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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgarten
dann mach ich mal mit der single-auskopplung weiter
das ganze paket, wenn man so will. verlässlich mit „autumn leaves“ auf 100, dejohnette & peacock locken jarrett nochmal in einen coda-tanz, obwohl der schon wieder im thema ist, höhepunkt dann ein umwerfendes drumsolo; „days of wine and roses“ dann die neue spezialität: medium swing, bereits ein intro, in dem alles schon drin ist, dann das thema mit gegenlaufender begleitung, supertolles, sehr kurzes peacock-solo, das jarrett auf eine neue umlaufbahn bringt, bass & schlagzeug dann in der traditionellen swingbegleitung, während jarrett die harmonischen gerüste abbaut und freidreht. das stück würde sich noch ganz woanders hin entwickeln, aber peacock hält den kontakt zum original, und so kommen sie aufreizend wieder zurück. das wirkt so entspannt, dabei ist so viel bewegung drin. nach dem funktionalen up-tempo-stück („bop-be“, für das us-quartett geschrieben) dann was neues: „you don’t know what love is“ als orientalischer tanz, mit dejohnettes fingespitzengetrommel (und tollen akzenten über das snare-fußpedal), was dann am ende kurz in der luft hängt und dann nochmal in veritable arabesken ausfranst, zu denen dejohnette dann auch ein richtiges hand drum spielt. „when i fall in love“ schließlich als schwebender abschied in die pause.
Na dann hab ich es mit „der Single“ ned so schlecht erwischt
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Werbungnaja…
keith jarrett at the blue note, samstag, zweites set –
wieder die chet-baker-beschwörung, für bill evans schleppt jarrett zu sehr. how deep is the ocean, imagination, i fall in love too easily. überraschung hier „close your eyes“, eins von zwei halb-bekannten standards der königin der tin pan alley, bernice petkere (das andere wäre „lullaby of the leaves“, was ja auch toll ist). und die antwort: „i’ll close my eyes“. bis hierhin läuft alles sehr geschmeidig. dann kommt das finale. von „I’ll fall in love…“ gibt es nur schwebende 5 minuten als startrampe, für die dejohnette schon mal wieder bis auf seine fingerkuppen abrüstet. dann eine prozession auf eigentlich nur 2 akkorden, die jarrett aber immer mehr anreichert. furioses erstes crescendo, dann ein trance-artiges versinken, dejohnette wechselt unmerklich von fingerkuppen auf fellschlägel, dann, in einem unglaublichen moment kollektiver gleichzeitigkeit, schlägt er ein kleines becken an und löst damit einen gewittersturm aus. wo das mal angefangen hat, lässt sich spätestens hier nicht mehr eruieren, man kann das nur immer wieder anhören. ein kleiner blues beendet den arbeitstag.
ich hatte völlig vergessen, wie gut die aufnahme klingt, vor allem, wenn man sie sehr laut hört, quasi aus der ersten reihe. und meine erinnerung an ein zu schweres drumset für den kleinen ort war völliger quatsch. bzw. „stuss“, wie es hier neulich hieß.
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keith jarrett at the blue note, sonntag, 1. set
partystimmung im blue note. green dolphin street uptempo, ok, aber für die letzten 7 minuten geht nochmal die sonne auf, über südafrika, denke ich. „my romance“ ist dann mein highlight, im interplay zwischen jarrett und peacock entsteht funk aus sentimentalität. auf cole-porter-grundlage darf sich danach dejohnette entfesseln, den an diesem sonntag irgendwas gebissen hat. was nicht klappt, sind balladen, sie haben keine lust darauf, peacock spielt regelrechten unsinn. deshalb als rausschmeißer noch „straight no chaser“, knapp, scharf, schnell.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Um den Reigen der „Jazz Songbook“ Aufnahmen hier weiterzuspinnen …. :
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)schnell, bevor es zu stone fm rübergeht, noch das finale:
keith jarrett at blue note, sonntag, 2. set
noch ein chet-baker-signature-song, „time after time“, aber der höhepunkt ist natürlich das völlig frei entwickelte, 30minütige „desert sun“, das zwar von anfang an luft hat, aber trotzdem nie so richtig abhebt, was vor allem am etwas sturen peacock liegt, der einfach ein gleichbleibendes stakkato durchspielt. schon vorher hat er (in „for heaven’s sake“) ein solo gespielt, das sich sehr deutlich von jarretts voicing befreite, und dafür großen applaus bekommen. alles ein bisschen gaga am ende, jeder darf ein bisschen irrlichtern. ganz gelöst die zugabe, „what about you?“. ja, what about me? hat sehr großen spaß gemacht, das wochenende im blue note. zu lange nicht mehr gehört. ecm-highlight.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Noch eine Zugabe zum Theme Altsax …. :
Hab die „Maiden Voyage“ Aufnahmen bis dato nicht so hofiert …. wohl ein Fehler …
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Das mit Signature-Songs finde ich manchmal etwas schwierig. Für mich ist z.B. „Wee Small Hours“ so klar von Sinatra besetzt, dass es egal ist, ob Baker den Song mal gespielt hat (klar ist seine Version auch schön). Woher kommt das eigentlich und wer legt das fest?
