Heinz Rudolf Kunze

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  • #933595  | PERMALINK

    kritikersliebling

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    Das Geld ging immer für den Imageberater drauf, das Cover-Gestaltungs-Modul war nicht im Preis inbegriffen.

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    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #933597  | PERMALINK

    moontear

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    Originally posted by KritikersLiebling@19 Jun 2004, 17:18
    Das Geld ging immer für den Imageberater drauf, das Cover-Gestaltungs-Modul war nicht im Preis inbegriffen.

    :lol:

    Aber er sah wirklich auf praktisch jedem Album anders aus…

    --

    If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]
    #933599  | PERMALINK

    kritikersliebling

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    Originally posted by Moontear@19 Jun 2004, 17:27
    :lol:

    Aber er sah wirklich auf praktisch jedem Album anders aus…

    Trotz Brille.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #933601  | PERMALINK

    moontear

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    Originally posted by KritikersLiebling@20 Jun 2004, 02:43
    Trotz Brille.

    Auf „Richter Skala“ hat er keine…

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    If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]
    #933603  | PERMALINK

    kritikersliebling

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    Originally posted by Moontear@20 Jun 2004, 10:21
    Auf „Richter Skala“ hat er keine…

    Deswegen habe ich mir die auch nicht gekauft. Ich dachte so: Ohne Brille? Ne, das kann nichts sein.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #933605  | PERMALINK

    j-w
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    maximum rhythm & blues

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    Auf welcher Platte ist eigentlich „Reise um die Welt“ drauf? Das finde ich ein sehr schönes Lied, wobei mir nur der Refrain im Kopf geblieben ist, aber ist klasse!

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #933607  | PERMALINK

    kritikersliebling

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    Reise um die Welt
    Heinz Rudolf Kunze – Einer für alle

    Dich zu verlassen ist unmöglich,
    wie weit man sich auch gehen läßt.
    Nein, wir behandeln uns nicht pfleglich,
    und dennoch halten wir uns fest.

    Du bist so nüchtern und magnetisch,
    hast nie bewundert, was mich quält.
    Wenn ich berauscht bin, wird's pathetisch.
    Ich kann nicht rechnen, doch ich weiß, was zählt:

    Jeden Tag mit dir ist eine Reise um die Welt,
    immer kommt man bei sich selber an.
    Jeden Tag verlauf ich mich in deinem Labyrinth
    aus Lava und Stillem Ozean.

    Kaum bist du fort und man vermißt dich,
    von keinem Traum bleibt man verschont.
    Dann bist du da und man vergißt dich –
    fast wie das Haus, in dem man wohnt.

    Komme, was da wolle,
    wenn du dich an mir reibst.
    Ich spiel die Nebenrolle,
    Hauptsache, daß du bleibst.

    Alles könnte kopfstehn,
    du hast mich in der Hand.
    Wir könnten auf dem Kopf gehn
    oder mitten durch die Wand.

    Jeden Tag mit dir ist eine Reise um die Welt,
    immer kommt man bei sich selber an.
    Jeden Tag verlauf ich mich in deinem Labyrinth
    aus Lava und aus Stillem Ozean.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #933609  | PERMALINK

    moontear

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    Originally posted by Jan Wölfer@20 Jun 2004, 10:47
    Auf welcher Platte ist eigentlich „Reise um die Welt“ drauf? Das finde ich ein sehr schönes Lied, wobei mir nur der Refrain im Kopf geblieben ist, aber ist klasse!

    Ja, auf „Einer für alle“. Ein ziemlich wechselhaftes Album. Meiner Meinung nach sein schlechtestes aus den 80ern.

    --

    If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]
    #933611  | PERMALINK

    moontear

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    Originally posted by KritikersLiebling@20 Jun 2004, 10:33
    Deswegen habe ich mir die auch nicht gekauft. Ich dachte so: Ohne Brille? Ne, das kann nichts sein.

