Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Judas Priest – Angel Of Retribution
-
AutorBeiträge
-
Judas Priest – Angel Of Retribution
Da ist es nun. Das Album, auf das ein nicht gerade kleiner Teil der Metalszene mit großer Spannung gewartet hat. Angel Of Retribution – das erste Priest-Album mit Sänger Rob Halford seit 15 Jahren. Bereits im Vorfeld wurde diese Reunion kontrovers diskutiert. War doch Halfords Image aufgrund seiner metalfeindlichen Aussagen in der Vergangenheit und mangelhafter Live-Auftritte stark angekratzt. Zusätzlich gossen die verbliebenen Mitglieder von Priest mit ihrer Aussage, dass die Wiedervereinigung mit Halford nicht zuletzt kommerziell motiviert sei, Öl ins Feuer. Was also durfte der geneigte Hörer von diesem Album erwarten? Würden Priest das Erfolgsrezept ihres Meilensteins „Painkiller“ erneut aufwärmen oder würden sie weiterhin mit modernen Einflüssen liebäugeln, wie sie es bereits auf den beiden mit Ripper Owens eingespielten Alben „Jugulator“ (sehr gut!) und „Demolition“ (schwach!) taten. Nun, weder das Eine noch das Andere ist eingetroffen. „Angel Of Retribution“ ist ein im positiven Sinne klassisches Metal-Album geworden, welches dabei jedoch nicht auf stilistischen Einheitsbrei setzt. Vielmehr werden auf der Scheibe verschiedene Perioden der Band zitiert. So finden sich lupenreine Doublebass-Attacken – die jedoch ausschließlich im Mid-Tempo-Bereich angesiedelt sind – genauso wie Hardrock-Einflüsse oder balladeske Töne. Alles im grünen Bereich also? Nun, nicht ganz. Das Album beginnt fulminant mit dem Klopfer „Judas Rising“. Ein kurzes Gitarrenintro, ein markerschütternder Schrei nach Halford-Art und ab geht die Post. Eingängig, hymnisch und mitreißend. Klasse Song. Auf ähnlich hohem Niveau geht es weiter. Zwar ist „Deal With The Devil“ weit davon entfernt, ein origineller Song zu sein, aber die Nummer brettert mit einem Mördergroove aus den Boxen. Tipton und Downing lassen ihre Äxte kreisen, dass es eine wahre Freude ist und Scott Travis leistet Schwerstarbeit an den Fellen. So könnte es doch einfach weitergehen, aber leider schleicht sich mit dem dritten Song und der ersten Singleauskopplung „Revolution“ Beliebigkeit ein. Genannter Song ist sogar ein kleiner Langweiler vor dem Herren. Uninspiriert und saftlos klingt dieser Standardrocker, den kein Mensch braucht. Das folgende „Worth Fighting For“ ist gemäßigter Hardrock, der zwar kompetent aber verhältnismäßig langweilig in Szene gesetzt wurde. Gute vier Minuten wartet man darauf, dass in dem Song etwas passiert, dass aufhorchen lässt. Doch man wartet vergeblich. Mit den folgenden „Demonizer“ und „Wheels Of Fire“ verhält es sich ähnlich. Ersterer ist ein klassischer Metalsong, den man als typische Albumnummer bezeichnen könnte. Standardsongwriting gepaart mit gutem Riffing und feinen Soli. Lässt sich im Kontext des Albums gut hören. „Wheels Of Fire“ ist ein banaler Riffrocker, der recht gut nach vorne geht, dessen Songstruktur jedoch recht naiv wirkt. Nach gut 2/3 der Spielzeit ist es Zeit für die Ballade des Albums. „Angel“ ist durchaus gefällig und umschifft elegant kitschige Elemente. Aber seien wir ehrlich, dem Genre der Powerballaden kann man heutzutage eigentlich keine aufregenden Aspekte mehr abgewinnen. Das nun folgende „Hellrider“ stellt doch tatsächlich noch mal einen kleinen Höhepunkt dar. Zwar schlägt der Song in eine ähnliche Kerbe wie „Demonizer“, doch sind die Zutaten hier wesentlich ansprechender in Szene gesetzt. Die Nummer hätte auch gut auf „Painkiller“ stehen können und wäre dort nicht negativ aufgefallen. Damit wäre auch fast schon das Ende des Albums erreicht. Das atmosphärisch sehr schöne und von Pianoklängen getragene „Eulogy“ leitet das dreizehnminütige Mammutwerk „Lochness“ ein. Mit diesem Song endet „Angel Of Retribution“ so, wie es begonnen hat. Bärenstark. Majestätisch, erhaben und fast schon doomig frisst sich der Song in die Gehörgänge. Großes Kino, dem man auch seinen kleinen Hang zum Kitsch gerne verzeiht.