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windDas mit Signature-Songs finde ich manchmal etwas schwierig. Für mich ist z.B. „Wee Small Hours“ so klar von Sinatra besetzt, dass es egal ist, ob Baker den Song mal gespielt hat (klar ist seine Version auch schön). Woher kommt das eigentlich und wer legt das fest?
naja, ich würde ja schon zwischen den sänger*innen und den interpret*innen der instrumentalversionen unterscheiden, dazwischen liegt ja schon ein transformationsschritt (habe gestern den ganzen abend loesser-songs und jazzversionen gehört, da wurde das sehr deutlich). aber konkret dachte ich beim jarrett-trio oft an baker, weil er ja so eine methode im standardspielen hatte, das totale ernstnehmen der harmonien, die völlige weigerung, daraus irgendwas darüberhinausgehendes zu veranstalten – sich aber dann völlig lässig draufzusetzen und das sentimentale und kitschige daran abzukühlen. bill evans dagegen hat die sachen ja eher angespitzt.
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Aber Baker singt den Song doch auch? Oder habe ich da gerade einen totalen Aussetzer?
Was Du zu Baker und dem Jarrett-Trio schreibst, ist aber sehr nachvollziehbar – die Gemeinsamkeit des Ernstnehmens der Vorlage, des Auskostens der Melodie usw., das leuchtet schon ein.
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klar, er vereint beides. was ja auch nochmal eine totale aneignung bedeuten kann.
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vorgarten
gypsy-tail-windAber Baker singt den Song doch auch? Oder habe ich da gerade einen totalen Aussetzer?
klar, er vereint beides. was ja auch nochmal eine totale aneignung bedeuten kann.
Ja, okay, aber er muss sich dann eben doch auch die Gegenüberstellung mit Sinatra gefallen lassen – ist nicht wichtig, ich fand Deinen obigen Punkt nur sehr einleuchtend, aber dann halt auf dieses Beispiel nur bedingt anwendbar
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soulpope
vorgarten
soulpopeBekam das damals „stand alone“ geschenkt und da ich nie weiter nachhakt habe blieb es als Einzelkonzert um das zentrale Stück „Autumn Leaves“ bei mir hängen …. sollte ich mal wieder hören ….
ne, die box anschaffen!
Wäre eine Alternative
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Falles es den Entscheid erleichtert: die Box ist gar keine Box sondern ein Album – was Du kennst ist bloss eine Single-Auskopplung
ja, fantastische single, allerdings geht am kompletten Album kein Weg daran vorbei! Sollte ECM jemals eine Vinylausgabe herausbringen, wäre mir der Preis egal, jede Scheibe dieser Konzertabende ist schlicht überragend….ein must have!
zuletzt geändert von lotterlotta
Vergleich von der Wertigkeit des Gesamtpakets: Miles Davis complete live at the plugged Nickel….--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!gypsy-tail-wind
vorgarten
gypsy-tail-windAber Baker singt den Song doch auch? Oder habe ich da gerade einen totalen Aussetzer?
klar, er vereint beides. was ja auch nochmal eine totale aneignung bedeuten kann.
Ja, okay, aber er muss sich dann eben doch auch die Gegenüberstellung mit Sinatra gefallen lassen – ist nicht wichtig, ich fand Deinen obigen Punkt nur sehr einleuchtend, aber dann halt auf dieses Beispiel nur bedingt anwendbar
find das ja auch einen interessanten punkt und kann auch nur vom gefühl her urteilen – und da ist sänger + orchesterarrangement nochmal was anderes als kleine jazz-band & der sänger ein teil davon… aber ganz davon abgesehen kann ein song/ eine komposition ja auch signature song von mehreren sein, oder? (im sinne von: man erwartet das einfach in jedem konzert von jemandem, dass der gespielt wird).
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Am Format würde ich das gar nicht zu sehr festmachen wollen, glaub ich (Sinatra ging ja auch mit Combo auf Tour, leider halt nicht ins Studio, wäre spannend, sowas auch zu haben!) – aber zum zweiten Punkt: natürlich! Siehe „My Funny Valentine“ – da kann man ja nicht ernsthaft verlangen, zwischen Chet Baker und Miles Davis eine Wahl zu treffen, oder? Ich kam irgendwie einfach nie auf die Idee, dass „Wee Small Hours“ so ein Song von Baker sein könnte – aber ich habe ausser Liner Notes wenig über Baker gelesen. Will auch nicht zuviel wissen, sonst mag ich irgendwann seine Musik nicht mehr hören (zumal in dem hochgejubelten Film, den ich ja auch nicht mag, finde ich ihn unmöglich).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windIch kam irgendwie einfach nie auf die Idee, dass „Wee Small Hours“ so ein Song von Baker sein könnte – aber ich habe ausser Liner Notes wenig über Baker gelesen. Will auch nicht zuviel wissen, sonst mag ich irgendwann seine Musik nicht mehr hören (zumal in dem hochgejubelten Film, den ich ja auch nicht mag, finde ich ihn unmöglich).
aber von „wee small hours“ war jetzt bei mir gar nicht die rede?
auf der jarrett-at-the-blue-note-box sind so einige medium swinger, die ich vor allem in unzähligen baker-versionen kenne, time after time, imagination, how deep is the ocean, my romance usw. nur so kam ich drauf, dass es da geteilte affinitäten gibt.übrigens, weil gerade gehört – softly as in a morning sunrise wäre auch super material für das standards trio gewesen…
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Schlagwörter: Ich höre gerade... Jazz
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