Günter Grass Waffen-SS

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  • #5263569  | PERMALINK

    declan-macmanus

    Registriert seit: 07.01.2003

    Beiträge: 14,707

    popkidschön, wie mit zweierlei maß gemessen wird…

    Sprich Dich nur aus!

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    #5263571  | PERMALINK

    declan-macmanus

    Registriert seit: 07.01.2003

    Beiträge: 14,707

    otisEtwas überzogen, wie immer bei ihm. Aber die eine oder andere Zielrichtung ist sicher richtig.

    Sehe ich auch so. Allerdings finde ich Broder grundsätzlich in letzter Zeit zunehmend ermüdend, weil seine provokanten Überspitzungen so erwartbar sind. Hier in ganz besonderem Maße.

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    #5263573  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    Bis auf die ersten polemischen Absätze finde ich Broders Artikel recht sachlich und fasst schön zusammen, welche Dumpfheiten Grass in den letzten Jahren von sich gegeben hat und man sich über die Prügel, die er jetzt bezieht, nicht wundern muß.

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    #5263575  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Was mich erstaunt, wie derzeit auf Spiegel Online im Interview mit Robert Schindel zu lesen ist, dass Grass seine SS-Vergangenheit offenbar schon seit 20 Jahren im Freundeskreis mehrmals offenlegte und das dennoch nie an die Medien durchsickerte. Dann hatte er seinen Hintergrund auch als Kriegsgefangener aktenkundig gemacht. Insofern war es dann wohl doch eine Frage der Zeit, bis da mal irgendjemand, ein Journalist, Germanist oder Biograph, drauf stoßen würde.

    Naja, Donnerstag abend werden wir alle dann ja die abschließende Wahrheit über Grass´Motivation des Wartens und anschließenden Veröffentlichens im Gespräch mit Ulrich „Uli“ Wickert erfahren.

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    #5263577  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,737

    Ich habe mich leider nicht hinreichend und ausschöpfend mit Werk und Leben von Grass beschäftigt (;-)), frage deshalb mal naiv und nicht wertend nach dem eigentlichen Kern der Debatte. Geht es hier darum, dass Grass überhaupt mal Mitglied der SS war und wird nur seine späte Stellungnahme kritisiert? Hätte ihm demnach ein früheres Bekenntnis, als geläuterten Nazi, in seiner Moralistenrolle eher gestärkt? Das Ausmaß der Kritik wäre für mich nur dann nachvollziebar, wenn er sich bisher als eine Art Wiederstandkämpfer inszeniert hätte. So finde ich es extrem unspannend, jemanden aus dieser Generation als Mitläufer zu entlarven.

    --

    #5263579  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    @bullitt: Muffki hat den Kern der Debatte hier auf den Punkt gebracht…

    muffkimuffki Selbst die, die ihn jetzt an den Pranger stellen, meinen damit nicht den 17-Jährigen, sondern den Großschriftsteller, der jahrzehntelang auf der einen Seite nicht öffentlich gemacht hat, was er als 17-Jähriger getan hat oder was mit ihm passiert ist, der aber auf der einen Seite sich über all die Jahre als moralische Instanz gebärdet hat.

    Die Mitgliedschaft in der SS selbst macht ihm eigentlich kaum einer (außer vielleicht Walesa) zum Vorwurf, zumal er sich ja immer schon dazu bekannt hat, als Jugendlicher der Naziideologie unkritisch gegenüber gestanden zu haben. Nur der verdrängende und verschweigende Umgang mit seiner eigenen Vergangenheit über all die Jahre wird ihm angelastet, während er genau dies bei anderen immer angeprangert hat.

    --

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    #5263581  | PERMALINK

    faspotun

    Registriert seit: 22.04.2005

    Beiträge: 3,301

    Bullitt als eine Art Wiederstandkämpfer

    So als Stehaufmännchen meinst du? ;-)

    --

    #5263583  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,737

    muffkimuffki Selbst die, die ihn jetzt an den Pranger stellen, meinen damit nicht den 17-Jährigen, sondern den Großschriftsteller, der jahrzehntelang auf der einen Seite nicht öffentlich gemacht hat, was er als 17-Jähriger getan hat oder was mit ihm passiert ist, der aber auf der einen Seite sich über all die Jahre als moralische Instanz gebärdet hat.

    Sonic Juice
    Nur der verdrängende und verschweigende Umgang mit seiner eigenen Vergangenheit über all die Jahre wird ihm angelastet, während er genau dies bei anderen immer angeprangert hat.

    In muffkis Beitrag alleine hätte ich eben keinen Wiederspruch erkennen können. Sehe keinen Zusammenhang in einer SS-Mitgliedschaft als Jugendlicher und einem Dasein als moralische Instanz als späterer Großschriftsteller. Ob er seine Vergangenheit zur öffentlichen Diskussion stellt oder nicht wäre dabei doch völlig irrelevant. Wenn er aber tatsächlich anderen implizit Verschwiegenheit im Umgang mit deren Nazivergangenheit vorgeworfen hat, sieht die Sache etwas anders aus. Das würde eine Offenlegung der eigenen vorraussetzten.

    --

    #5263585  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    BullittWenn er aber tatsächlich anderen implizit Verschwiegenheit im Umgang mit deren Nazivergangenheit vorgeworfen hat, sieht die Sache etwas anders aus. Das würde eine Offenlegung der eigenen vorraussetzten.