Was ist nun von diesem mit Spannung erwarteten Comeback zu halten? Nun, kompositorisch weiß das Album größtenteils zu überzeugen, kommt dabei jedoch häufig nicht über ein ordentliches Mittelmaß hinaus. Vieles klingt gefällig, wenig reißt den Hörer mit. Sicher, die Songs sind kompetent in Szene gesetzt und Produzent Roy Z hat der Scheibe einen erstklassigen Sound gezimmert, der trotz aller Wucht immer organisch und warm klingt. Auch Halfords Gesangsleistung weiß zu überzeugen. Zwar spart er die hohen Töne meist aus, doch auch in den tieferen Lagen verfügt seine Stimme noch immer über genug Charisma, um den Rummel um seine Rückkehr zur Band größtenteils zu rechtfertigen. Um Missverständnissen vorzubeugen: das Album ist weit davon entfernt, schlecht zu sein. Es lässt sich gut in einem Rutsch hören und bis auf ein, zwei Ausnahmen kommt der Drang, die Skip-Taste zu betätigen, angenehmerweise nicht auf. Trotzdem, für eine Band mit dem Status von Judas Priest ist dies doch etwas zu wenig. Die Legende wird zwar nicht – wie einige befürchteten – demontiert, aber Akzente kann sie keine mehr setzen. Wirklich relevante Alben werden heute von anderen Bands gemacht.Gesamt ***
--
Das Alben- und Singles-Archiv[/URL] des Rolling Stone Forums[/COLOR] Skraggy's Gamer TagsHighlights von Rolling-Stone.deDie letzten Stunden im Leben von Amy Winehouse
Großer ROLLING STONE Hausbesuch: Ozzy Osbourne im Interview
Alle 5-Sterne-Alben von Elvis Costello
„I Put A Spell On You“ von Screamin‘ Jay Hawkins: Horror-Heuler
Queen: Darum war ihr Live-Aid-Konzert nicht wirklich spektakulär
25 Jahre „Parachutes“ von Coldplay: Traurige Zuversicht
WerbungDanke für die ausführliches Auseinandersetzung. Ich hatte schon gehofft, dass sich mal jemand äußert. Nun, ich habe gerade mal reingehört und bin alles andere als begeistert. Bis auf den tollen Opener konnte mich eigentlich überhaupt nichts vom Hocker reissen. Was die simplen Rocksongs angeht, da hört man doch wohl lieber die alten Schinken und der Rest kann eigentlich nicht wirklich an Painkiller heranreichen. Ich würde fast sagen, das zur Hälfte gelungene Jugulator Album schlägt dieses noch um Längen. Die Gitarren könnten etwas kantiger klingen, kann ich aber so kurzfristig nicht wirklich beurteilen.
--
Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT]Im nachhinein ist mein Interesse nach kurzer Diskussion mit einem alten Priest Fan und Arbeitskollegen doch leicht erwacht. Vielleicht muß ich dem Album doch mal in Ruhe eine Chance geben, der Retro Charakter reizt nach der Einfuhr von Sin after Sin. Und in diesem Sinne nehme ich auch den geäußerten Wunsch nach Painkiller Klampfen zurück.
--
Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT]BroscheIm nachhinein ist mein Interesse nach kurzer Diskussion mit einem alten Priest Fan und Arbeitskollegen doch leicht erwacht. Vielleicht muß ich dem Album doch mal in Ruhe eine Chance geben, der Retro Charakter reizt nach der Einfuhr von Sin after Sin. Und in diesem Sinne nehme ich auch den geäußerten Wunsch nach Painkiller Klampfen zurück.
Poste deine Eindrücke bei Gelegenheit doch mal. Mich würde schon interessieren, wie ein Priest-Experte – was du im Vergleich zu mir sicherlich bist – nach ausführlicher Auseinandersetzung zu dem Album steht.
