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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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William KiteBin etwas spät zu der Party, aber egal -hier kommen meine Eindrücke:
Wir alle kennen jenes märchenhafte Bild: In farbenprächtige Gewänder gehüllte Herolde heben im gleißenden Licht eines strahlend blauen Tages ihre goldenen, fahnenbehangenen Trompeten an die Lippen, um eine Fanfare zu blasen: es gilt, etwas Bedeutendes ankündigen.
Welche Botschaft will der kalifornische Musiker, Produzent und Gitarrenbauer Jonathan Wilson mit seinem dritten Album „Fanfare“ verkünden? Ganz einfach: Musik ist wichtig. Nicht mehr und nicht weniger. Zu wichtig, um sie all Jenen zu überlassen, die, nachdem sie ihre Seelen verkauft haben, dazu verdammt sind, in ihren Computern immer und immer wieder die gleichen öden Top-40-Hits zu fabrizieren – als Business Case am BWL-Reißbrett von Leuten entworfen, die zu Musik ungefähr dasselbe Verhältnis haben, wie der Wolf zum Lamm. Musik soll betören und umgarnen, verspielt sein und auf verschwenderische Weise einhüllen, glücklich machen, traurig machen, authentisch sein und sich selbst genügen. Oder wie es in Wilsons „Desert trip“ heißt: „Fill your heart with songs“.
Wie reflektiert das Ganze ist, zeigt bereits die Covergrafik: Dort, wo der flüchtige Betrachter nur eine verspieltes Zitat des berühmten Deckenfreskos „Die Erschaffung Adams“ aus der Sixtinischen Kapelle zu erkennen meint, entgeht ihm ein entscheidendes Detail: Beträgt noch bei Michelangelo der Abstand zwischen der Hand Adams und der Gottes nur wenige Zentimeter, sodass der Lebensfunke mühelos überspringen kann, so ist er auf dem Cover von „Fanfare“ um ein vielfaches größer – das Überspringen ist nicht länger selbstverständlich und wird zum ungewissen Ergebnis einer auf sich zu nehmenden Anstrengung. Feinsinniger lässt sich Zivilisationskritik grafisch kaum ausdrücken.
Natürlich kann man sämtliches intellektuelle Geschwurbel über die Musikrezeption (Frank Zappa, anybody?) auch schlicht überspringen und sich von der großartigen Musik verzaubern lassen. Jedes einzelne der dreizehn Stücke, mehr Rhapsodie als Song, ist handwerklich auf sehr hohem Niveau komponiert und eingespielt sowie opulent produziert. Und ja, „Fanfare“ rockt!
Die Stücke, die stilistisch von Folk über Westcoast-, Gitarren- und Prog Rock bis zu Jazz reichen, stecken voller Reminiszenzen an eine Zeit, die der 39-jährige Wilson einmal als die „goldene Ära der Musikproduktion“ bezeichnet hat, ohne dabei in ein bedeutungsloses Kopieren abzugleiten. Wilson gelingt es vielmehr, die vielfältigen Einflüsse zu etwas Neuem zu verschmelzen. Hier sollte sich niemand täuschen lassen: Diese Musik ist nicht „retro“, sondern im Gegenteil modern. So kann populäre Musik im 21. Jahrhundert klingen, die sich nicht mit Wiederholung begnügen will.
Nietzsche hat einmal notiert, dass ein Leben ohne Musik ein Irrtum sei. „Fanfare“ setzt hinter diesen Satz ein Ausrufezeichen. Album des Jahres. Mindestens.
Eine schöne Rezension! Danke dafür, ich habe mir jetzt auch die CD besorgt, der Opener ist schonmal sehr vielversprechend…das könnte was werden. Zumindest mag ich Folk, die Eagles, Pink Floyd und Fusion/Jazz Rock…und ich habe ein Faible für gut produzierte, analoge Aufnahmen! Also die Vorzeichen stehen gut :-)! Schade, dass sich die anderen Progger hier noch nicht zur Platte geäußert haben…Jedenfalls habe ich Wilson (nicht der Steven) der neuen Transatlantic (die jetzt erstmal warten muss) vorgezogen.
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WerbungBadlands, warum sollten sich dazu Prog-Liebhaber melden!?? Ich verstehe nicht.
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Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Na ja, die Platte enthält doch anscheinend ein buntes Konglomerat an Spielarten der Rockmusik, inkl. Prog, Jazz Rock. Jedenfalls wird auch der Name Pink Floyd in diesem Zusammenhang gerne genannt. Das sollte doch neugierig machen…ich bin jedenfalls mal sehr gespannt auf das Werk!
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Bei diesem „Konglomerat“ könnten sich ja bald alle melden, oder??;-)
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Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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dr.musicBei diesem „Konglomerat“ könnten sich ja bald alle melden, oder??;-)
Magst Du Musik aus dem Laurel Canyon nicht?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Schade, dass dieses Album hier so wenig zur Kenntnis genommen wird! Für mich eine wunderbare Entdeckung, ein wirklich faszinierendes Album. Das ist alles mit einer großen Leichtigkeit und einem beeindruckenden Musikverständnis dargeboten, ohne dabei verkrampft zu wirken. Es gibt für mich keinen schwachen Song auf dem Album (selbst der Bonustrack ist stark)…Album des Jahres 2014 (auch wenn’s von 2013 ist)!!