    Die Platte ist ja sein Liebling. Vielleicht auch die Platte, zu der man am schwersten Zugang findet. Aber nach häufigerem Hören eigentlich ein recht gutes Album. Aber dann kam „Alter Ego“… :ph34r:

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    If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]
    #933613  | PERMALINK

    kritikersliebling

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    Und was ist Ihnen peinlich?
    – Fotos von mir mit offenem Mund.

    Heinz Rudolf Kunze – Draufgänger

    Draufgänger
    Mein Herz hängt an der Vorhaut
    mein Haus gehört der Bank
    Roswitha lernt jetzt Fallschirm
    und mein Brieffreund macht mich krank
    […]
    Was das Leben betrifft, sind wir alle Amateure,
    blutige Laien, Anfänger
    doch du hast die Wahl der Qual
    wenn auch nur das eine Mal:
    Draufgeher oder Draufgänger

    Trau keinem unter Dreißig
    die war'n nicht an der Front
    […]
    Was soll ich denn bloß machen
    soll ich weinen oder lachen
    es ist mein Leben lang so gewesen
    ich fühl mich wie ein Plakatier'n-Verboten-Plakat
    wie ein Schlitzohr unter lauter Chinesen

    Kein bißchen feste Bindung
    an Eigentum und Gott
    denn Gegenwind macht Flügel
    mein Idol ist Don Quixote
    Der Bote kam im Morgengrauen
    er nahm kein Geld und kein Quartier
    er brachte gute Neuigkeiten
    von mir
    […]

    Kommentar:
    Warum macht er das nur? Es beginnt mit einem ordentlichen Rocker, treibt, stampft schwitzt und gleich bei der ersten Zeile hat man den Eindruck, hier will erst mal sein Publikum begrüßen. Heute sagt man „breitbeinig“. Ich mag es mir gar nicht vorstellen. Gnädig überhöre ich es, später singt er dann tatsächlich vom Plakatierenverbotenplakat.
    Vorher kommt dieser Refrain wieder mit herrlichen Melodien. Zum Mitsingen. Warum nicht. Der ist angenehm verspielt und die Wortdrechseleien machen Spaß, ebenso wie die Logiksprünge.

    Verlaß dich nicht drauf
    Verlaß dich nicht drauf
    daß der Schlüssel noch paßt
    verlaß dich nicht drauf
    daß die Nummer noch gilt
    verlaß dich nicht drauf
    daß du mehrere hast
    verlaß dich nicht drauf
    auf dein Führerscheinbild
    Verlaß dich nicht drauf
    verlaß dich nicht drauf
    Verlaß dich nicht drauf
    daß man merkt wenn du fehlst
    verlaß dich nicht drauf
    daß du merkst wenn du frierst
    verlaß dich nicht drauf
    daß sie's mag wenn du quälst
    verlaß dich nicht drauf
    daß du eins zu null führst
    Verlaß dich nicht drauf
    daß die Welt untergeht
    verlaß dich nicht drauf
    daß du glaubst was du siehst
    verlaß dich nicht drauf
    daß dein Steiftier noch steht
    verlaß dich nicht drauf
    daß du doch schneller ziehst
    Verlaß dich nicht drauf
    daß dein Herz weiter schlägt
    verlaß dich nicht drauf
    daß du stinkst wenn du schwitzt
    verlaß dich nicht drauf
    daß da keiner mehr sägt
    verlaß dich nicht drauf
    auf den Ast wo du sitzt
    Verlaß dich nicht drauf
    verlaß dich nicht drauf

    Kommentar:
    Wieder ein Aufzählreimlied, hier im Eilzug-Rocker. Die Musik knallt einem das um die Ohren, was HRK singt. An dem Text hat sich nichts geändert, es ist nur noch schlimmer geworden. Was den Refrain betrifft, muss es im Lürigschen Musikalienschrank eine Schablone für Melodien geben, die variabel angewendet werden kann. Keine schlechte Sache, wenn es klappt. Hier auch sehr gut. Bis jetzt hat das Rockalbum alles gehalten.