    Ich muss allerdings zugeben, dass ich hier auch nur Halbwissen aus Sekundärquellen (a.k.a. Zeitungswissen) wiedergeben kann. Wen und was Grass nun alles in welchem Tonfall seit den 50ern angeprangert hat, kann ich mangels Zeitzeugnisschaft und tieferer Beschäftigung mit seiner Person auch nicht wasserdicht wiedergeben und bewerten.

    --

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    #5263587  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,737

    Sonic JuiceIch muss allerdings zugeben, dass ich hier auch nur Halbwissen aus Sekundärquellen (a.k.a. Zeitungswissen) wiedergeben kann. Wen und was Grass nun alles in welchem Tonfall seit den 50ern angeprangert hat, kann ich mangels Zeitzeugnisschaft und tieferer Beschäftigung mit seiner Person auch nicht wasserdicht wiedergeben und bewerten.

    Okay, aber wie gesagt, genau darin läge für mich der springende Punkt. Alles andere wäre Populismus der Liga „Joschka Fischer der böse Steinewerfer“.

    --

    #5263589  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    Halbwissen trifft es nicht ganz. Es gibt ja nun diverse Aussagen von Grass, die seine Verlogenheit über die Jahre hinweg jetzt offenlegen. Gestern im Heute-Journal eröffnete der Moderator den Grass Bericht mit einem Zitat. Ich bring’s jetzt nicht mehr zusammen. Es lautete dem Sinn nach: wer die Vergangenheit nicht bewältigt hat, hat in der Zukunft keine Daseinsberechtigung, oder so ähnlich. Auf jeden Fall eine Aussage, die Grass selbst mit seinem späten Bekenntnis nun ad absurdum führt.

    --

    #5263591  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    @mick: mit Halbwissen habe ich ausschließlich meinen eigenen Wissensstand gemeint.
    Ich kann mir das halt nur aus diversen Medien zusammenklauben und auf dieser Basis ein Urteil bilden, weil ich es nicht live und direkt erlebt habe.

    @bullitt: Als Beispiele für seine unerbittliche Kritik an der Vergangenheitsbewältigung anderer werden etwa genannt seine Vorwürfe und Rücktrittsforderungen gegen Kiesinger und insbesondere sein Angriff gegen Kohl und Reagan´s Soldatenfriedhofs-Besuch (dem wir immerhin den Ramones-Song „Bonzo Goes To Bitburg“ verdanken).
    Seine Kritik an Kohl und Reagan machte Grass damals offenbar an dem Umstand fest, daß – unter 2000 weiteren Gefallenen – auch 49 Mitglieder der Waffen-SS waren, allesamt 17- und 18-jährige. Frank Schirrmachers Hinweis in der FAZ, hier handele es sich „womöglich (um) Angehörige seiner eigenen Division“, macht die Problematik dieser Kritik deutlich. Um ihn selbst, wäre er damals gefallen, hätte man dann ja auch nicht trauern dürfen, weil er als jugendlicher SS-Soldat nach seiner Auffassung nicht wert war, betrauert zu werden?

    Hier kann man Auszüge aus Äußerungen von Grass lesen, daher habe ich die obigen Angaben. Kann aber nichts über die Seriösität und politische Tendenz der Quelle sagen (scheint auf den ersten Blick konservativ-republikanisch im amerikanischen Sinne zu sein).

    --

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    #5263593  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,737

    Mick67Halbwissen trifft es nicht ganz. Es gibt ja nun diverse Aussagen von Grass, die seine Verlogenheit über die Jahre hinweg jetzt offenlegen. Gestern im Heute-Journal eröffnete der Moderator den Grass Bericht mit einem Zitat. Ich bring’s jetzt nicht mehr zusammen. Es lautete dem Sinn nach: wer die Vergangenheit nicht bewältigt hat, hat in der Zukunft keine Daseinsberechtigung, oder so ähnlich. Auf jeden Fall eine Aussage, die Grass selbst mit seinem späten Bekenntnis nun ad absurdum führt.

    Und Grass hat seine Vergangenheit nich bewältigt, weil er es versäumt, sie vor 40 Jahren der Bild-Zeitung zu diktieren? Grotesk.

    --

    #5263595  | PERMALINK

    alex8529

    Registriert seit: 12.03.2005

    Beiträge: 4,753

    Sonic Juice
    Hier kann man Auszüge aus Äußerungen von Grass lesen,

    interessant: „Jahrzehntelang nährte Grass die Lüge, er sei 1944 als Flakhelfer eingezogen worden.“

    kommt zum Verschweigen auch noch die Lüge dazu, oder wie ist das zu verstehen ??

    --

    Wenn einem die Argumente ausgehen, sollte man zur Beleidigung greifen (A.Schopenhauer) Hilfe gibbed hier: http://www.amazon.de/beleidigen-Kleines-Brevier-sprachlicher-Grobheiten/dp/3406511252
    #5263597  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    alex8529interessant: „Jahrzehntelang nährte Grass die Lüge, er sei 1944 als Flakhelfer eingezogen worden.“

    Soweit ich das verstanden habe, war das tatsächlich seine „Legende“ für diese Zeit. Er wurde ja sicherlich nicht selten danach gefragt, was er in dieser Zeit wohl getan hatte.

    --

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