’reilly“ und „tea“ sind herzensbrecher, songs über den verlust, sie sind bewegend und anrührend, voller sentiment und empathie.

    mit „blue hills“ ist michael hurley ein kleinod gelungen, eine platte, die weder abgerungen noch aufgedrängt klingt. die eher ausdruck improvisatorischer stärke eines in die jahre gekommenen mannes ist. sein losgelöstsein, seine unabhängigkeit sind sein faustpfand.

    tracklist:
    01 – in the morning
    02 – help me to get rid of her, how sweet i roamed
    03 – the corridor
    04 – shockoe bottom
    05 – meara o’reilly
    06 – tea

    mississippi records, 2010

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    #7704281  | PERMALINK

    ursa-minor

    Registriert seit: 29.05.2005

    Beiträge: 4,499

    Ich habe mal im Netz nach einer Seite gesucht, auf der ich in die Songs reinhören kann, weil deine Beschreibung sehr gut klingt. Aber gefunden habe ich leider nichts. Gibt’s das nur auf Vinyl?

    --

    C'mon Granddad!
    #7704283  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    zum reinhören bitte hier entlang: http://www.honestjons.com/shop.php?pid=37097&CatID=124
    wenigstens kurze samples, die aber immer nur eine kurze zeit zur verfügung stehen.
    nur vinyl, ja.

    #7704285  | PERMALINK

    ursa-minor

    Registriert seit: 29.05.2005

    Beiträge: 4,499

    Danke für den Link. Hört sich großartig an. Low-fi, sehr reduziert, schöne Melodien, aber ein bisschen schräg.

    --

    C'mon Granddad!
    #7704287  | PERMALINK

    udw
    so little gets done

    Registriert seit: 22.06.2005

    Beiträge: 3,284

    Nicht „aber“, sondern „und“. :-)

    Danke für die schöne Vorstellung, klienicum. „Blue Hills“ ist fantastisch geraten, gefällt mir in seiner intimen Atmosphäre besser als „Ida Con Snock“ vom letzten Jahr.

    --

    so little is fun
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