    Leichter gesagt als getan
    Als wir uns trennten, brach ich auseinander
    ich hab mich wie ein Wolkenriß gefühlt
    ein Stück, aus dem mein Leben war, fiel zischend in den Rinnstein
    und wurde mit den Tränen weggespült
    […]
    Dich zu vergessen
    Dich wegzuschieben
    Dich nicht zu kennen
    Dich nicht zu lieben
    das klappt doch nur im Film und im Roman
    leichter gesagt
    leichter gesagt
    leichter gesagt als getan

    Wir krümmten uns in meinem alten Wagen
    das Zwischendeck im Parkhaus vollbesetzt
    die Männer hinterm Steuer sahen aus, als ob sie träumten
    die Frauen hoffnungslos und schwerverletzt
    Ich wollte, daß die Erde aus der Bahn fällt
    […]
    Du bist schon Legende
    du bist schon gar nicht mehr wahr
    jeden Abend bring ich ein paar unsichtbare Blumen
    und ein Menschenopfer auf den heimlichen Altar
    […]

    Kommentar:
    Es gibt Songs, die brauchen eigentlich nur ein Bild, danach hört man nicht zu, sondern sieht vor dem geistigen Auge immer wieder diesen einen Ausschnitt. Man muss schon etwas mitgemacht haben, aber dann sind da die ersten vier Zeilen, die ein Gefühl eines Gefühls nicht besser darstellen können. Danach kommen Erinnerungen und ein Refrain voller Sehnsucht und Hoffnungslosigkeit. Die Orgel und der Chor zum Schluss erinnern mich an ein anderes Lied, fällt mir aber nicht ein. Es hat jedoch etwas von einem Ausblenden aus dem Text und steigert sich in der Wiederholung, als ob sich HRK jetzt, nachdem alles gesagt ist, langsam davon macht.

    Finderlohn
    Der Engel mit den tausend Augen wartet vor der Tür
    er weiß daß ich zuhause bin ich weiß er will zu mir
    die Sonne schwitzt im Hinterhof der Himmel ist verdampft
    dies kahlgeschorne Mädchen liegt im Bad und schnurrt ganz sanft
    Im Fernsehen sagt ein Blinder wer sein Lieblingsmaler ist
    die Lottozahlen lügen und ein Handschuh wird vermißt
    ich bin dreitausend Jahre alt und schlafe nicht genug
    warum hast du mich nicht erkannt als ich dein Zeichen trug

    Sag mir wo ich hingehör
    mach mir meine Fluchten schwer
    zeig mir wo ich wirklich wohn
    dann kriegst du mich als Finderlohn
    […]
    Schenk mir einen Hut voll Zeit
    dann lern ich auch Bescheidenheit
    zeig mir wo ich wirklich wohn
    dann kriegst du mich als Finderlohn
    Und es leuchtet
    alle Erde
    die dein schmaler Fuß berührt
    und es jubelt
    jeder Windhauch
    der dein Abbild mit sich führt
    […]

    Kommentar:
    Durch die Wortwahl und den Bildern komme ich zu der Überlegung, dass es sich hier wieder um eine Interpretation Kunzes handelt. Vielleicht von einem Buch, vielleicht eine Auftragsarbeit oder ein Abfallprodukt eines Lyrikabends. Es ist nicht sonderlich aufregend und auf einem Rockalbum eher deplaziert.

    Lebend kriegt ihr mich nicht
    In den Städten bebte der Asphalt, es schwelte das Gestein
    die Glatzen und die Dunklen schlugen sich die Schädel ein,
    die Flüsse schwollen schweflig an, der Dom zu Köln versank,
    die Menschen wankten glasig durch den süßlichen Gestank.
    Der Friese schrie aus seinem Evangelium.
    Der Dichter schlang ihm schließlich einen Knebel um.