--
Das Alben- und Singles-Archiv[/URL] des Rolling Stone Forums[/COLOR] Skraggy's Gamer TagsIch habe jetzt schon von mehreren Leuten gehört, daß die neue Platte einige Durchläufe braucht und ständig besser wird. Wahrscheinlich muss ich sie auch mehr wie einmal hören. Vielleicht gehe ich ja noch kurzfristig zum Konzert am Montag in Böblingen, wenn es überhaupt noch Tickets gibt.
--
RockhinduIch habe jetzt schon von mehreren Leuten gehört, daß die neue Platte einige Durchläufe braucht und ständig besser wird. Wahrscheinlich muss ich sie auch mehr wie einmal hören. Vielleicht gehe ich ja noch kurzfristig zum Konzert am Montag in Böblingen, wenn es überhaupt noch Tickets gibt.
Hmmm…ich höre die Platte momentan recht häufig. Wachsen tut sie bei mir nicht mehr, aber wie ich schon im Eingangspost geschrieben habe, finde ich sie auch nicht schlecht. Ein Album, welches sich gut durchhören läßt, dabei ordentlich unterhält und immerhin zwei echte Knallersongs enthält.
--
Das Alben- und Singles-Archiv[/URL] des Rolling Stone Forums[/COLOR] Skraggy's Gamer TagsHabe mich auch sehr auf das Halford-Comeback Album gefreut.
Ich finde es ein sehr gelungenes Comeback mit Super-Riff Songs und 2 Schwachpunkten.
Serviert bekommt man von Priest gewohntes, sozusagen die Fortsetzung von Painkiller, die aber qualitativ nicht ganz mithalten kann. und da kommen wir zu den meines Erachtens schwächsten Songs des Longplayers: Revolution und Lochness.
Revolution wurde schon in anderen Beiträgen erwähnt, Lochness ist zu lang und Rhythmus und Melodie langweilen bei der Länge gewaltig, zumal der Refrain recht eintönig wirkt (sehen einige bestimmt anders, ist jedoch mein Eindruck!)
Die anderen Songs, angefangen vom Opener Judas Rising über Worth Fighting For (gefällt mir sehr gut, klasse Melodie) bis zu Hellrider sind bewährte Priest Kost und schlagen voll in die Metal-Retro-Kerbe.Meine Fan-Wertung: ****
--
Let The Music Play - It Makes A Better Day !!!SkraggyPoste deine Eindrücke bei Gelegenheit doch mal. Mich würde schon interessieren, wie ein Priest-Experte – was du im Vergleich zu mir sicherlich bist – nach ausführlicher Auseinandersetzung zu dem Album steht.
Na ob ich wirklich als Priest Experte durchgehe? Nicht unbedingt. Eigentlich ging die Geschichte der Band schon fast zu Ende als ich anfing Metal zu hören. Leider hat sich nach zahlreichen Durchgängen eher mein Erster Eindruck bestätigt, nämlich das Angel Of.. recht mau ausgefallen ist. Lediglich in der ersten Hälfte können mich einige Songs wirklich überzeugen, wie Judas Rising, Deal With The Devil, Worth Fighting For (nicht wirklich zwingend, aber mit netter Melodie, geht in Richtung Sreaming Material) und Demonizer (schön druckvoll). Allesamt nicht sonderlich originell, was nach einer Reunion eh nicht zu erwarten war, doch immerhin packend genug. Dagegen steht jede Menge langweiliger Durchschnitt und mit Revolution (ekelhafter Stadionrock, vielleicht einer der schlechtesten Songs die ich von der Band kenne) und Lochness 2 ausgemachte Rohrkrepierer. Letzteres hinterläßt mit seiner Thematik und dem fürchterlichen Chorus einen unfreiwillig komischen Eindruck. Gut, eigentlich kann man auf nahezu jedem Priest Album vereinzelte Schwachpunkte finden, Painkiller mal ausgenommen, aber so uninspirierte langweilig hätte ich die Band nicht erwartet. ** bis **1/2
--
Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT]Jep, meine Begeisterung über „Lochness“ hat sich inzwischen auch merklich gelegt. Die Grundidee gibt einfach zu wenig her, als das eine Laufzeit von 13 Minuten gerechtfertigt wäre. So bleiben unterm Strich bei mir noch drei Volltreffer (Judas Rising, Hellrider, Deal With The Devil) und ’ne Menge durchschnittliches und verzichtbares. Ich revidiere meine obige Bewertung und vergebe inzwischen **1/2.
--
Das Alben- und Singles-Archiv[/URL] des Rolling Stone Forums[/COLOR] Skraggy's Gamer Tags -
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.