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Wilsons Gesang ist für mich, bei aller musikalischen Brillianz, der Schwachpunkt. Kaum Wiedererkennungswert und eher neutral.
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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Im April übrigens auf Tour in Deutschland.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Dennis BlandfordWilsons Gesang ist für mich bei aller musikalischen Brillianz der Schwachpunkt. Kaum Widererkennungswert und eher neutral.
Echt? Ich empfinde seinen Gesang als sehr angenehm, er passt doch sehr gut zum „Laurel Canyon“, und der Harmoniegesang ist göttlich! Die Musik ist schon anspruchsvoll genug, da braucht es keinen Sänger, der die Muskeln spielen lässt…aber das ist natürlich Geschmackssache.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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songbirdIm April übrigens auf Tour in Deutschland.
Wow! Das sind gute Nachrichten :-)! Konzert des Jahres?
edit:
New European dates just announced in April.
4-Apr Berlin, Germany – Bi Nuu
6-Apr Brussels, Belgium – AB Box
7-Apr Hamburg, Germany – Ubel & Gefahrlich
8-Apr Cologne, Germany Kulturkirche
9-Apr Zurich, Switzerland Mascotte
11-Apr Bologna, Italy – Teatro Antoniano
12-Apr Rome, Italy Auditorium Parco Musica/Sala Sinopoli
13-Apr Milan, Italy – Teatro dal Verme--
Mr. BadlandsEcht? Ich empfinde seinen Gesang als sehr angenehm, er passt doch sehr gut zum „Laurel Canyon“, und der Harmoniegesang ist göttlich! Die Musik ist schon anspruchsvoll genug, da braucht es keinen Sänger, der die Muskeln spielen lässt…aber das ist natürlich Geschmackssache.
Ich hatte mir nach Wilanders Lobgesang einfach etwas anderes vorgestellt. Seine Voicals sind für meine Ohren etwas zu verhuscht, wispernd und nicht unbedingt einprägsam. Auch wenn die Musik feuchte Frühsiebzigerträume wahr werden lässt, bin ich pers. für seine Produktionsleistung bei Roy Harper einfach mehr zu haben. Ich hatte mich allerdings davor nie mit Wilson beschäftigt, habe aber verstanden, dass die Entwicklung auf FANFARE ein Quantensprung in seiner Karriere ist. Ich bin noch nicht ganz dabei, vielleicht brauche ich einfach noch mehr spins. Sorry!
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Obwohl eigentlich nicht mein Zentralnerv, finde ich die Platte in ihrer Stilbreite ziemlich gut. Die Stimme von Wilson klingt herrlich zugekokst.
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Er trifft uch nur meinen Sekundärnerv und unter einer zugekosten Stimme stelle ich mir nach wie vor Kurt Vile vor. Dessen Stimme taumelt wie im Dauerrausch und das könnt‘ ich dauernd hören. Musikalisch offeriert Vile noch dazu Springsteen für hängengebliebene Altgrunger. Cool!
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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."Um es nochmal zu konkretisieren und meinen Eindruck zu untermauern. Wilson klingt auf Fanfare oftmals (nicht immer) wie Rick Wright. Bei Floyd war seine Stimme ab und zu genau der richtige Gegenpol zu den beiden Dominanten Waters und Gilmour. Gerade der Titelsong klingt wie ein verschollenes Floyd Stück aus den Mittsiebzigern. Wer aber Wrights Soloplatten kennt, weiß auch, dass seine Stimme nur schwerlich ein ganzes Album trägt. Wilson hat sicher die interessanteren Songs am Start und wenn er hier mal nach Nick Drake, dort mal nach John Martyn (Her hair is growing long) und dann wieder nach erdigem Westcoast (Love to Love) klingt ist das ganz fein u. eine tolle Spannbreite aber für mich pers. jetzt nicht das Riesending.
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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Dennis Blandford…Wilson klingt auf Fanfare oftmals (nicht immer) wie Rick Wright. … und wenn er hier mal nach Nick Drake, dort mal nach John Martyn (Her hair is growing long) und dann wieder nach erdigem Westcoast (Love to Love) klingt ist das ganz fein u. eine tolle Spannbreite aber für mich pers. jetzt nicht das Riesending.
Die Assoziation mit Wright ist mir bisher nicht in den Sinn gekommen und ich höre ihn auch nicht raus. Wilsons Stimme spielt in seiner Musik nicht die Hauptrolle, dennoch transportiert sie ganz wunderbar die tollen Melodien und ist für mich der perfekte Pol zur der musikalischen Meisterleistung des Albums. Und um den Kurt Vile Vergleich aufzunehmen, der ist für mich einfach nur langweilig, damit kann ich so gar nichts anfangen…Wilsons Album ist für mich eines der besten der letzten 10-15 Jahre!
Aber das kann man natürlich auch anders sehen….und Wilander hat in diesem Fall für mich mit seiner schwärmerischen Kritik Recht behalten!
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Schlagwörter: Jonathan Wilson
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