    Ich komme von der Grenze,
    wo die Hähne wie im Schlaf geworfne Babies krähn,
    wo die ungebetnen Fremden durch den Mischwald gehn.
    Dort lernt man wilde Tänze
    und Schreie nach Vergeltung für die alte Schmach.
    Ein graues Land. Und jede Menge Wut liegt brach.
    »Wir leben in der Schande«,
    so endete zuhause jedes Nachtgebet,
    und wahr war nur, was nirgends in den Büchern steht.
    »Das Neue wächst am Rande«,
    so plärrten die Propheten uns die Ohren weich.
    »Und eines Tages wuchern wir ins Herz vom Reich.«

    Das alles steht geschrieben
    in meinem Sterngesicht.
    Lebend, lebend,
    lebend kriegt ihr mich nicht.

    […]
    Ein Fernsehmoderator
    zerstörte Mutters zweites Chirurgiegesicht:
    Sie lachte über ihn, und das vertrug es nicht.
    Er war mein eigner Vater,
    ein Inbegriff von Pflichtgefühl und Tugend.
    So viel, und kein Wort mehr, zu meiner Jugend.
    […]
    Ich hörte nicht auf Lehrer,
    die schleifen Aktentaschen wie den eignen Sarg.
    Ich flog aus jedem Institut, ich trieb es arg.
    Brandzeichen Ruhestörer,
    der Anblick der Gebückten macht mich wund und krank.
    Mit Zwanzig überfiel ich eine satte Bank.
    […]
    Ich lebe in den Wäldern,
    samt Geiseln und 'nem Dutzend von der Polizei,
    […]
    Ich will zurück zur Grenze,
    wo der Wind mich krault und meinen wahren Namen kennt,
    wo man Eigensinn noch Glück und Frolleins Frollein nennt.
    Dort lernt man wilde Tänze,
    und der Friese kann verkünden, bis sein Mund ausfranst,
    und der Dichter lernen, wie man mit sich selber tanzt.
    […]

    Kommentar:
    Ist das die Abrechnung? War da nicht mal was? Fangen wir vorne an. Bedrohlich und kalt, schwarz metallisch kommt die Musik und eine kalte Stimme beginnt zu erzählen. Dann der Schwenk in die Sonne. Strahlender Himmel, Morgentau und es klingt, als ob HRK wirklich aus einer Schlacht kommt. Wenn Musik und Text so miteinander verquicken ist es für mich ein Fest. Aber was wirklich dahinter steckt weiß ich nicht. Alles zusammen ein großartiger Song.

    Der einzige ehrliche Mensch auf der Welt
    […]
    Ich bin der einzige ehrliche Mensch auf der Welt
    ich habe meine Zweifel an der Demokratie
    Dämlichkeit als Preis der Freiheit
    Den Griechen nach! Den Griechen nach!
    Ich bin der einzige ehrliche Mensch auf der Welt
    ich übernehme die Sowjetunion
    […]
    Ich bin der einzige ehrliche Mensch auf der Welt
    ich bete im Flugzeug und ich schreie auf Klippen
    […]
    Ich bin der einzige ehrliche Mensch auf der Welt
    mein ist der Glaube an die Inspiration
    mein ist das Verhängnis der Größe
    mein ist der langsame Pfeil der Schönheit
    Die Kunst macht dem Denker das Herz schwer

    Kommentar:
    Für mich ein merkwürdiger Song. Im Grunde genommen frei von jeder Melodie und nur ein Marsch, ein Gedicht mit Musik. Früher dachte ich auch, ich wäre der einzige ehrliche Mensch und dann erinnerte ich mich daran, wie ich „Ich übernehme die Sowjetunion“-singend durch die Gegend lief. Und auch, wenn es anmaßend klingt, nicht passen will oder kann, die letzten vier Zeilen schreibe ich mir in meinen Zitateschatz..

