Joan As Police Woman | Berlin | 12.11.2008

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    ritchie19

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    Joan As Police Woman – live
    In Berlin: Jeder hier will dich

    Joan Wasser hat es nicht mehr nötig gegen die US-Regierung zu wettern und zelebriert in Berlin Behaglichkeit und Euphorie zugleich. Karina Henschel war dabei.

    12.11.08, Berlin, Lido.
    Vor etwas mehr als zehn Jahren widmete Jeff Buckley einen Song seiner Freundin Joan Wasser. Er heißt „Everybody Here Wants You“ und dieser Titel sollte sich in ihrem Leben ein wenig bewahrheiten. Viele Zusammenarbeiten kamen in den letzten Jahren zustande. Lange blieb ihr nicht einmal Zeit, ihr eigenes Soloalbum aufzunehmen. Doch nun tourt Joan Wasser mit ihrem Bandprojekt Joan As Police Woman bereits anlässlich ihres zweiten Albums durch Europa.

    In Berlin bewährt sich der Titel des Songs insoweit, als dass genug Leute Joan As Police Woman sehen wollen, um das Lido anständig zu füllen. Ab 21 Uhr wartet das Publikum gespannt vor der Bühne auf das Trio und eine halbe Stunde später betreten die drei Mitglieder unter aufgeregtem Applaus die Bühne. Den Platz am Schlagzeug nimmt Parker Kindrick ein und am Bass steht Joans guter Freund Timo Ellis, der im Rampenlicht eine erstaunliche Ähnlichkeit zu Keith Richards hat. Joan Wasser steht erstmal hinter der Hammond und stimmt nach einer knappen Begrüßung direkt „Honor Wishes“ an. Später greift die Sängerin auch zur Gitarre, die Violine hingegen ist zu Hause: „under my bed“, wie Wasser auf Anfrage aus dem Publikum erklärt.

    Es wird schnell klar, um wen es auf der Bühne geht. Bass und Drums halten sich zurück, ohne etwas an Ausdruck zu verlieren. Meist wirkt Timo Ellis‘ Spiel sehr sanft treibend, Parker Kindricks Schlagzeugspiel ist erstaunlich unjazzig, keine Schlagbesen, dafür ein sanfter Anschlag, sein Spiel in Tempo und Energie größtenteils reduziert. So bleibt genug Raum für Joan Wassers Stimme und ihre schöne schnaufende Orgel oder ihre Gitarre.

    Tatsächlich schnauft nicht allein die Orgel, auch Joan selbst ringt zwischen den Songs immer wieder nach Atem. Man gewinnt den Eindruck, als sei sie unendlich aufgeregt und könne den inneren Druck kaum aushalten. Grund zur Nervosität besteht objektiv gesehen jedenfalls nicht: Das Publikum ist ab der ersten Minute angetan von der klassisch ausgebildeten Sängerin mit der toupierten Frisur und dem eleganten Kostüm.

    Die Anerkennungsbekundungen werden im Verlauf des Konzertes nicht weniger. Eine stimmige Setlist, das Verhältnis zwischen beschwingteren und schwermütigeren Songs hält sich stets die Waage, überzeugen die Mehrheit. Zum Ende hin wird es noch einmal fantastisch laut bei „Fire“ und „Christobal“.

    Kompromissbereit muss man lediglich bei den als Duett ausgelegten Stücken sein. Es ist eine undankbare Aufgabe, den Part von Antony Hegarty bei „I Defy“ zu übernehmen. Noch undankbarer wird es, wenn das Stück als Trio gesungen wird. Leider funktioniert diese Idee überhaupt nicht, weder Kindrick noch Ellis kommen stimmlich an Hegarty ran, wobei Kindrick weniger weit entfernt ist. Diese schlechte Idee einer Trio-Version wird auch nicht durch das Uptempo besser. Als wüssten alle Beteiligten, was sie da gerade für einen Mist verzapfen, hetzen sie durch das Stück. Dafür trifft Timo Ellis im Gegenzug eher das stimmliche Timbre eines Rufus Wainwright, weswegen „To America“ wiederum erstaunlich gut funktioniert.

    Eventuell ist dieser Umstand mitunter der in der Band herrschenden Euphorie zu verdanken. Joan Wasser kündigt den Song mit folgenden Worten an: „You know as an American I have been bitching about our government every damn concert. And now I don’t have to anymore! YES! This song is dedicated to the New Man.“ Das ist nicht der einzige Song, den sie einer Person widmet. „We Don’t Own It“ singt Joan Wasser an diesem Abend für Elliott Smith und „To Be Lonely“ widmet sie Jeff Buckley. Interessant (für Klatschfreunde), dass Timo Ellis als einziger und nur bei diesem Stück von der Bühne geht.

    Der Abend mit Joan As Police Woman hat viel zu bieten. Das Publikum dankt es mit aufmerksamer Stille. Zuweilen hört man, während einer kurzen Pause in einem Song, nur das Klimpern der Gläser an der Bar hinter einem, die pumpende Orgel und Gemurmel – von draußen. Stille unter den Zuhörern. Bis zum Ende der Stücke, wenn der Applaus losbricht.

    Was die Band nicht bietet ist eine Zugabe, dafür kommt Joan Wasser an den Merchstand und signiert eigentlich alles, was man ihr so hinhält. Viele kommen und nehmen dieses Angebot gerne an, einige haben ihre komplette Joan As Police Woman- Kollektion mit und reichen sie ihr etwas steif. Im Hinausgehen sagt ein Mann zu seiner Begleitung: „Nach Carola ist Joan meine Lieblingsfrau.“ „Everybody Here Wants You“, es stimmt also noch immer.

    Quelle: http://www.intro.de, Text: Karina Henschel

    Setlist:
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    Weitere Bilder und Infos auf unserer HP im Konzerttagebuch

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