    Held der Arbeit
    Arbeiter!
    Fasse dir an die eigene Nase
    und TANZ!
    […]
    Dancefloorfragen sind Machtfragen
    Weitersagen! Weitersagen!
    Disziplin ist mehr als Drill
    zuerst »Ich muß« und dann »Ich will«
    Held der Arbeit
    Endverbraucher
    klaust dir selbst den Krieg
    Klassenfreund
    Errungenschaftler
    kaust an deinem Sieg
    […]
    Saubermann, was nun?
    Alle Fahnen eingerollt
    und nichts bleibt mehr zu tun …

    Kommentar:
    Ein Lied für den SPD-Parteitag? Für wen macht jemand solche Lieder? Was sollen oder besser können sie ausdrücken? Sänger sind doch politisch, trotz nicht vorhandener Quotenregelung innerhalb der Band. Was soll das? Wann ist das Stück entstanden? Durchgefallen.

    Leck mich doch
    Also gehn wir zu dir
    […]
    Leck mich doch
    leck mich doch
    oh bitte bitte bitte leck mich doch

    Kurz vorm Ende der Welt
    ist erlaubt was gefällt
    und ich mag wie du riechst
    wenn du über mich kriechst
    Mit der Zunge im Ohr
    sind wir ganz kurz davor
    wir spieln Herrchen und Hund
    von der Hand in den Mund
    […]
    DIE FRAU MÖGE SENKEN IHR ANGESICHT ÜBER MIR
    UND FRIEDEN MIR GEBEN
    […]
    Doch zwei Irre im Glück
    gehn gemeinsam zurück
    in die Zeit vor der Schuld
    in das Land der Geduld

    Kommentar:
    Heinz-Rudolf Kunze, nun machen Sie doch mal ein Lied wie dieser Westernhagen. Und HRK setzte sich hin und sagte: Eine meiner leichtesten Übungen. Dann kam das dabei heraus. Einfach im Bluesgewand und einem Gitarrensprenkel von T-Rex, aber mit einer Sprache die direkt ist, die herabwürdigend ist, Sprache die so aussieht wie HRK und da liegt die Crux. Er kann sich einen abdichten wie er will, er wird niemals Anzüge so tragen können wie Westernhagen und Grönemeyer. Er ist anders.

    Geräusche aus deinem Mund
    Hinter den Fassaden
    alles eisegal
    […]
    Dich foltert dein Gedächtnis
    ich hab da kein Problem
    fall endlich aus der Rolle
    werd endlich unbequem

    Was sind das für Geräusche aus deinem Mund?
    Was sind das für Geräusche aus deinem Mund?

    Beiß mir in die Kehle
    Wahrheit birgt Gefahr
    ich hab mehr durchgemacht als Nächte
    meine Woche schlägt dein Jahr
    […]
    Laß mir keinen Vorsprung
    sonst wird es ein Roman
    flieg mit mir kopfüber
    in den Lilienvulkan
    […]
    Ich erwarte von dir Sätze wie
    DER APFEL FÄLLT NICHT WEIT VOM STAMM
    und Krankenschwesterfratzen wie
    im Vorabendprogramm
    […]

    Kommentar:
    Nun nimmt das Album noch mal Fahrt auf und es scheint, als ob HRK im Eilschritt auf den Abgrund zuläuft und als Lawine alles mitreißen will, was links und rechts steht. Er will einen Gegner, kein Opfer, er möchte aktiv passiv sein und innerlich unruhig. Was sind das für Geräusche? Was sind das für Gedanken? Was ist das für ein Song? HRK ist schockiert. Eine Kehrtwendung.

    Verraten und verkauft
    Die Götter sind gesponsort
    die Träume sind geleast
    ich sag dir wenn du blaß wirst
    und Gesundheit wenn du niest
    […]
    Der nahe wilde Osten
    geschändet bis aufs Blut
    erst lebenslänglich Zukunft
    dann pfänden wir die Wut
    Wir sind der freche Westen
    wir sind der Schaum der Welt
    ein leeres lautes Elend
    mit gut gelauntem Geld

    Verraten und verkauft
    zu lange vertröstet zu lange belogen
    verraten und verkauft
    durch den Dreck und übern Tisch gezogen
    verraten und verkauft verkauft und verraten
    unter Deck riecht's nach Lunte
    auf der Brücke nach Braten

    Die Köpfe der Propheten
    verschimmeln auf dem Schrott
    und wir die wir den Schaden haben
    sorgen selbst für Spott
    Die Sehnsucht ist verhungert
    die Hoffnung ist verzockt
    und nichts ist mehr unmöglich
    wenn gar nichts mehr verlockt
    […]
    lauter Scheuklappenhändler
    lauter Schwundautomaten
    […]
    es wird jeden Tag härter
    trotz gesicherter Daten

    Kommentar:
    Eine Abrechnung mit falschen Versprechungen und zu hohen Erwartungen an die neuen Bundesländer. Verraten und verkauft meint hier die Menschen, nicht die Länder. Das haben sich alle anders vorgestellt. Scheuklappenhändler, Schwundautomaten, treffender kann man keine Worte finden. Damals, wie heute. Immer noch.

    Unglaublich
    Unglaublich diese menschliche Rasse
    diese Trägheit der Masse
    und keiner hebt den Schatz
    Unglaublich dieser Tanz auf dem Feuer
    diese Fahrt ohne Steuer und ohne Fensterplatz
    […]

    Kommentar:
    Ein John Lee Hooker Groove zu Beginn, Tempo und ein textlicher Standpunkt im Niemandsland. Die Menschen sind schon unglaublich, aber was meint HRK konkret? Unglaublich in jeder ihrer Art? Und wie viel weniger unglaublich steht HRK umringt von denen, auf die er mit seinem Finger zeigt. Unglaublich. Die Musik unterhält und der Text treibt auf einer Scholle daher.

    Es ist viel passiert seit dem letzten Album und das muss raus. Mehrfach weist HRK im Vorfeld daraufhin, dass dies ein Rockalbum ist. Rockiger als alle anderen Alben zuvor.
    Und es fängt so gut an. Allein schon das Cover, brutal die Flicken auf den Knien, noch brutaler dieser halbtransparente springende Sänger im Hintergrund. Er will ihn nicht loslassen. Warum muss HRK eigentlich auf jedem Album etwas machen, was den Flow nachhaltig stört? Hier ist es eindeutig der „Held der Arbeit“. Die ersten sechs Stücke wunderbar, frisch, direkt, am Ohr des Hörers und auf seiner Zunge, doch in der zweiten Hälfte wird es von mal zu mal distanzierter. Am Ende bleibt nur ein: unglaublich.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #933615  | PERMALINK

    moontear

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    Mein erstes Album von Kunze. Habe es gestern erst nochmal gehört ;)
    Der Eindruck hat sich nicht wirklich verändert seit damals. Die erste Seite ist ausnahmelos (ja, auch Finderlohn) gelungen (****1/2), die zweite Seite ist mir trotz ein paar guter Stellen zu rumpelig (Unglaublich, Geräusche aus deinem Mund), Held der Arbeit soll witzig sein, ich empfinde es eher als nervig. ** für die zweite Hälfte.
    Aufgerundet ergibt das zusammen ***1/2

    --

    If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]
    #933617  | PERMALINK

    kritikersliebling

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    Ja, ich weiß gar nicht, was ich bei den Sternen gegeben habe, aber beim Schreiben war es auch die Menge, die ich geben würde.

    Held der Arbeit – witzig? Ein Witz.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #933619  | PERMALINK

    moontear

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    Originally posted by KritikersLiebling@20 Jun 2004, 11:58
    Ja, ich weiß gar nicht, was ich bei den Sternen gegeben habe, aber beim Schreiben war es auch die Menge, die ich geben würde.

    ****?

    --

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    #933621  | PERMALINK

    kritikersliebling

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    Dreieinhalb reichen.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #933623  | PERMALINK

    moontear

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    Originally posted by KritikersLiebling@20 Jun 2004, 12:11
    Dreieinhalb reichen.

    Find ich auch.

    --

    If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]
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